Re: nächtliches tummeln in der Stadt – Ergebnisse

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palez

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Sodele, here comes the sun, bzw. das Reh-Wüü von Mountain_Kings „Big City Nights“-Sampler…

1. Aldarion – The Dusk

Netterweise hat mich der Bergkönig vorher darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um seine Ex-Band handelt, wohl um das Risiko zu umgehen, allzu hart abgewatscht zu werden, ne? Na ja, so ein bisschen Keyboard-Geplänkel als Intro halt, klingt jetzt natürlich nicht so State of the Art, aber ist auch nicht verwerflich.

Die nun folgenden vier Songs stammen allesamt von Live-Alben, was natürlich den Schluss nahelegt, dass Mounties Stadtnacht-Abend auf einem (Wunsch-)Konzert beginnt. Das Line-Up besteht aus den so überaus homogen und passend zusammengesetzten Bands Slipknot, Machine Head, Children of Bodom und, äh, Phil Collins.

2. Phil Collins – In The Air Tonight

…und hier kommt die angekündigte, angesichts meines bereits offensiv zur Schau gestellten Faibles für 80er-Schnulzenpop gar nicht mehr so wirklich erschütternde kleine Blamage ^^. „In The Air Tonight“ mag ich nämlich total gerne, „Another Day In Paradise“ auch. Und sollte ich bei der Gelegenheit noch erwähnen, dass ich auch „Total Eclipse of My Heart“ von Bonnie Tyler total toll finde, wo ich schon auf dem Beichtstuhl sitze und dabei bin, meine sowieso nur spärlich vorhandene Coolness auf einen dreistelligen Minuswert zu reduzieren…na ja, wie auch immer, zurück zum Thema.
Angenehmes, zurückhaltendes Wabern, verhaltene Drumbeats, baut auf jeden Fall schon mal Atmosphäre auf. In dieser Version zeigt sich der Song wesentlich beweglicher, variantenreicher und spannender als im Korsett der Konservenversion, vor allem die Gitarren-Akzente gegen Ende sind recht gut gesetzt. Alles in allem durchaus eine positive Überraschung.
8/10

3. Slipknot – Eeyeore

Hajo, Slipknot. Natürlich ist das in technischer Hinsicht durchaus schon ziemlich bemerkenswert, natürlich macht der Song ordentlich Druck. Aber auch mit „Eeyeore“ habe ich das gleiche Problem wie mit vielen Songs der Band: das Ganze ist einfach so unglaublich überzogen und aufgesetzt, die mit allen Kräften bemühte Brutalität, auch das Image…Und so rauscht der Track in gut 2 Minuten atem-, spur- und seelenlos an mir vorbei, ohne größeren Eindruck zu hinterlassen und ohne eine Reaktion zu provozieren, die über ein leises Seufzen hinausgeht.
4,5/10

4. Machine Head – The Blood, The Sweat, The Tears

Tiefergelegter 90er-Stiernackengroovethrash von den Mitbegründern persönlich, na, mal schauen. Irgendwie finde ich die Band seit längerer Zeit doch schon ziemlich unspannend, „The Blood, The Sweat, The Tears“ ändert da jetzt nicht so exorbitant dolle viel dran. Kann mir aber vorstellen, dass das Ganze live tatsächlich gut für Stimmung sorgen könnte, dochdoch. Und zumindest muss der Drummer nicht befürchten, aufgrund der mantraartigen Wiederholung immer gleicher stumpfer Drumtakte irgendwann wegzunicken, ist ja immerhin auch schon was. Und ich kann den Gesang von Herr Flynn ja normalerweise gar nicht mal so gut leiden, aber hier fügt er sich als gelegentlicher atmosphärischer Kontrapunkt bestens ins Gesamtbild ein. Recht nett eigentlich.
6,5/10

