Re: Der allgemeine Politikthread

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Leukon

Registriert seit: 14.07.2010

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Novocaine

Zum Thema Nationalgedanken habe ich schlicht eine andere Position, da in diesem immer auch Abgrenzungen innewohnt. Soll heißen, es ist eine Überhöhung der eigenen und eine Abwertung anderer Gruppen (Nationen) immer dabei. Nationale Autonomie sollte erhalten bleiben, klar. Selbstbestimmungsrecht ist einfach eine Grundvoraussetzung für das, was wir heute als Freiheit verstehen. Aber als oberste Priorität ist der Nationalgedanke einfach destruktiv für ein europäisches Gemeinschaftsprojekt, zumal die hier gewählten Parteien nur die eigene Nation oben anstellen.

Es wäre ja viel gewonnen, wenn Leute wie du einmal begreifen würden, dass jede Form von Identität und Zusammenhalt etwas mit Begrenzung zu tun hat; dass also die von dir angegriffene Struktur nicht lediglich begrenzt, sondern dadurch etwas leistet. Ein jedes Wir setzt Andere voraus. “Dass eine Mutter ihr Kind vor allem liebt und ein Liebespaar eben nur seinen Partner, ist soziobiologisch ebenso sinnvoll wie gesellschaftlich‘‘ (Eibl-Eibesfeldt). Dieses ursprünglich familiale Ethos konnte durch die Idee der Nation zu jener landsmännischen Verbundenheit erweitert werden, die das Sozialkapital der erfolgreichen modernen Staaten ist: “People in all societies manage mutual regard for their families, and usually for their local communities, but the distinctive feature of the high-income societies is that mutual regard embraces a much larger group of people, namely fellow citizens‘‘ (Paul Collier).

Ein europäisches Gemeinschaftsprojekt kann niemals gegen die Völker funktionieren, sondern nur als Europa der Vaterländer einen Wert haben. Dass man als Nationalist immerzu die eigene Nation “oben anstellt“ (was das auch genau heißen mag), halte ich übrigens für ein Gerücht. Und ich sollte es wissen, aus naheliegenden Gründen.

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