Re: nächtliches tummeln in der Stadt – Ergebnisse

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Mountain_King

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So, nachdem Palez diesen Drogentrip für Leute, die keine Drogen nehmen sehr schön und ausführlich beschrieben hat gibt es jetzt mal eine ganz andere Meinung zu Molochs Sampler. Wie gesagt, musikalisch teilweise absolutes Neuland für mich!

Killing Joke – Darkness Before Dawn

Ein recht beschwinger Einstieg in den Sampler. Killing Joke kenne ich zwar, habe ich aber deutlich anders in Erinnerung. Hier schwingt schönes 80er Flair mit, wenn man den Abend in einer Disco starten sollte, würde ich dazu sicher tanzen. Sehr unaufgeregt, leicht melancholische Stimmung, passt als Einstieg hier gut.
7/10

Autechre – Clipper

Autechre durfte ich schon auf nem Sampler des Turms kennenlernen, ich erinnere mich an ein Stück, welches eine düstere Atmosphäre verbreitet hat und mich an „Alone In The Dark“ denken ließ, das ist auch hier der Fall. Kann ich mir gut vorstellen auf einer nächtlichen Autofahrt durch die eine Stadt, hätte somit auch auf meinen Sampler gepasst. Es geht also ab zur nächsten Tanzbude. Auch hier wieder 7/10, das ende ist aber etwas lang geraten.

The Tiger Lillies – Whore

Ein Akkordeon leitet einen wiederum melancholischen Song ein, auch recht tanzbar, wie nennt man diese Musikrichtung? Nach dem Rausch ist man erstmal total durch, hört die Engel singen und bekommt davon Kopfschmerzen. Anders kann ich mir diesen Gesang nicht erklären, auch wenn er irgendwie passend ist, finde ich diese Stimme doch derartig abstoßend, dass ich mit dem Stück nicht warm werde.
4/10

Computerjockeys – We Wasting

Es geht elektronisch weiter, die Stimmung bleibt traurig, das Tempo gedrosselt. Blechbläser dominieren hier, dazu ein einfacher, aber effektiver Beat, ein paar Sprachsamples, ich stelle mir gerade vor, ich liege Abends mit nem Bier an der Hamburger Außenalster, dieser ganze Sampler könnte auf diese Art und Weise funktionieren. Nicht schlecht, das Stück. 6/10

Bloc Party – The Prayer

Kenne ich, mag ich, an Bloc Party kommt man ja kaum vorbei wenn man sich öfters in der Szene rumtreibt, insofern kann ich hier die Wahl nachvollziehen. Allerdings sollte man auch aufpassen, dass man es nicht übertreibt, sehr unterschwelliger Partyfaktor! Endlich mal ansprechender Gesang, allgemein sehr rar gesäht auf dieser Zusammenstellung. Nette Effekte im Mittelteil, kann man 8/10 geben.

Maudlin Of The Well – Rose Quartz Turning to Glass

Nachdem ich das alles getippt habe ist der Anfang mit den Streichern schon verklungen, ein Klavier setzt ein. Das wars wohl mit Disco, aber der Heimweg wird lang…. Dazu stelle ich mir vor, einer Katze beim Jagen auf einem Hinterhof zuzuschauen nach etwa fünf Minuten beginnt der Kampf dann richtig, die Katze hat die Maus gefangen und auf einmal ändert sich das Stück, es ist wohl Zeit zum Aufbruch.
Schwer nachzuvollziehen, warum die Band einen 7:30 min song schreibt mit einem 5 min Intro, aber irgendwie ists geil, 9/10.

Brendan Perry – Death Will Be My Bride

Jetzt gibts doch noch den Abgesang für die Maus, so richtig schöne traurige Musik, der Herr singt wunderschön tief mit irre viel Gefühl, großartige Effekte auf der Gitarre, dieses Tremologespiele schafft so richtig Atmosphäre. So langsam bekommt dem Hörer wohl die Nacht nicht mehr, Zeit nach Hause zu gehen oder Kraft zu tanken.
Sehr tolles Lied, 9/10.