5. Children of Bodom – Towards Dead End

Soso, die Kinder vom Bodensee, eine eigentlich weitgehend von mir ignorierte Band. Nundenn, was erwartet uns hier: einigermaßen leicht ein bisschen harter Power Metal europäischer Prägung im Instrumental-Bereich, die Düdelfidel-Gitarren flattern gen Walhalla, das Drumming ist mal genretypisch galoppierend, mal stampfend. Mr „Four Letter Word“ Himself keift da irgendwas vermutlich komplett Belangloses ins Mikro. Und die Keyboards, die dürfen natürlich auch nicht fehlen. Fideldüdel, Klimperklimper, Pirouette gedreht und dann straight towards Fairyland. Manchmal, und dafür werde ich wahrscheinlich der Ignoranz bezichtigt und gevierteilt, erinnert mich die Schose sogar ein klein wenig an Nightwish. Manchmal lässt man Keyboardheini und Gitarrenhorst auch mal etwas zum ausgiebigen Rumgniedeln von der Leine, anstatt den Song in der Hälfte seiner Zeit kurz und schmerzlos zu beenden. So, where’s the point, guys? Na ja, ziemlich belanglose bis doofe Schulterzuck-Lala für ganz andere Leute als mich.
3,5/10

Hajo, Konzertabend zu Ende, Monsieur Mountie sammelt seine Freunde ein, stopft sie ins Auto, bringt sie, denn der Samplerverlauf legt nahe, dass sie in der Innenstadt wohnen und er selbst am Arsch der Welt, erstmal heim und auf dem Weg dorthin gibt es erstmal ordentlich Party-Nachwehen…

6. Savatage – Power of the Night

Das wird bleich ganz böse Watschen und Ignoranz-Vorwürfe hageln, ich sehe es schon kommen…
Der Song wird eingeleitet von spacigem Synthie-Geblubber, hajo, das hielt man Mitte der 80er wohl für futuristisch. Whatever. Geht sehr, sehr, sehr normal und, äh, naturgemäß für 80er-US-Power Metal, sehr, sehr, sehr altbacken weiter. Das zweifelsfrei vorhandene Talent der Musiker ist hier schon einigermaßen zu erkennen, springt mir Bombast-Kitschtante aber halt nicht so ins Ohr wie von Musical-Einschüben, Möchtegern-symphonischen Fanfaren und meterdick aufgetragenem Pathos getragen auf den späteren Alben. Es hat einen gewissen an den damaligen Zeitgeist gebundenen Charme, die Strophen finde ich sogar einigermaßen mehr oder minder fast schon ein bisschen töfte. Nun kann ich beim Gesang aber beim besten Willen nicht die nachgesagte Genialität entdecken, nun ist „nett“ hier IMO das höchste Niveau, das die Gitarrenleads erreichen. Ich meine, ich finde das Gebotene ja nun nicht wirklich schlecht, gelegentlich wippt der Fuß im Takt mit, aber es will mich halt partout nicht begeistern…Sorry.
5,5/10

7. Red Hot Chili Peppers – Road Trippin‘

Ich will ja nun die Chilipampers nicht wirklich in den elitären Kreis meiner absoluten Hassbands aufnehmen, wo ich doch nur die Hitsingles von denen kenne…
Bei „Road Trippin'“ entledigt man sich aber netterweise vieler sonst nervender Merkmale, keine äußerst penetranten Gitarren, kein, ähemm, überaus selbstbewusster Anthony Kiedis. Betont/bemüht unaufdringliches Akustikgitarren-/Streicher-Lagerfeuerlied-Lied, zum Ignorieren wie geschaffen.
3,5/10

8. Sonata Arctica – Fullmoon

Argh, Nightwish-Trauma schon wieder. So in etwa das, was ich als „typischen“ Euro-Melodic Metal beschreiben würde. Endlos banale, sehr, sehr mitgrölbare Melodeichen straight outta schon wieder Fairyland, blöd klingende Keyboards, wehendes Brusthaartoupet, fixes Drumming, halt wie DJ Bobo für Sword & Dragon-Nukular Blast-Victims. She should not lock the open door (run away, run away, run away)… lalala, diudiudiu, mitschunkeln, Kameraden! Würde mir in Gesellschaft und mit drölf Promille vielleicht ja halbfreiwillig gefallen, gewissermaßen tut es das auch schon fast im nüchternen Zustand und ohne Pappkameraden um mich herum. Die Melodien finde ich halt schon mit etwas Wohlwollen ganz nett, aber an diesem Beispiel wird auch die Blutsverwandtschaft von „nett“ zu „scheiße“ deutlich. Löst leider nicht so ganz, wie es sich für anständigen Metal dieser Prägung gehört, Brechreiz, Bluthochdruck und unbändige Wut in mir aus, hat aber trotzdem einigermaßen trashigen Charme.
4/10

