Re: Eddies Plattenkiste Reloaded: Die 80er Jahre

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Saro

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Beiträge: 7,079

Vö: 1987

Tom Angelripper: Voc, bass
Frank Blackfire: guitars
Chris Witchhunter: drums

Tracklist:

1. Nuclear Winter
2. Electrocution
3. Iron Fist
4. Persecution Mania
5. Enchanted Land
6. Procession to Golgatha
7. Christ Passion
8. Conjuration
9. Bombenhagel

Sodom

Sodom wurden 1982 ins Leben gerufen. Musikalische Vorbilder waren die englischen Bands Motörhead und Venom. Diese waren damals die Rereferenz in Sachen musikalischer Härte. Mit der Ambition noch härter als besagte Bands zu klingen, machten sich Sodom im Jahr 1984 ans Werk, ihr erstes Album aufzunehmen. Während der Aufnahmen kam ein Verantwortlicher der Plattenfirma ins Studio und war von dem, was er da hörte, alles andere als angetan. Der ultra brutale und zugegeben stark holprige Sound, veranlasste ihn, die Aufnahmen an dieser Stelle abzubrechen und erstmal eine EP zu veröffentlichen, um die Reaktionen der angepeilten Zielgruppe abzuwarten.
Die EP In The Sign Of Evil schlug in der Szene ein wie eine Bombe. Nie zuvor wurde der Community etwas so perverses, so krankes, etwas so brutales vorgesetzt. Unter den 5 Songs waren dann auch gleich mal 3 Klassiker, die auch heute noch in mancher Sodom-Setlist zu finden sind (Outbreak of Evil, Blasphemer, Witching Metal).
1986 konnten Sodom dann ihr erstes komplettes Studioalbum Obsessed by Cruelty vorweisen, welches die Vorgänger-EP in Sachen Brutalität nochmals übertraf. Wurde das Debüt von einem Grossteil der Fachpresse verrissen, nahm ein nicht zu verachtender Teil der Metalheads diese Vertonung des Bösen, wohlwollend auf. Der Erfolg des Erstlings kam für alle überraschend, da sowohl der Sound, wie auch die Texte alles andere als massenkompatibel waren.
Thematisch „beschränkte“ sich die Band auf ihren ersten beiden Veröffentlichungen zu einem grossen noch Teil auf Hölle, Tod und Satan. Beide Alben, heute nur noch zusammen auf einen Tonträger gepresst zu erwerben, avancierten zu absoluten Klassikern und können getrost als Einfluss für zahlreiche Death- und Black Metal Bands betrachtet werden.
Nachdem der zweite Gitarist Destructor die Band verlies (starb 1993 bei einem Motorradunfall; R.I.P.!), machte man sich auf die Suche nach einem Ersatz und fand ihn in Altenessen. Frank Blackfire hiess der Auserwählte und bereicherte den Sound von Sodom durch sein Können an den sechs Saiten um ein Vielfaches. Vor dem Release des nächsten, offiziellen Studioalbums, nahm man zunächst die EP Expurse of Sodomy auf, die 1987 erschien.
Das Gründungsmitglied Chris Witchhunter verstarb im September 2008. R.I.P.!

Das Album

Nach dem Erfolg erschien dann im selben Jahr der Zweite Sodom-Longplayer. Jedem Metalfan ist der Name dieses zeitlosen Klassikers ein Begriff. Persecution Mania ist eines der besten und einflussreichsten, deutschen Thrash Metal Alben die bis heute erschienen sind. Bis zum bersten gefüllt mit Thrash-Granaten der Extraklasse, braucht sich dieses Killerwerk weder vor internationalen Top-Thrasher alá Reign in Blood, Bonded by Blood, oder Arise, noch vor unsterblichen Alben der einheimischen Konkurrenz wie z.B. Coma of Souls, Release from Agony, oder Extrem Aggression zu verstecken.

Das erste Mal, sieht man mal von Burst Command Til War (auf In The Sign of Evil) ab, setzen sich Sodom mit dem Theam Krieg auseinander.
Eröffnet wird der Thrash-Reign mit dem ersten Altime-Klassiker Nuclear Winter. Sobald der erste Ton erklingt, sträuben sich einem die Nackenhaare angesichts dieses geilen Songs. Die Schrecken des nuklearen Winters werden hier musikalisch perfekt umgesetzt. Die Gitarre, der Text und Tom’s unverkennbare raue Stimme verleihen diesem Stück das gewisse Etwas. Das trostlose und zugleich aggressive Feeling des Songs, projeziert dem Hörer automatisch Bilder der totalen Verwüstung und des absoluten Chaos vor das innere Auge. Die Gitarrensolis, die Vertonung infernaler Zerstörung. Einfach nur genial!

