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asgard1980Ich denke mal genau da liegt das eigentliche Problem, dass heute soviele Ehe geschieden werden. Jeder schaut mehr oder weniger auf sich selbst, wie man für sich das Beste aus einer Beziehung ziehen kann. Darauf, was der andere Partner dabei fühlt/ denkt ist vielen letzlich scheissegal.
Ein anderer und vielleicht wichtiger(er) Faktor ist, dass eine Scheidung im Bezug auf Recht und Finanzen in den letzten 60-50 Jahren deutlich erleichtert wurde. Was hier irgendwie nicht so richtig durchkam, ist, dass der Hintergedanke einer Ehe nicht selten gar nicht so ausgesprochen romantisch war. Zum einen war es manchmal eine finanzielle Absicherung für die Frau (die sich damit in Abhängigkeit begab), der eine berufliche Karriere, die mit der des Mannes vergleichbar wäre, verwehrt blieb, und ihre Familie, zum anderen machte in dem Punkt die Kirche und die allgemeine gesellschaftliche Bigotterie ihren Einfluss auf das Leben des Einzelnen deutlich. Auch in Europa hatte man sich die Scheidung manchmal doch mehrere Male überlegt, in manchen Fällen verlor man (als Frau) an Ansehen. Natürlich war die Situation in den Industrieländern im 20. Jahrhundert keinesfalls gänzlich unhintergehbar und ich will auch nicht sagen, dass das der Normalfall gewesen wäre, aber die Ehe hatte, so jedenfalls mein Eindruck aus Gesprächen mit „Zeitzeugen“, teils schon den Beigeschmack eines Zahnrads im Gesellschaftssystem. Trophäenjagt, Absicherung – ich habe schon den Eindruck, dass das heutzutage seltener geworden ist (kann mich allerdings auch täuschen). Von meiner Familie in Russland und deren Freunden/Freundinnen bekomme ich diese Vorstellung heute noch mit. Da hat die Ehe immer noch einen gewissen Statussymbol-Charakter, aber die Situation auf dem Arbeitsmarkt (z.B.) ist dort auch schwieriger als in Deutschland.
Gerade dieser komische Beigeschmack macht für mich die Idee Ehe ein bisschen unsympathisch, auch wenn die Motive heute natürlich andere sind. Ich könnte mir allerdings auch nicht vorstellen, dass ein solcher symbolischer Akt mir in positiver Hinsicht etwas bedeuten könnte – eher gar nichts. Ich habe aber auf das ganze Thema (also Beziehungen) bezogen eh eine andere Perspektive.
Für eine Heirat in Las Vegas samt Annullierung der Ehe nach 55 Stunden bin ich aber immer zu haben.
Prinzessin ZitreneDas ist aber allgemein ein Problem unserer heutigen Gesellschaft – es wird zu wenig aufeinander geschaut, die Leute sind meist in jeder Beziehung erst mal egoistisch. Das schlägt sich dann in allem möglichen nieder, am meisten jedoch in Partnerschaften die viel Kompromissbereitschaft, Fürsorge und Kraft kosten (können).
Mal eine ganz und gar wertfreie und nicht provokante Frage, da ich ja noch klein bin: Wann war es denn anders?
asgard1980Viele Singles sind nicht etwa allein, weil se niemanden finden. Der Grund ist meist, dass viele sich sagen, toll Unabhängig, brauche auf niemanden Rücksicht nehmen (Kommen und gehen wann und wohin man wil/ niemanden Rechenschaft ablegen). Bettgeschichten finden sich quasi jedes Wochenende in der Disko oder Kneipe. Warum sich also binden, quasi auch Verantwortung für jemand anderes zu übernehmen und zusehen, dass es dem Partner an nichts fehlt. Mag für viele gerade junge Leute ne gute Lösung zu sein. Aber mit zunehmenden Alter bekommen diese auch dann nen Rappel von wegen wofür hab ich gelebt?, Ist das nun alles? etc.:-(
Die Kehrtwende zur Zweisamkeit und Häuslichkeit im Erwachsenenalter muss aber trotzdem nicht sein. Hat für mich auch nicht zwingend (wenn auch vermutlich oft) etwas mit fehlender Reife zu tun, wie es dein Beitrag impliziert…korrigiere mich bitte, wenn ich dich falsch verstanden habe. Gibt gewiss Menschen, die mit diesem Single-Lebensentwurf glücklich sind und ihre Erfüllung außerhalb von Liebesbeziehungen finden. Die Selbstverwirklichung (bzw. der Ego-Trip) eignet sich super dazu, für mich im Speziellen das Aufgehen in Kunst.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]