Re: Eddies Plattenkiste Reloaded: Die 80er Jahre

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Saro

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Beiträge: 7,079

VÖ: 1985

Michael John Smith: voc.
Christian Loque: guitars
Brian East: bass
Dan Finch: drums

Tracklist

1. Lions Roar
2. Bound To Be Free
3. Feat My Way
4. Sins Of The Damned
5. Into The Fire
6. Master of Disguise
7. Betrayer
8. Sons Of Iniquity
9. No One Left To Blame

Savage Grace

Die Begründer des Speed Metal? Da scheiden sich die Geister. Am meisten werden jeodch zwei Bands genannt. Zum einen wären da die göttlichen Agent Steel; zum anderen die nicht weniger starken Savage Grace. Ins Leben gerufen wurden Savage Grace im Jahr 1981. Zunächst nannte man sich jedoch MARQUIS DE SADE. Gründungsmitglieder waren der Gitarrist Chris Logue, Brian East (b), Dan Finch (d) und Kelle Rhoads (der Bruder des verstorbenen Ozzy Osbourne Gitarristen, Randy Rhoads) am Mikro. Es dauerte nicht lange und es erfolgte die Umbenennung in Savage Grace.
Man veröffentlichte 1982 ein 2-Track -und ein 3-Track-Demo. Auf der zweiten Demoveröffentlichung war Kelle Rhoads schon nicht mehr vertreten. Dieser wurde gegen Dwight Cliff ersetzt. Ja, Savage Grace-Mastermind Chris Logue war schon ein ganz spezielles Früchtchen… Er wechselte seine Mitmusiker, wie andere Menschen ihre Socken. Noch bevor nur ein Jahr später (1983) die EP The Dominatress erschien, musste Cliff seinen Platz für den neuen Frontmann John Birk raumen.
Man höre und staune. Dieses Lineup schaffte es immerhin auf ca. zwei Jahre…!

Das Album

…nunja. Zwei Jahre können verdammt lang sein. Manchmal auch zu lang. Das hat sich wahrscheinlich Chris Loque gedacht, dem der Gesang von Birk nach eigener Aussage „nicht genug nach Metal klang“. Für’s Debütalbum musste ein richtiger Metal-Fronter her, und den fand man dann schliesslich in Michael John Smith. Oh, bevor ich es vergesse: Kenny Powell verliess ebenfalls die Band und gründete die mächtigen OMEN:horns:

1985 erschien Master of Disguise. Was einem hier geboten wird, ist Speed Metal in Reinkultur. Ohne grossen Krimskrams, direkt auf den Punkt gebracht.
Und los geht’s mit Lions Roar. Dieses Instrumentalstück, welches dem Album als Intro dient, lässt einen schon nach den ersten Klängen die Stirn runzeln. Nicht im negativen Sinne. Man fragt sich nur unweigerlich: „Hab ich da jetzt versehentlich ne Omen-CD in den Player geschoben?“
Die Gitarren, obwohl Powell schon nicht mehr am Start war, erinnern so extrem an Omen; es ist ein wahrer Genuss. Ohne Scheiss! Noch heute passiert es mir immer wieder mal, dass ich zur Anlage gehe und die vermeintliche Omen-Platte gegen Master of Disguise austauschen möchte^^
Hielt sich das Intro Speed-technisch noch im Rahmen, verpasst einem Born to be Free ’ne Föhnfrisur, die selbst Carlos Valderrama (kolumb. Fußballspieler) neidisch werden lässt 😉

Ein echter Speed-Kracher, der ohne Umwege voll auf die Zwölf haut – melodisch, hart und mit einem Refrain gesegnet, wie ihn die Mannen von Iron Maiden nicht besser hinbekommen hätten!
Wo wir gerade bei Iron Maiden sind…
Würden die Eisernen Jungfrauen Speed Metal spielen, würden sie sich genau SO anhören!
Das dritte Stück, Fear my Way, ist der ruhigste Song auf diesem Album, was jetzt allerdings nicht heissen soll, das es sich hierbei um eine Ballade handelt. Gott behüte! „Fear“ ist ein klassischer, im Midtempo angesiedelter Metal-Song. Sehr eingägnig, lädt diese Nummer praktisch sofort zum Mitsingen ein und erinnert einmal mehr an einen typischen Maiden-Song.