Ich bin nicht sehr nett heute…

9. Venetian Snares – Hajnal

Wuha, na, das nenne ich mal Kontrast :haha: . Sehr nervöse Streicher, einer seiner Freunde scheint dem Bergkönig wohl ganz doll böse, verbotene Substanzen verabreicht zu haben. Ist aber nicht ungefährlich, sowas, kann man beim Autofahren schnell ein paar Unschuldige mit in den Tod reißen.
Und so schlängeln sich Streicher, Blasinstrumente und Klavier zwischen akuter Paranoia und klassischer Eleganz umeinander, so von 1:40 bis 2:53 wird die Schose recht jazzy. Und als ich mich nun schon so langsam frage, wo es denn nun bleibt, setzt auch schon das Breakbeat-Massaker ein. Das Besondere an diesem Stück ist seine merkwürdige, zerfaserte, doch definitiv vorhandene und relativ gut nachvollziehbare Struktur und dass Herr Funk die Wirkung der klassischen Elemente nicht, wie ich es von den mir bekannten Venetian Snares-Stücken in Erinnerung habe, durch den Breakcore-Fleischwolf dreht, sondern sie viel mehr umhüllt.
Motiviert mich, mich mal wieder mehr mit Venetian Snares zu beschäftigen, interessantes und sehr gutes Stück Musik!
8,5/10

10. Death – Crystal Mountain

Ha, kenne ich, mag ich 🙂 .
Brauche ich ja eigentlich keine Worte mehr drüber verlieren. Hier wird die auf den Vorgängeralben an den Tag gelegte Vorliebe für technische, progressive Sounds und Spielweisen in melodischere Bahnen gelenkt. So erschließt sich die Komposition einem recht schnell, bietet aber im instrumentalen Bereich viele nette und interessante Details und Schnörkel. Besonders die akustischen Einsprengsel gegen Ende gefallen mir sehr. Tja, sollte ich wohl mal wieder rauskramen, die Scheibe…
8/10

So langsam ist Mountie nun alle seine Freunde losgeworden und fährt nun, im späteren Verlauf sehr, sehr nachdenklich, auf einer kaum befahrenen Landstraße einsam durch die Nacht…

11. Primal Fear – Diabolus

Ahje, Primal Fear. Keinen Ton gehört bisher. Ist das schon wieder dieser kitschige Fist-raising-Sword & Dragon-Brusthaartoupet-Melodic Power Metal-Quatsch, für den ich es halte? *Schlafmütze auspack*
…aber oh, was hören meine müden Ohren denn da, feierlich langsamer Takt und gar possierliche, orientalisch angehauchte Melodien. So kann es eigentlich weitergehen, tut es im Grunde auch. Irgendwann setzt recht arttypischer, aber gar nicht mal so nerviger Gesang ein. Erinnert mich in der Form ja fast schon an eine nettere und bravere Version von Solitude Aeturnus, das Ganze. Geschenkt, dass es aufgrund seiner affektierten Düsternis und bemühter Hymnenhaftigkeit in Pathos ersäuft, gehört ja durchaus so. Das größte Manko des Songs ist, dass er für seine knapp acht Minuten zu simpel angelegt ist, trotz des angesprochenen „Hymnencharakters“ hätte ich mich schon über etwas mehr Abwechslung und Dynamik im Drumming gefreut.
7,5/10

