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VÖ: 1987
Doro Pesch: voc
Tommy Bolan: guitar
Niko Arvanitis: guitar
Tommy Henriksen: bass
Michael Eurich: drums
Tracklist
1. All We Are
2. Three Minute Warning
3. I Rule The Ruins
4. Kiss Of Death
5. Make Time For Love
6. East Meets West
7. Touch Of Evil
8. Metal Tango
9. Cold, Cold World
10. Für Immer
Warlock
Gaben während der 80er Jahre in den USA vorwiegend Eyeliner, Lidschatten und FCKW den Ton im harten Musiksektor an -es gab zwar einige gute Bands, aber auch viel Scheiß-, stand der alte Kontinent, allen voran die UK und Deutschland, für folgendes: Kompromisslose Härte und Authentizität.
Ob man nun klassische Metal Bands wie Rage, Running Wild, Helloween, oder Thrash-Kombos der Marke Sodom, Kreator und Destruction nimmt, spielte keine Rolle. Jede dieser Bands spielte auf ihre Art straighten Voll-in-die-Fresse-Metal. Selbst die Scorpions waren in ihren Anfangstage so ziemlich das härteste, was es an Musik gab.
Eines hatten aber (fast) alle Bands gemeinsam: Am Mikro stand ein mit einem hässlichen Faltensack und fettiger Mähne versehenes Testosteronmonster.*
Die Düsseldorfer Kapelle Warlock, welche 1982 gegründet wurde, machten da eine Ausnahme. Hier setzte man(n) nicht auf Muckis und Pfurzkanonaden, sondern beglückte die Welt mit einer liebreizenden, zierlichen Blondine. Eine junge Frau, die nicht nur verdammt gut aussah/sieht, sondern in Punkto „den Metal zelebrieren“ ihren männlichen Kollegen in rein garnichts nachstand. Auf dem 1984er Debüt Burning the Witches, konnte sich die breite Öffentlichkeit das erste Mal die powervolle Stimme von Doro Pesch zu Gemüte führen. Zwar gab es von Anfang an viele Skeptiker, die von einer Frau am Mikro, in einer von Männern dominierten Welt recht wenig hielten, doch wer auch nur ein bisschen ehrlich zu sich selbst ist, weiss, dass hier eine Vollblutmetallerin am Werk war/ist. Es folgten die Alben Hellbound (1985) und True as Steel (1986) und von Album zu Album entwickelte sich die Band in Sachen Technik und Songwriting weiter. Ok, man darf hier kein Dream Theatre erwarten. Aber sind wir doch mal ehrlich. Wenn man Bock auf Heavy hat, braucht man kein extra kompliziertes Gitarrengefrickel**. Wenn man Heavy Metal hören möchte, muss es krachen. Und genau das bekommt man bei Warlock in reinster Form geboten.
Die Alben wurden nicht nur von Mal zu Mal besser, nein, die Songs wurden auch eingängiger. Jedoch mussten sie an Power nichts einbüssen. Der Gitarrist Rudy Graf war davon trotzdem nicht angetan und verliess kurzerhand die Band. Wenig später taten es ihm Peter Szigeti (guitar) und Frank Rittel (bass) gleich.
Das Album
Mit den Neuzugängen Tommy Bolan, Tommy Henriksen und Niko Arvanitis ging es dann ins Studio um das neue Album einzuspielen und ein kleines Stück Metal-Geschichte zu schreiben…
Man muss ja kein Doro-DieHard-Fan sein, bin ich auch nicht, aber jeder der auf traditionellen Metal steht muss dieses Album einfach lieben. Dieser Silberling gehört zu meinen absoluten Alltimfaves, weil es sich hierbei um eine 101%ige Metal-Vollbedienung handelt. Das fängt schon beim Cover. Porno hoch zehn! Dieses Cover ist mehr Metal als es die Ladyboys von Bullet for my Valentine jemals sein werden***. Und was sont, ausser dem Cover, macht ein perfektes Album aus? Eine rundum perfekte Tracklist.
Der Opener avancierte in kürzester Zeit zu einer der ganz grossen Metal Hymnen und wirklich jeder, der auf traditionellen Metal steht, wird dieses Stück im Schlaf rückwärts runterbeten können. Die Rede ist von dem Überhit All We Are. „Now we’re stronger, we no longer want you bringin‘ us down. We’ve got the magic, so we’re gonna spread the magic around. YEEAAAH!“
Was für ein Killerstück – von vorne bis hinten genial!
Bei Three Minute Warning wird die Geschwindigkeit dann ein wenig erhöht. Mit 2:30 Minuten das zwar kürzeste Stück der Platte, weiss es aber durch seine Power voll zu überzeugen. Manchmal bedarf es halt keiner 13 minütigen Progmonster um zu sagen, was zu sagen ist. Three Minute Warning haut voll in die Fresse, macht keine Gefangenen – kurz gesagt: Three Minute Warning reicht diese Spielzeit aus um die Boxen Eurer Anlage zum qualmen zu bringen.