Ok, das war genug Verschnaufpause. Meine Damen und Herren, bitte schnallen Sie sich zu ihrem eigenen Wohl an. Ab jetzt gibt es die Speed Metal-Vollbedienung made by Savage Grace!
Bei Sins of the Damned spielt sich die Band in einen wahren Geschwindkeitsrausch. Die Gitarren zersägen Beton, als handelt es sich nur um zimmerwarme Butter und die Doublebass gleicht einem Artillerie-Trommelfeuer, das seine ganze Urgewalt im heimischen Wohnzimmer entlädt. Michael John Smith singt und kreicht, als hinge sein Leben davon ab und der Kehrreim ist einfach nur geil – ein echter Ohrwurm. Super!
Auf gleichhohem Niveau befindet sich die nächste Hymne, getauft auf den wunderschönen Namen Into the Fire. Sobald Bruce Dick… ähm, „Mike“ Smith anfängt zu singen, kann man einfach nicht anders. Man MUSS losbangen, mitgrölen und – ach scheiss drauf. Man muss ausflippen!

Die letzten Töne von Into the Fire sind gerade verklungen. Man wandelt orientierungslos durch die Bude. Mutters kostbare Porzellanvase hat den letzten Song nicht überlebt. Egal, staubt eh nur ein.
Der Titeltrack Master of Disguise ist der Inbegriff von Geschwindigkeit. Alleine was diese Drum-Bestie namens Dan Finch schon in den ersten Sekunden aus seiner Schiessbude herausprügelt, ist Speed As Fuck! Versucht garnicht erst mitzubangen. Versucht ihr es doch, dann heult später nicht rum, dass ihr den Kopf nicht mehr drehen könnt, weil alles schmerzt. Und wie bei jedem SG-Song macht auch hier die perfekte Mischung aus Geschwindigkeit, Aggression, Melodie und extrem geilen Gesang diesen Track zu einer Metal-Hymne der Extraklasse. That’s History, Leutz! Metal-Allgemeinbildung! 😉

Etwas gemässigter, aber nichtdestotrotz heavy ohne Ende, geht es mit dem genialen Betrayer weiter. Das ist einer von diesen Songs, die sich schon beim ersten Durchlauf auf ewig im Oberstübchen verbarrikadieren. Ein endgeiler Sing-along. Es bedarf keiner weiteren Worte!

Sons of Iniquity schlägt in die gleiche Kerbe wie Betrayer und überzeugt, genau wie sein Vorgänger, mit einer Melodie, die jeden Metal-Jünger feuchte Träume beschert.
An dieser Stelle möchte auch mal die Gesangsleistung von Mike Smith erwähnen. Was dieser man auf dem Album von sich gibt, ist von einem anderen Stern. Er singt und kreischt wie ein junger Gott. Total pervers (positiv gemeint)!

Beim Rausschmeisser No One Left to Blame geben die Amis dann nochmal richtig Gas.
Wie auch bei den meisten anderen Songs, hört man auch hier diese charakteristischen „Zwillingsgitarren“, wie man sie bei Maiden so sehr liebt. Doch trotz der Vergleiche zu Harris & Co, und die sind oft anwendbar, klingen Savage Grace nach Savage Grace. Diese Parallelen lassen SG nicht zu einem Maiden-Klon werden. Ich empfinde es eher als sehr angenehm. Im Grunde muss man hier auf nichts verzichten. Es gibt geniale Melodien, einen sehr starken Sänger, und Speed bis zum abwinken!
Master of Disguise rauscht einem Kampfjet gleich durch die Boxen einer jeden Anlage und kann, nein, MUSS zu den Referenzwerken des Speed Metal gezählt werden!
Es passt alles – spitzen Mucke und ein Cover zum Niederknien.
Was heisst hier „Nein“?! Leute, mal ernsthaft. ‚N Typ mit Tom Selleck-Gedächtnis-Pornobalken, ’n Bike und ’ne sexy Lady. Was will man(n) mehr? 😉
Ganz grosse Klasse!

Bisher waren alle Savage Grace-Alben und EP’s nur sehr schwer zu bekommen (Die EP The Dominatress wurde nie in Europa veröffentlicht). Offiziell gab es sie nur auf Vinyl – diverse Bootlegs auch auf CD. Für beides musste man oft, nicht gerade kleine Summen berappeln. Seit 2010 gibt es beide Alben, inklusive der jeweils voran gegangenen EP auf CD als Remastered-Re-Release. D.h. dass das Album Master of Disguise die EP The Dominatress und der Zweitling, After the Fall From Grace, die EP Ride Into The Night beinhaltet. Zusätzlich wird alles mit Demos und Livetracks und einem fetten Booklet inkl. aller Texte + der Entstehungsgeschichte zu den EP’s und Alben, aufgewertet!

Savage Grace – Lions Roar/Bound to be Free
http://www.youtube.com/watch?v=g5o5stryiqE&feature=related

Savage Grace – Sins of the Damned
http://www.youtube.com/watch?v=9o0Q7asTRdQ&feature=related

Savage Grace – Betrayer
http://www.youtube.com/watch?v=2HOqS7TpeB4&feature=related

Savage Grace – Master of Disguise
http://www.youtube.com/watch?v=GI1SU-dZF3E&feature=related