Re: Der allgemeine Politikthread

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Slothrop

Registriert seit: 07.07.2008

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SardaukarDass Themen wie Ausländer/Integration noch immer weitestgehend als Tabuthemen behandelt werden und Wachrüttler wie Sarrazin mit Schimpf und Schande davongejagt werden, ohne auch nur den Versuch eines vernünftigen Diskurses zu wagen, halte ich für wenig hilfreich. Irgendwann werden sich auch die Deutschen diesen unangenehmen Debatten stellen müssen, und das besser früher als später.

Dass der „Wachrüttler“ Sarrazin erst mit biologistischem Unsinn um die Ecke kommen musste, um eine überfällige Debatte einzuleiten, spicht doch Bände. Und zeigt, wie in D der öffentliche Diskurs organisiert wird: Ohne (vermeintliche) Tabubrüche stößt man auf taube Ohren, aber wenn man dann den richtig groben Hammer auspackt, gehen die sogenannten Meinungsmacher ebenso wie die Politiker wie auf Kommando beserk. Es scheint, als gäbe es nur das große Schweigen oder die totale Hysterie, und das ist bedenklich für ein Land, dass sich Fahnen schreibt, eine der am besten funktionierenden Demokratien der Welt zu sein. Wir haben es hier mit einer tief greifenden Krise des Journalismus einerseits und der Politik andererseits zu tun. Dummerweise geht es lange schon nicht mehr um den „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“ (Habermas) sondern um Punchlines, Öffentlichkeitsökonomie, Auflagen- und Klickzahlen. Kein Wunder, dass in diesem Stimmengewirr sich durchsetzt, wer am lautesten schreit. Und dass die Blogger eine Art Gegenöffentlichkeit bilden, die Scheiße beim Namen nennen und Klartext produzieren, kann ich mittlerweile auch (leider) nicht mehr glauben.

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"Out in a bloody rain to feed our fields Amid the Maenad roar of nitre's song And sulfur's cantus firmus." Richard Wharfinger: The Courier's Tragedy http://www.lastfm.de/user/mossmoon