12. Communic – At Dewy Prime

Das Gitarrenintro finde ich grad ziemlich knorke. Verhalten melancholisch, hypnotisch, so muss das. Diese wunderhübsche Melodie wird im weiteren Songverlauf noch mehrmals wieder aufgegriffen und variiert. Und ich weiß zwar, dass man mit dem Vergleich beiden Parteien keinen Gefallen tut, aber zumindest anfangs kann ich mir bei Oddleif Stenslands Gesang den Gedanken an eine geschliffene Mittelschicht-Version von Nevermores Warrel Dane nicht aus dem Kopf schlagen. Der gesamte Song unterliegt einer etwas bedrückenden Stimmung, es wird konstant eine gewisse Spannung beibehalten. So ist die Härte stets wohldosiert, die Ausbrüche stets kontrolliert, die Ruhe stets trügerisch. Das ist dann auch der einzige wirkliche Wermutstropfen, abgesehen vom Quasi-Refrain (und auch da nur ansatzweise) fehlt mir hier ein wirklich großer emotionaler Showdown, das letzte Quäntchen Unberechenbarkeit und Dynamik. Kann aber auch sein, dass das Stück sich erst im Albumkontext richtig entfaltet, deshalb vergebe ich mal wohlwollende
8,5/10

13. Riverside – Second Life Syndrome

Die musikalischen Haupteinflüsse sind hier nur allzu offensichtlich: da geistern Porcupine Tree durchs Bewusstsein, da ziehen „Judgement“-Ära-Anathema (der Sänger klingt Vincent Cavanagh teilweise erstaunlich ähnlich…) am inneren Auge vorbei, da hört man den Nachhall mittlerer Pink Floyd, da hört man plötzlich, wie Dream Theater zumindest klingen könnten, wenn sie Anspruch nicht mit seelenlosem, technischem Gegniedel und Emotionen nicht mit Disney-Kitsch verwechseln würden. All diese Einflüsse wurden jedoch durchaus gekonnt zu einem stimmigen Ganzen verarbeitet, auf atmosphärische Dichte und filigrane Melodien wurde hier sehr viel Wert gelegt. Das äußert sich vor allem im wunderschönen Quasi-Refrain und in der sehr ruhigen Songmitte. Es ist auch ein angemessenes, nicht zu hohes Level an Härte und Dynamik vorhanden, sodass das Stück fast über die volle Distanz von 15:40 Minuten spannend bleibt. Zwar hat „Second Life Syndrome“ zum Ende hin einen teilweise etwas zu langen Atem, jedoch muss man Riverside lassen, dass sie durchaus einen faszinierenden, in sich geschlossenen Mikrokosmos aufbauen könne. Toller Song, allerdings werde ich auch hier den Eindruck nicht los, dass er im Albumkontext (und in Verbindung mit dem Konzept) besser funktioniert.
9/10

14. Savatage – Sleep

Tja, Monsieur Mountie macht jetzt wohl erstmal Heiabubu und entschwebt mit musikalischer Untermalung von Savatage ins Reich der Träume.

Ein eigentlich sehr ödes und nichtssagendes Akustikgitarrenballädchen, zu dem mir auch gar nicht viel einfällt (Und ich hasse es, wenn so was passiert. Wenn Musik mich einfach derartig kalt lässt. Wenn ich mich nicht einmal drüber aufregen kann. Das ist vertonte Zeitverschwendung.), aber da es halt so herrlich plakativ und passend ans Ende des Samplers gesetzt ist, vergebe ich mal eine diplomatische
5/10 ^^

15. Aldarion – The Dawn

Schon wieder so ein bisschen Eigenwerbung in Form von einem Bontempikeyboardgeschwurbel-Outro. Erinnert mich ja aufgrund der Spieltechnik so ein wenig daran:
http://www.youtube.com/watch?v=jAaw9KDlc3Y
Sorry. *g*
Lass mich raten, Aldarion ist/war eine Burzum-Coverband und du spieltest den Drumcomputer? :haha:

Fazit: Gemessen daran, dass wir eher ziemlich unterschiedliche Vorstellungen von einer Nacht in der Stadt haben, hat mir der Sampler von Mountain_King schon ziemlich Spaß gemacht. Teilweise die Songs an sich, teilweise aber auch nur das Schreiben der Reviews…*g*.
Mit Riverside, Venetian Snares und Communic werde ich mich aber in nächster Zeit mal intensiver beschäftigen müssen 🙂 .