Re: Eddies Plattenkiste Reloaded: Die 80er Jahre

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Saro

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Vorwort

Wenn ich mich recht erinnere sollen in diesem Thread ja nur komplette Studioalben besprochen werden. Ich möchte mich ja auch grundsätzlich daran halten, doch gibt es da einige Bands und Projekte, die es nicht über eine EP oder sogar lediglich eine Single hinaus geschafft haben. Inzwischen gibt es zwar Compilations, die auch die EP’s von damals enthalten, aber diese wurden erst Jahrzehnte nach den ersten Veröffentlichungen auf den Markt geschmissen und beinhalten z.T. Songs neueren Datums. Diese Bands/Projekte und ihre genialen Meisterwerke jedoch zu übergehen, nur weil es ihre Releases nicht auf Albumlänge schaffen, wäre in meinen Augen eine Schande. Deshalb möchte ich nun einmal die Thread-Regeln brechen und vier Veröffentlichungen vorstellen, die eine Erwähnung in diesem Thread mehr als verdient haben.

Black Knight – Master Of Disaster (1985/2002)

Lori Wilde „The Scream Queen“: voc.
Chris Hopkinson: vocals
Gary Quayne: lead guitars
Glenn „The Hammer“ Hoffman: bass
Mick DiAnno – lead guitars
Glen Richards: drums
Ken Beckhold: drums
Stu Duffie: drums

Tracklist

1. Warlord’s Wrath
2. Metal Screams
3. Born To Rock
4. Aaraigathor (Metal Anthem)
5. Master Of Disaster
6. Fire In Your Eyes (Bonus)
7. Day Of The Wizard (Bonus)
8. Dead Knight (Bonus)
9. Master Of Disaster II (Bonus)
10. Battlefield (Bonus)
11. Black Knight (Bonus)

Black Knight

Die Band Black Knight wurde 1981 in Vancouver/Kanada von den drei Kumpels Chris Hopkinson, Stuart Duffy und Glenn Hoffman gegründet. Einen Bandnamen zu finden stellte sich als gar nicht mal sooo einfach raus. Es gab diverse Vorschläge wie Valhalla, Thor und Black Angel. Doch schliesslich machte Black Knight das Rennen, da dieser Name laut den Bandmitgliedern, perfekt zu den verarbeiteten Themen der Truppe passte. Die Idee dazu kam Glenn Hoffman, als er den gleichnamigen Song von Deep Purple hörte. Nach diversen Zu- und Abgängen fehlte schließlich nur noch ein richtiger Sänger. 1983 kamen um die 30 potentiellen Frontmänner zu einem Casting und aus dem Sänger wurde eine SängerIN. Lori Wilde bekam den Posten, da sie mit ihrer gewaltigen Stimme alle männlichen Mitbewerber problemlos in den Schatten stellte.

Die EP

Was erwartet uns auf Master Of Disaster? Als ihren Einfluß nennen Black Knight jedenfalls Bands wie Judas Priest, Black Sabbath und Iron Maiden. Stilistisch bewegt sich die Band irgendwo zwischen NWOBHM -mich erinnert die Band an eine Mischung aus alten Maiden (Killers) und Angel Witch– und amerikanischen Edelstahl á la Virgin Steele im Frühstadium. Darüber lässt sich wahrscheinlich hervorragend streiten^^ Fakt ist jedoch, dass Black Knight super geilen, mit haufenweise Hooklines versehenen Heavy Metal spielen. Göttergaben wie Warlord’s Wrath, Metal Screams, Born to Rock oder der geniale Titeltrack haben mich von Sekunde „1“ an, in allen Belangen, vollends überzeugt. Die Gitarrenarbeit, die manchmal an Maiden und manchmal dezent an noch klassischere Bands wie Wishbone Ash (Angabe der Band) oder Led Zeppelin erinnern, hauen den Hörer genau so um, wie das dominante, jedoch nicht aufdringliche Bassspiel Hoffmans. Als ganz besonderes Sahnebonbon entpuppt sich allerdings die Stimmevon Lori Wild. Diese klingt in normalen Tonlagen eher rau und „dunkel“ genug, um als Mann durchzugehen. Mußte mich vor dem Verfassen dieses Reviews nochmal davon überzeugen, dass es sich hierbei auch wirklich um eine Dame handelt. Und wenn Madame ihre Screams vom Stapel lässt, liebe Jungs, vergeht einem Hören und Sehen. Mein Fresse, was für eine Stimme!
Textlich vergeht man sich zielsicher an jedem Klischee und besingt Ritter (wer hätte das gedacht) und Zauberer, singt von Dungeons & Dragons und klingt dabei total erhaben. Auch die Bonustracks, die auf dem 2003 erschienen Re-Release enthalten sind, zaubern den Liebhabern traditioneller Klänge genau so ein Lächeln ins hübsche Gesicht, wie die ursprünglichen fünf auf der EP vertretenen Stücke.

