Re: Tag am Meer Sampler – nur die Ergebnisse!

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Serpentine

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Der Tag am Meer mit Blutspender ist doch latent anders ausgefallen, als ich das anfangs erwartet hatte. Der werte Herr hat sich nämlich bei seinem in drei Akte gegliederten Werk nicht gerade die Wurst (oder doch den Käse?) vom Brot nehmen lassen und zwecks Erzeugung von Atmosphäre mal eben noch aus den insgesamt acht Teilsongs einen einzigen, knapp 40-minütigen Wellenbrecher mit omnipräsentem Meeresrauschen gemacht. Das bringt nun die Problematik mit sich, dass es schwer fällt, einzelne Songs aus diesem (ja!) Gesamtkunstwerk herauszureißen und gesondert zu bewerten. Daher lieber mein eigenes kleines Drehbuch zu diesem Meisterstück!

Sonnenuntergang. Ich erreiche den Strand, die Wellen prasseln erstaunlich laut auf den Sand der einsamen Meeresbucht. Von irgendwoher vernehme ich noch ein leises Schreien, das sich unter die Kakophonie der rauschenden Gedanken in meinem Kopf legt. Ich bin verwirrt, irgendwie wirkt nichts wirklich nachvollziehbar, aber doch angenehm (War From A Harlots Mouth – „Medley“). Die Stadt hatte meine Sinne vernebelt, meinen Gedanken die Klarheit genommen. Noch bin ich nicht wirklich hier, doch schon nach knapp 2 Minuten fühle ich mich frei und blicke verträumt in den Horizont. Ich kann mich voll und ganz entspannen, die Stimmen in meinem Kopf sind verschwunden und ich denke daran, wie wunderbar auch Einsamkeit doch sein kann. Zugleich fühle ich mich dennoch an SIE erinnert, jedoch nur entfernt. Ich fühle mich harmonisch. Die Geräusche in meinem Kopf sind es auch. (The Electrician – „I Wanna Nibble Under Your Training Bra“) Wenig später jedoch, nachdem ich mir die erste Tüte gebaut habe und sie gerade anzünde, werde ich die Erinnerung an sie doch nicht ganz los. Stattdessen scheint sie aus der Ferne über das Meer auf einer übergroßen solo-spielenden Gitarre angeschwommen zu kommen, um mir sirenenartig ins Ohr zu hauchen. (Wata – Angel)
Ende des ersten Aktes.
Der Wellengang kommt mir geradezu ohrenbetäubend laut vor. Mein Gehör hört abermals aus der Ferne die Klänge einer entfernt an Blues erinnernden Gitarre, die begleitet von einem summenden Sänger und einem immer drastischer werdenden Schlagzeug näher und näher kommt um sich schlußendlich in ihrer vollen betäubenden Lautstärke direkt vor mir zu versammeln und dort einen Auftritt direkt vor mir zu spielen. Kopfdröhnen inklusive. Die Instrumente werden hierbei von niemandem bedient. Alles wirkt entrückt und doch so nah. Ich schließe meine Augen. (Colour Haze – „Aquamaria“) Die Geräuschkulisse des Meeres sowie ihre ureigene Musik haben mich nun voll in ihrem Besitz. Ich merke, wie mir der Wind über das Gesicht streicht und habe das Gefühl, dass ich zu diesem Zeitpunkt vermutlich der zufriedenste und glücklichste Mensch der Welt bin. Die Klänge in meinem Kopf ergeben ein großes einnehmendes, melodisches Ganzes, das immer weiter anschwillt, ohne dabei an meiner pursten Zufriedenheit zu kratzen und ich habe das Gefühl, auch morgen noch diese Melodie, die mir merkwürdig vertraut vorkommt als einen zuverlässigen Ohrwurm an meiner Seite zu haben. (Pelican – „Aurora Borealis“) Der Trip hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht, doch verfliegen will die Stimmung hierdurch noch lange nicht. Ich liege weiterhin mit geschlossenen Augen da und male mir aus, wie toll es doch wäre, auf einem Einhorn über den Grund eines Sees zu gallopieren. Der Rythmus in meinem Kopf passt sich diesem Wunschdenken hierbei hervorragend an und ich habe mehrmals das Gefühl, dass das Einhorn just in diesem Moment schon zu mir spricht. Da kann auch die völlig verstimmte Gitarre, die in meiner Fantasie ein Solo spielt nichts dran ändern. (Boris With Michio Kurihara – „Arco-ìris“).
Ende des zweiten Aktes.
Ich öffne meine Augen und bemerke, dass die Sonne verschwunden ist und einer warmen Nacht gewichen ist. Zudem bemerke ich, dass ich nicht mehr alleine an diesem Strand bin, sondern mich inmitten einer großen Menschenansammlung liege, die sich um ein kleines Feuer herum versammelt haben. Ich fühle mich in dieser Menschenmenge nicht wohl, mein Kopf wummert nur noch und ich wanke langsam, wie in Zeitlupe, weg vom Lagerfeuer, laufe, ohne mich wirklich zu bewegen und irgendwie scheinen mich alle Menschen mit starrem Blick anzusehen. Ich schließe meine Augen, bewege mich vorwärts und merke, wie ich plötzlich stolpere, nach vorne kippe und sogleich in der Luft hängenbleibe. (Isis – „Carry“) Ich merke, wie sich meine Augen öffne, doch erkenne nichts. Mich umgibt ein monochromes Schwarz. Gleichermaßen schockiert wie verängstigt hebe ich meine linke Hand, nur um zu sehen, ob diese noch vorhanden ist. Bin ich gerade schwerelos? Ich versuche, mich zu drehen, was mir jedoch nicht gelingt, da ich außer meinem eigenen Körper keinen Angriffspunkt finde. Um mich nur augenbetäubende Schwärze. Ich schließe panisch meine Augen, öffne sie wieder, schließe sie noch einmal, öffne sie wieder, doch nichts passiert. Ich bleibe gefangen und spüre nichts mehr, meine Sinne werden lahm und ich fange an zu weinen. Ich denke mir: „Was ist völlige Freiheit schon wert, wenn sie doch eigentlich nur Einsamkeit bedeutet?“ Dann schließe ich die Augen und öffne sie nie wieder, bis mich das große schwarze Nichts verschluckt. (The Pirate Ship Quintet – „Pirate Ship“)

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Serp verliert Geld: 22.8. xKingdomx/xRhinocerosx, Konstanz; 4.9. Fake Problems, München; 15.9. Misery Signals/Your Demise/TN12LLY, München; 25.10. Raised Fist/Deez Nuts/Endwell, München To be continued!