Re: Der allgemeine Politikthread

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Curry King

Registriert seit: 18.04.2011

Beiträge: 1,519

LeukonDie Institute können die Effekte eines zu hohen Mindestlohns (das ist ja der entscheidende Punkt – wenn der Mindestlohn nicht oberhalb des Markträumungspreises liegt, ist er natürlich unproblematisch) selbstverständlich gut einschätzen. Dass durch einen solchen Mindestlohn Arbeitsplätze wegfallen, ist logisch zwingend. Ein Mindestlohn, der unter dem Gleichgewichtspreis liegt, ist ohnehin sinnlos. Worüber man streiten kann, darauf weist du ja hin, ist also nur, wie hoch der Mindestlohn sein darf, damit er keinen Schaden anrichtet. Auch das kann man ganz gut einschätzen, wenn man einen Blick auf Länder mit vergleichbarem Arbeitsmarkt und vergleichbarem Abgabenniveau wirft. Beispiel Frankreich: Dort sind deutliche negative Effekte des dortigen Mindestlohns beobachtet worden (siehe hier: http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/download/gutachten/ga06_ges.pdf ) Und außerdem hat das DIW auch darauf hingewiesen, dass sich durch einen Mindestlohn ggf. erzielbare nominale Einkommenssteigerungen jedenfalls nicht in reale Kaufkraft umsetzen, also keineswegs die Probleme von Niedriglohnbeziehern lösen können.

Nein, es “gilt“ keineswegs, eine ökonomisch sinnlose, wenn nicht gar gefährliche Maßnahme wie die Einführung eines Mindestlohnes zu ergreifen.

dass DIW hat aber genauso darauf hingewiesen dass es eben nicht logisch zwingend ist, dass arbeitsplätze wegfallen. weil es eben von der höhe abhängt. den vergleich mit anderen ländern halte ich für schwierig. und nicht nur ich auch marcel fratzscher vom DIW:

Es kann Ihnen eigentlich keiner wirklich eine seriöse Zahl nennen, wie viele Beschäftigte gefährdet sind. Wir haben eine solche Erfahrung noch nie gemacht mit einem flächendeckenden Mindestlohn. Auch der Vergleich mit anderen Ländern ist extrem schwierig. Wir reden also hier von einem Feldexperiment, von etwas komplett Neuen.

Wollen wir also (in der konservativen deutschen Tradition) aus Angst vor etwas komplett Neuen die Sache lieber sein lassen?

Fratzscher stellt auch ganz konkret die entscheidende Frage:

Wie viel zusätzliche Arbeitslose, wie viele Menschen, die in Arbeitslosigkeit kommen, ist es uns wert, anderen Menschen damit auf die 8,50 Euro zu hieven, das ist die große Frage.

Wollen wir also, dass Menschen weiterhin einen Job haben, der sie nicht ausreichend finanzieren kann oder wollen wir, dass eine nicht abzuschätzende Zahl ihren zu niedrig bezahlten Job verlieren und damit mehr Arbeitslose im Sozialsystem landen?

Da die SPD ja auch das Problem der Minijobs und Leih/Zeitarbeiter angehen will, könnte eine Verschiebung von Arbeitsplätzen in diesen Bereich verhindert werden. Das fordert auch das DIW.

Außerdem ist ja auch möglich, dass eine stufenweise Einführung beschlossen wird, an deren Ende erstmal 8,50 stehen. Auch dem steht das DIW nicht ablehnend gegenüber.

Ökonimisch sinnvoll/gefährlich ist also Überzeugungsfrage. Wenn selbst der Präsident des DIW sagt, niemand weiß es wirklich, dann gibt es keine echten Fakten. Nur Einschätzungen, Tendenzen etc.

Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/2294248/

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