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Großartig. Bis zu dem Linksblock, den ihr euch hier erträumt ist es Gott sei Dank noch ein bisschen hin.
Erstens: Solange die Linkspartei in ihren Reihen Platz hat für eine kommunistische Plattform, für Fundamental-Oppositionelle, die ganz offen die Systemfrage stellen, für radikale Pazifisten, die den Ausstieg aus der NATO und am besten auch der EU und für ehemalige SED-Kader und Stasi-Funktionäre hat, ist diese Partei für niemandem koalitionsfähig. Weder im Bund und – wenn es nach mir ginge – auch nicht auf Landesebene. Die Linke wegzuwünschen bringt natürlich auch nichts, mittelfristig muss man die Partei auch in die Verantwortung nehmen (da, wo sie Verantwortung trägt, arbeiten sie ja auch recht vernünftig mit), aber die Linke muss noch einen weiten Weg zurück legen, ehe sie in der parlamentarischen Demokratie angekommen ist.
Zweitens: Wieso sieht jeder die Grünen automatisch im linken Lager? Die Partei bedient mittlerweile eine ähnliche Klientel wie die FDP: Gut verdienende, gebildete, eher jüngere Mittelschichtler, die Wert auf liberale Gesellschaftsstrukturen, ökologische Nachhaltigkeit, Bürgerrechte und eine zukunftsorientierte Familien- und Bildungspolitik legen. Die Klassenkampf-Rethorik und Sozialneid-Kampagnen, mit denen die Linkspartei und der linke SPD-Flügel versuchen die Unterschichten und das alte Industrie-Proletariat zu gewinnen, wirken auf diese Leute eher abschreckend. Mittelfristig halte ich schwarzgelbgrün für wahrscheinlicher als, rotrotgrün. In Hamburg läuft das Experiment bereits, Schleswig-Holstein muss man abwarten.
Dittens: Die SPD ist in ihrer Geschichte bereits durch mehrere existenzielle Krisen gegangen, sie wird auch diese meistern. Was die Partei braucht ist eine inhaltliche Debatte darüber, wenn man in der veränderten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts eigentlich ansprechen will: Ist man weiter die Volkspartei der unteren und mittleren Bevölkerungsschichten, also der „kleinen Leute“ – dann hilft nur eine Öffnung hin zu den Linken, mit dem langfristigen Ziel einer Fusion. Oder versucht man es wieder mit der „neuen Mitte“ und versucht, die Wähler zurück zu gewinnen, die einst Schröder gewählt haben und jetzt in Scharen zur FDP abgewandert sind?
Ganz allgemein denke ich, dass die Zeit der großen Volksparteien ihrem Ende entgehen geht. Was in Zukunft gefragt sein wird, sind weniger große gesellschaftspolitische Visionen sondern handfeste Konzepte zu konkreten Problemstellungen und die Fähigleit Bündnisse mit anderen Parteien zu schließen. Die Ausschließeritis dieses Wahlkampfes wird es in vier Jahren nicht mehr geben.
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"Heavy Metal in my ears Is all i ever want to hear. Before the sands of time run out , We'll stand our ground and all scream out! Manilla Road - Heavy Metal to The World On Tour: 11.06. Rockfels - Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen last.fm Musik-Sammler