Das herrlich düstere Aaraigathor (Metal Anthem) wird dann ausnahmsweise nicht von Miss Wilde, sondern vom Bassisten Glenn Hoffman gesungen. Seine Stimme passt hervorragend zur finsteren Auslegung des Stücks und bildet einen gelungen Kontrast zu den sonstigen Liedern. Black Knight sind ganz großes Heavy Metal-Kino!

Die CD-Version des Re-Releases ist laut Label nur auf 500 Exemplare limitiert. Auf Ebay gibt es das Album und manchmal sogar die originale EP aber immer wieder mal auf Vinyl zu ergattern. Die Anschaffung lohnt sich auf alle Fälle!

9/10 Pts.

Black Knight – Warlord’s Wrath
http://www.youtube.com/watch?v=At-L_fzJzOc

Black Knight – Metal Screams
http://www.youtube.com/watch?v=HCr2IPMVPL4

Black Knight – Master Of Disaster
http://www.youtube.com/watch?v=BCnb4fNJd7g

Ruthless – Metal Without Mercy (1984/2009)

Sammy D: vocals
Ken McGeen: guitar
Rollen Legman: guitar
Jack Black: bass
Todd Billings: drums

Tracklist

1. Gates Of Hell
2. Metal Without Mercy
3. Bury The Axe
4. The Fever
5. Mass Killer
6. White Death (Bonus)
7. The Winds Of War (Bonus)

Ruthless

Etwas rabiater, jedoch nicht weniger charmant geht es mit den kalifornischen Power Metallern von Ruthless weiter. Ruthless spielen Metal in seiner reinsten Form. Keine Keyboards und keine Klangeffekte oder ähnlichen Schnickschnack. Die Produtkion dürfte jedem Hardliner das Herz wärmen, denn diese EP besitzt so viele Ecken und Kanten, dass man sie am besten mit ’ner Kneifzange und Schutzbrille aus dem CD-Schrank holt. Ansonsten läuft man in Gefahr sich irgendetwas auszustechen. Ganz stilecht gibts zu Anfang ein fettes Intro mit böser Stimme, finsterer Atmosphäre und einem vor Klischee triefenden Text, bevor man von Gates Of Hell die Leviten gelesen bekommt. „They’re going down. Down to the gates of hell“ dröhnt es da aus den Boxen, und während man sich ins Koma banged, wandert eine Hand zum Volume-Rädchen und dreht auf.

Hervorzuheben sei an dieser Stelle noch Sänger Sammy, der dem ansich schon rauhen Sound der Truppe mit seiner so richtig assig-dunklen Stimme das Sahnehäubchen aufsetzt. Dass der Gute
auch in Eunuchengefilde vordringen kann, mag man ja nicht glauben, doch das beweist er uns im Killerstück The Fever gleich mehrfach. Der Titeltrack selbst ist der Protoyp einer klassischen Metalhymne. Richtig starkes Headbangerfutter!
Ich kann euch eines versichern: Freunde von Hochglanzproduktionen und Nachtigallgesang werden beim Genuss von Ruthless‘ Metal Without Mercy das Weite suchen und nicht eher anhalten, bis sie den Horizont erreicht haben. Alleine das spricht ja schon für die Klasse der EP. Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten EP’s tut es sich „Metal“ z.T. etwas schwieriger, sprich, sie ist nicht ganz so eingängig. Das legt sich jedoch nach ein paar Durchläufen. Außerdem machen das Band und „Album“ mit ihrem Charme wieder wett. Wenn ich den Stil der Songs beschreiben müsste, würde das folgendermaßen aussehen: Wenn Venom und (alte) Manowar ein Kind bekämen, würde es sich in etwa so anhören wie die Kalifornier, wobei es mehr nach seinem bösen Vater käme, denn es wird ordentlich gerumpelt. Allerdings nicht so hemmungslos, wie es die Godfathers of Polter tun, sondern dann doch schon ein wenig gemächlicher. An dieser Stelle kommen dann auch ganz klar die Gene der amerikanischen Mama zum Vorschein. In Verbindung mit den klischeebehafteten Texten, erinnert es ein bissl an Manowar anno 1982/83.

Fazit: Metal Without Mercy besitzt richtig dicke Eier, furzt ungeniert in der U-Bahn und stinkt nach abgestandenem Bier und kaltem Zigarettenqualm. Kurzum: Diese EP ist nix für Pussies.

8/10 Pts.

