Re: Der allgemeine Politikthread

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banger1979

Registriert seit: 02.03.2009

Beiträge: 1,324

Leo-suomiDanke für die Erklärung. Ich sehe das allerdings anders. Es gibt meiner Ansicht nach keinerlei Indiz dafür, dass die „nachbarschaftliche Zwietracht“, wie du es nennst, einzig und allein auf die nationalstaatliche Ordnung zurückzuführen ist. Vielmehr ist sie mit der kulturellen und sprachlichen Vielfalt naturgegeben.

Dem ist in jedem Fall so. Kulturelle und sprachliche Vielfalt ist wesentlich älter und fundamentaler als das aktuelle Staatengebilde.

Leo-suomiWie dem entgegengewirkt werden kann, ist eine schwierige Frage, aber für mich ist es absolut evident, dass diese „Zwietracht“ in den letzten Jahrzehnten trotz nationalstaatlicher Ordnung nicht befördert, sondern abgebaut worden ist.

Innerhalb Europas auf jeden Fall, man kann sogar behaupten, dass der Balkankonflikt/Krieg Anfang der 90er, so schrecklich er auch war, und obwohl sein Ausgang weitere Kleinstaaterei gefördert hat, gleichzeitig auch für politische Stabilität gesorgt hat.

Leo-suomi“National-ideologisches“ Denken wird doch ohnehin immer weiter abgebaut. Das bedeutet allerdings nicht, dass ein europäischer Zentralismus die einzig vorstellbare Zukunft eines „geeinten Europas“, die gleichzeitig Zusammenarbeit, Weitsicht und Nachhaltigkeit fördert, darstellt. Und dass diese Ziel, das ja ganz offenbar von Intellektuellen unterschiedlichster Coleur geteilt wird, nicht ansatzweise von den Bevölkerungen fast aller Staaten geteilt wird, ist wohl auch egal? Diese müssen anscheinend einfach belehrt werden, oder?

Das Problem ist, dass der hier schon angesprochene „europäische Gedanke“ auf dem irrigen Grundsatz fusst, es müsse eine europäische Supermacht GEGEN die aufstrebenden Schwellenländer wie Indien, China, aber auch GEGEN die USA geschaffen werden, um weltpolitisch eine bedeutendere, einflussreichere Rolle zu spielen. Es wird versucht, den Menschen aller europäischen Nationen die Notwendigkeit einer Schlagkraft gegenüber diesen Ländern einzuimpfen, in der Hoffnung, diese sähen ihre weltpolitischen Interessen besser vertreten. Nur dass vermutlich 95% der Europäer keinerlei weltpolitische Interessen HABEN. Insofern ist die derzeitige politische Idee eines geeinten Europas völlig irrerelevant, wenn es um zukunftsorientiertes globales Miteinander geht.

Leo-suomiIch wünsche mir weiterhin souveräne Staaten, in denen das Volk bestimmt, in welcher staatlichen Form es leben will und bei dieser Entscheidung wird die Sprache weiterhin die wichtigste Rolle spielen, nimmt sie doch bei den angesprochen Identifikationsmechanismen eine weitaus wichtigere Rolle ein als gemeinhin angenommen. Warum der Nationalstaat nun als „Verwaltungseinheit“ ausgedient haben soll, ist mir immer noch nicht ersichtlich. Ein europäischer Superstaat wird die natürlichen, und deshalb keineswegs verurteilungswürdigen Barrieren zwischen Völkern, denen lediglich Vernunft, politische Weitsicht und interkultureller Austausch entgegengestellt werden muss, jedenfalls nicht brechen können.

Ich wünsche mir, dass die nationalstaatlichen Organe ihre Pflicht begreifen, sich dem Menschen zwar als „Interessengemeinschaft“ für ihre Kultur und ihre Sprache zur Verfügung stellen, gleichzeitig jedoch die von dir genannten Vernunft, politische Weitsicht und den interkulturellen Austausch fordern und fördern. Da sie dies nicht tun, haben sie für meine Begriffe ausgedient. Nicht Sprache, Kultur und Traditionen sollen dem Erdboden gleich gemacht werden sondern das daraus resultierende Bestreben, sich von Anderen abzugrenzen zu wollen/müssen.

Nicht be- sonder ge-lehrt werden muss der Mensch, nach wie vor, und nicht nur der Europäer. In diesem Punkt wünsche ich mir die Union, die ich aber leider nicht mal ansatzweise heraufdämmern sehe.

Noch ein wenig weiter gesponnen würden wir wohl schnell beim Thema Religion landen, was in diesem Thread vermutlich aber keine weitere Rolle spielen soll.

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