Alessandro Moreschi – Domine Salvum Fac

Schon wieder Falsett, so langsam geht mit der Nacht aber wirklich den Bach runter. Entweder ist dieses Stück uralt oder gewollt schlecht aufgenommen, jedenfalls würde ich gern besser das Klavier hören sowie den Chor im Hintergrund, das würde vielleicht auch die Bewertung etwas anheben, so geht mir das leider nicht sehr nahe. 3/10

Robert Rich & B. Lustmord – Undulating Terrain

Klingt sehr nach Filmsoundtrack, äußerst düster und noch mehr bedrohlich, sofern ich mal irgendwann in einer Stadt halbtot liege, dieses Ding auf meinem Eipott habe und noch in der Lage bin, diesen zu bedienen, dann würde ich Undulating Terrain hören. Am Ende wird man dann glücklicherweise wieder geweckt, zumindest halbwegs. 8/10

Bohren & Der Club Of Gore – Midnight Walker

So langsam rappelt man sich dann doch wieder auf, auch wenn es nur sehr sehr beschwerlich vorangeht. Das Saxophon lässt einen zumindest merken, dass man wohl in irgendeiner heruntergekommenen Spelunke gelandet ist. Letztlich ist das mir persönlich an dieser Stelle doch zuviel der Ruhe, wenn auch ansprechend dargeboten. 5/10

Coil – Things Happen

Aha, nachdem man dann gemerkt hat, wer und wo man ist, gehts dann doch endlich weiter. Auf dem Weg treffe ich eine Nutte, die mich vollabert und ich komme nicht von ihr weg, da ich einfach zu dicht bin. So ungefähr stelle ich mir das vor, dazu die Kopfschmerzen, total verwirrt und so langsam genervt laufe ich weg. Das Lied verwirrt und nervt mich auch eher, 3/10.

Brian Eno – Passing Over

tja, wo gehts nun lang? Erstmal gibts ne kleine Ruhepause, die Zigarette, die man der Nutte eben nicht gegeben hat wird geraucht, aber danach ist man im Prinzip genauso planlos wie vorher, die Stimmung schlägt von Verwirrtheit wieder zur anfänglichen Traurigkeit um, was Passing Over untersteicht. 6/10

Current 93 – She Took us To The Place Where The Sun Sets

Geht es tatsächlich Richtung Sonnenaufgang? Jein, denn irgendsoein besoffener Penner muss natürlich Stress machen. Die nacht liegt in den letzten Zügen, ich auch so langsam, den Typen hats aber wohl noch schlechter erwischt. Ein garstiger Mensch bölkt einen zu zu Klaviergeklimper und Gitarrengeschwurbel an, es wird nochmal hektischer. 5/10, dieser „Gesang“ geht mal wieder gar nicht 😉

Fleurety – Last Minute Lies

Aber dank einer Lüge kann ich mich in letzter Minute von dem Penner lösen. Jetzt wirds aber auch Zeit nach Hause zu kommen, nun bin ich wieder richtig wach und eile durch die Stadt, die gerade beginnt, den Tag zu begrüßen. Dazu ließe sich zumindest trefflich dieses Stück hören. Puh, bis nach Hause ist es aber noch eine ganze Ecke, sprich, das Stück ist ziemlich lang. Zeit genug, noch einen zu Heben. 4/10

Tom Waits – Reeperbahn

Und ausgerechnet in dem Moment treffe ich einen Kumpel, der gerade von der Reeperbahn kommt. Nachdem ich mittlerweile wieder recht nüchtern bin, singt er mir besoffen einen vor und ich finde es großartig. Zum Einen verstehe ich ihn eh kaum, zum Zweiten bin ich auch irgendwie gerade in der Stimmung für sowas.
Tom Waits hat genau für diesen Moment den perfekten Song geschrieben, ich stimme dann mit ein und wir torkeln glücklich nach Hause. 9/10

Fazit: Nachdem ich ein paar Anläufe gebraucht habe, konnte ich mich nun doch gut in Molochs Sampler einfinden, das Kopfkino musste nur erst den richtigen Film finden. Auch wenn du es nicht geschafft hast, mich für total neue Musik zu begeistern, so muss ich doch zu dieser stimmungsvollen und hochwertigen Zusammenstellung gratulieren!

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Warum sollte Musik schlecht sein, nur weil sie kommerziell erfolgreich ist? Vielleicht ist sie auch deswegen besonders gut.