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BubblesEs ist nunmal so dass die Wahrheit oft unbequem ist…wir bekommen soviele Komplimente von Menschen die uns lieben dass wir gar nicht mehr auf die Idee kommen wir könnten etwas verbessern. Bis jemand kommt und kritisiert uns. Jeder fühlt sich durch Kritik erstmal angegriffen. Klar. Aber anstatt diese zu übergehen (evtl. sogar als Beleidigung) sollte man hinterfragen ob etwas dran ist…das musste ich auch erst lernen. Ich fand mich eine zeitlang einfach nur perfekt – bis ich schmerzhaft von meinem hohen Ross heruntergezogen wurde, das tat weh. Aber ich denke alle Menschen haben das mal nötig…runterzukommen…sich zu fragen ob man etwas für sich verbessern kann (Aussehen, toleranter sein, Ernährung, nachsichtiger sein, etc.)
BubblesDas kann gut sein. Ich meinte aber nicht nur die Optik sondern mal den Charakter prüfen….z.B. wie gehe ich mit meinem Gegenüber um? Oder auch die Gesundheit, welcher Sport tut mir gut?
Was hat das im Beziehungsthread zu suchen? Ganz einfach. Gehts mir gut, gehts meiner Beziehung gut.
Na, beim ersten Post ging es dir allerdings auch schon um die Optik…
Ich persönlich stimme mit den beiden Beiträgen so nicht überein. Was mich aus deinen Beiträgen „anspringt“ ist das streben nach „Verbesserung“ und „Perfektionismus“ des Charakters und der Optik. Alles kritisch zu hinterfragen mit dem Ziel der ständigen Verbesserung empfinde ich persönlich als fragwürdig. Letztlich sogar als ein gesellschaftliches Problem.
Es beginnt doch schon in der Schulzeit: Der Fokus liegt doch oftmals auf den Defiziten des Schülers. Da fallen Sätze wie „In Deutsch und Englisch hast du gute Leistungen erzielt, A B E R in Mathe und Physik musst du dringend an Dir arbeiten.“ Diese Haltung zieht sich dann durch die gesamte Schullaufbahn – der Fokus liegt nahezu immer auf den Defiziten.
Gleiches erfährt man dann in der beruflichen Laufbahn: Es wird ständig geschaut wo man sich verbessern kann, wie man seine Arbeit schneller/besser/kostensparender usw. erledigen kann. Selbst bei guten Arbeitsergebnissen wird noch geschaut wie man diese weiter verbessern kann.
In meinem Job habe ich jeden Tag mit Menschen zu tun die genau deswegen in existenzielle Krisen gerutscht sind: „Was ist falsch mit mir, dass ich keinen Beruf finde / keine Beziehung führen kann etc“. Das könnte ich jetzt in einem ewig langen weiteren Text auswalzen, aber das würde zu weit gehen. Worauf ich hinaus will:
Wir sind so verdammt großartig darin Dinge zu hinterfragen, zu kritisieren, anzuzweifeln usw. das wir oftmals vergessen einfach nur „genügsam“ und zufrieden zu sein. Hinzunehmen, dass nicht alles perfekt ist und man DEN Idealzustand niemals erreichen wird. Das es in Ordnung ist, wenn man Schwächen in bestimmten Bereichen hat. So nach dem Motto „Akzeptiere was du nicht verändern kannst“.
Ich persönlich bin dafür, dass man immer wieder inne hält und sich vor Augen führt, was man eigentlich gut macht. Und das man selbst seine Schwächen „feiert“ und man dadurch lernt sie zu akzeptieren. Das bedeutet im übrigen nicht, dass man resigniert oder das der bequemere Weg zu leben ist – ich persönlich denke einfach, dass man dadurch zufriedener wird.
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Übrigens, das ist so eine andere Sache, die ich immer machen wollte, außer Boxer werden: In BEstattungsunternehmen rumlungern. Ich wollte einer von diesen Typen sein, die die Tür aufmachen und sagen >>Herzliches Beileid<<(Charles Bukowski)