Ruthless – Gates Of Hell
http://www.youtube.com/watch?v=3vayIWhWGcQ

Ruthless – Metal Without Mercy
http://www.youtube.com/watch?v=QW0YeDq-FTQ

Medieval Steel – Medieval Steel (1984)
The Dungeon Tapes (2005)

Bobby Franklin: vocals
Jeff Boydstun: bass
Bill Jones: drums
Jeff „Chuck“ Jones: guitars
John Roth: guitars

Tracklist

1. Medieval Steel
2. Warlords
3. Battle Beyond The Stars
4. Echoes

Medieval Steel

Wer hier auch nur halbwegs aufmerksam durchs Forum streift, wird früher oder später auf den Namen Medieval Steel stoßen. Ich muß gestehen, dass ich bis vor einem Jahr noch nie einen Song von ihnen gehört habe. Den Namen, ja, den hatte ich schon öfters gehört, doch aus dem Alter, in dem ich alles blind kaufe wo das Wort Steel drin vorkommt, bin ich schon lange raus 😉
So kam es, dass man mich mit der Nase draufstoßen mußte. An dieser Stelle nochmal ’nen riesen Dank an Infernal Overkiller^^

Nungut. Es ist schnell gesagt, was die EP von Medieval Steel so besonders macht: ALLES! Genauer? Null Problemo. Man eröffnet diese knapp 17 minütige Offenbarung in Sachen Heavy Metal mal so nebenbei mit einem der epischsten, erhabensten, grandiosesten und pornösesten Metalstücke aller Zeiten. Medieval Steel vereint alles was epischen Edelstahl ausmacht, und Orchesterbombast gehört schonmal nicht (zwangsweise) dazu! ;-P Keine noch so gut gemeinten Worte werden diesem Paradebeispiel schwermetallischer Musikkunst gerecht. Wer bei Minute 04:23 keinen „Medieval Steel“ in der Hose kriegt, ist entweder taub oder tot. Die anderen Songs, allen voran das glorreiche Warlords, sind ebenfalls allererste Sahne, auch wenn sie an den Titeltrack nicht heranreichen können. Mit ihrer EP haben sich Medieval Steel selbst ein Denkmal errichtet, das einer Eiche gleich, mit voranschreitendem Alter nur noch majestätischer wird!
2005 erschien die Compilation „The Dungeon Tapes„, die neben den Songs der göttlichen EP auch noch weitere Lieder der vergangenen 20 Jahre enthält. Absolut zu empfehlen! Die Tracklist auf The Dungeon Tapes gestaltet sich etwas anders, wobei die Lieder der EP in umgekehrter Reihenfolge das Schlußlicht bilden.

1. Eye’s Of Fire (1985)
2. Ghost From The Battlefield (2004)
3. To Kill A King (1985)
4. Lost In The City (1986)
5. Tears In The Rain (1985)
6. Battle Beyond Stars (1983)
7. Echoes (1983)
8. Warlords (1983)
9. Medieval Steel (1983)

10/10 Pts.

Medieval Steel – Medieval Steel
http://www.youtube.com/watch?v=ED2MM36Rpi0

Medieval Steel – Warlords
http://www.youtube.com/watch?v=UtM9miw5ETo&feature=related

Hear ’n Aid – Stars (1986)

An diesem Projekt wirkten so viele Musiker mit… ich werde jetzt nicht alle auflisten^^

Vocals: u.a. Ronnie James Dio, Dave Meniketti, Rob Halford, Geoff Tate, Don Dokken
Guitars: u.a. George Lynch, Yngwie Malmsteen, Adrian Smith, Dave Murray, Eddie Ojeda
Drums: Vinny Appice, Frankie Banali

Tracklist

Side A:
Stars 7:04

Side B:
Stars 4:43
The 4 1/2 Minutes Interview

Zur Single

Wie der Projektname schon erahnen lässt, handelt(e) es sich bei Hear ’n Aid um eine karitative Organisation / Projekt. An wen genau der Erlös dieser Single damals ging, kann ich echt nicht sagen^^ Ich kann aber sehr wohl sagen, dass der Song Stars ein echtes Juwel ist. Stilistisch bewegen wir uns in amerikanischen Metal/Hardrockgefilden der 80er Jahre. Natürlich besitzt die Nummer auch eine deutliche kommerzielle Note, schliesslich mußte man die Single ja an den geneigten Musikliebhaber bringen.

Der Song ansich ist ein echter Hammer. Das man 40 Musiker unter einen Hut bekommt, ok. Lässt man halt 38 davon den Background singen. Doch weit gefehlt. Gleich 20 Künstler sind direkt am Song beteiligt. Sie singen diverse Parts der Strophen -Wenn sich Ronnie James Dio und Rob Halford abwechseln, bekomme ich jedes Mal ne Gänsehaut.^^ Episch!-, oder toppen sich gegenseitig während eines der coolsten Gitarrensoli ever!

Und die restlichen 20 Protagonisten (Blackie Lawless, Vince Neil, Mick Mars etc.), joa, die singen richtig schön den Background 😉 Die Nummer ist logischerweise eingängig bis zum gehtnichtmehr und sollte jedem, der eine Schwäche für die 80er Jahre hat, eigentich direkt ans Herz wachsen. Dass man sich die lange Version geben sollte, muß ich ja nicht extra erwähnen, oder? 😉 Ich finde auf jeden Fall, dass der Song viel zu gut ist um in Vergessenheit zu geraten! Doch überzeugt euch selbst.

9,5/10 Pts.

Hear n‘ Aid – Stars
http://www.youtube.com/watch?v=qZktrrqT1A0