Viele, viele Jahre der Opener eines jeden Doro-Konzerts hat I Rule The Ruins nichts, aber auch wirklich absolut nichts von seiner Energie eingebüsst. Dieses Stück, ob nun der schon fast epische Refrain, das ultrageile Gitarrensolo, oder das alles zerlegende Riff, „I Rule“ tritt Arsch!
Nun wird es düster. Wolfsgeheul ertönt, bevor Doro den Kuss des Todes mal gefährlich gefühlvoll, mal ungezügelt aggressiv vergibt. Wieso diese unfassbar geile Nummer im Live-Set so vernachlässigt wird, ist mir ein absolutes Rätsel. Zieht Euch den Track rein und sagt mir, dass er es nicht wert wäre… Zwar im Midtempo angesiedelt, strahlt der Song eine dermaßen Power aus, dass man nicht anders kann als mit zu einer „bösen“ Fratze verzerrtem Gesicht loszubangen!
Jetzt wird dem Hörer Zeit zum Durchatmen gegeben. Make Time For Love markiert die erste Ballade auf Triumph and Agony. Wem sich jetzt die Nackenhaare aufstellen, weil sie/er schon die typische Doro-Schnulze erwartet, dem kann getrost abgeraten werden die Skip-Taste zu drücken. Diese Ballade hat Kraft und Energie und verspeist Schmachtnummern wie Fall for me Again zum Frühstück!
Doch nun machen Warlock wieder das, was sie am besten können. Sie rocken bis der Putz von der Decke bröckelt. Dies geschieht in Form des mit dem über jeden Zweifel erhabenen East Meets West, welches auch heute noch fester Bestandteil im Set ist. Wie All We Are kann auch East Meets West mit den ganz grossen Songs wie Breaking the Law oder Run to the Hills mithalten! Keine Angst. Ihr seid nüchtern und habt auch keinen Sehfehler. Das Lesen habt ihr auch nicht verlernt 😉
Als Geheimtip möchte ich nun die folgende Nummer anpreisen. A Touch of Evil ist der mit Abstand härteste Song den Warlock jemals geschrieben haben. Diabolisch klingende Töne umschwaben den Hörer wie undurchdringlicher Nebel. Und dann, ja dann bricht die Hölle los. Anders kann man es nicht sagen. Unfassbar, wie aggressiv Doro hier ins Mikro schreit. Flankiert von kreischenden Gitarren und ballernden Doublebass, lässt A Touch of Evil so manchen zweibeinigen, ultrabösen Pandamischling ziemlich blass aussehen. Wahnsinn!
Mit Titel Nummer 8 beweisen Warlock Mut und trauen sich experimentell zu werden. Man nennt den Song nicht nur Metal Tango, sondern versucht und schafft es mit Bravour, diesen Namen auch umzusetzen. Es klingt einfach nur geil, wie sich harte Gitarren, eine kraftvolle Stimme und eine wummernde Metal-Rythmusfraktion zu den für Tango typischen Klängen anhören. Ich sage ganz klar: Experiment gelungen!
Cold, Cold World ist ein geradliniger, kompromissloser Metaller, der nochmal alle typischen Warlock-Trademarks ins perfekte Licht rückt. Hach, wenn es diese Band nur heute noch geben würde. Was für geniale Alben mögen noch entstanden sein…?!
Eine Ballade als Rausschmeisser? Das geht ja mal garnicht! SAKRILEG! Ist ja fast so schlimm, wie ein Metal Album mit einer Solchen zu beginnen (Force Majeure – Ich bin auch noch 17 Jahre später nicht darüber hinweg)! Jo. In den meisten Fällen mag das ja auch stimmen. Bei Warlock und einem ihrer weiteren Überhits, dem (grösstenteils) deutschsprachigen Für Immer sieht die Sache aber anders aus. Der Text mag mittlerweile klischeebehaftet wirken, doch täuscht nichts über die Tatsache hinweg, dass das Stück Spaß macht, dass es Bock macht mitzusingen, dass das Lied ein weiterer Ohrwurm ist, dass es kult ist. Um es auf den Punkt zu bringen: Dieser Song ist geil – Punkt!
Und da dieses Album keine einzige schwache Nummer vorzuweisen hat, kann man es guten Gewissens als perfekt bezeichen. Ein Beweis dafür, dass sich auch die Cheffin höchstpersönlich darüber bewusst ist, zeigt eine jede Setlist. Ein Doro-Gig ohne All We Are, I Rule The Ruins, East Meets West und Für Immer? Undenkbar!
*Das ist nicht böse gemeint. Versuche nur alles ein wenig aufzulockern 😉
** Ich mag Dream Theatre. Aber geradlinigen Metal spielen se ja nicht gerade. Deshalb der Vergleich.
*** Das meine ich uneingeschränkt so, wie ich es geschrieben habe 😉
Warlock – All We Are
http://www.youtube.com/watch?v=r9Pgd-22CtU
Warlock/Doro – Für immer (Live ’93)
http://www.youtube.com/watch?v=gQ7x4VhxKLw
Warlock/Doro – East meets West (Live ’93)
http://www.youtube.com/watch?v=O-l5NuzmEBY
Warlock/Doro – I rule the Ruins (Live ’03)
http://www.youtube.com/watch?v=XwJ1wbr4Cos&feature=related
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