Mit Song Nummer zwei, Electrocution, befassen sich Sodom mit den Qualen eines zum Tode Verurteilten, welcher auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet wird. Wenn man bedenkt wie Sodom noch ein Album zuvor klangen, haut es einen einfach nur um, wie es den drei Musikern gelingt, die besungen Themen so genial mit ihren Instrumenten zu untermalenen.
Als nächstes erwartet den gestandenen Sodomaniac eine Huldigung an Motörhead in Form des Covers Iron Fist. Zwar passt die Nummer musikalisch gesehn nicht unbedingt zum Sound der gesamten Platte, doch handelt es sich hierbei um eine doch recht gut gelungen „Neuinterpretation“. Spass macht das Stück allemal!
Persecution Mania… Muss ich zu diesem Song wirklich noch etwas sagen?!?;-) Das erste Mal, dass Tom Angelripper über seine historische Leidenschaft, den Vietnam-Krieg „singt“. Thrash Metal in absoluter Perfektion, meine Damen und Herren! Aggression, Geschwindigkeit, Doublebass, 11/10 Punkte!

Seinen Vorgängern in nichts nachstehend, gleicht auch Enchanted Land einer aus den Boxen vorschnellenden Faust, die einem mitten in die Kauleiste brettert! Ich höre den Song gerade, in diesem Moment. Wer bei diesem Thrash-Inferno ruhig sitzen bleiben kann, kann in seiner Ahnenreihe wahrscheinlich nur Torpfosten o.ä. vorweisen. Entschuldigt micht bitte kurz. Ich muss mal abbangen;-)
So wieder da.
Ein spitzen Instrumentalstück namens Procession of Golgatha leitet einen der besten Thrash Metal Songs aller Zeiten ein. Die Rede ist von Christ Passion!
Auch nach gut 20 Jahren bekomme ich beim Ertönen des ersten Riffs noch immer eine Gänsehaut. Und wenn Tom dann loskotzt „We praise the Savior, observe the ten commandments, confess our sins…“, gibt es einfach kein Halten mehr. Die Urgewalt dieser Nummer lässt das Herz jedes Thrashers höher schlagen. Eine Song, der Seinesgleichen sucht!
Würden Metallica allerspätestens jetzt ein Nothing Else Matters in die Runde schmeissen, gönnen Sodom dem Hörer (zum Glück) keine Verschnaufpause und hauen einem mit dem, thematisch an die Vorgänderlaben angesiedelten Comjuration, den nächsten Nackenbrecher Richtung Hirnrinde. Wie auch bei den Vorgängern, hält man das Niveau scheinbar mühelos. Thrash, Thrash und nochmals Thrash! Nicht mehr und nicht weniger!
Tja, nun ist das Album fast durchgelaufen und eine Kultnummer reihte sich an die nächste. Und als wäre es die einfachste Sache der Welt, servieren Angelripper, Witchhunter und Blackfire dem Thrash-Gourmet als Dessert noch gleich die Bandhymne obendrauf. Das alles vernichtende, über wirklich jeden Zweifel erhabene und gottgleiche BOMBENHAGEL beendet eine (den offiziellen Teil) Reise durch die Schrecken des Kieges, des nukleraen Winters, die Abgründe menschlicher Abarten in Sachen Hinrichtung und das diabolisch flackernde Kerzenlicht schwarzer Messen. Bombenhagel setzt den Schlusspunkt an eines der grössten Thrash-Alben aller Zeiten!

Als Bonustrack ist eine „Neuauflage“ des Klassikers Outbreak of Evil zu bewundern. Zwar weiss auch diese Version zu überzeugen, doch gefällt mir das Original auf In the Sign of Evil noch nen Tacken besser, weil Tom in dieser Version noch so richtig „abkotzt“.
Des weiteren wurde die CD-Version von Persecution Mania um die EP Expurse of Sodomy erweitert. Die dort enthaltenen Songs Sodomy and Lust, The Conqueror und My Atonement bilden, wie ich finde, den musikalischen Brückenschlag zwischen den ersten beiden Studioalben, da sie einerseits zwar technisch besser als „Obsessed“ sind (My Atonement & Sodomy and Lust), jedoch von der Brutalität und Bedingungslosigkeit (Sodomy And… & The Conqueror) genauso gut aufs Debüt gepasst hätten.

Tracklist Bonus:

10. Outbreak of Evil
11. Sodomy and Lust
12. The Conqueror
13. My Atonement

Sodom – Nuclear Winter
http://www.youtube.com/watch?v=dLp-JgswVb4

Sodom – Persecution Mania
http://www.youtube.com/watch?v=6yHzfSQKQhg

Sodom – Christ Passion
http://www.youtube.com/watch?v=iy61-II8TIo&feature=related

Sodom – Bombenhagel
http://www.youtube.com/watch?v=qxKgld8Ki_A