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abrakadabraMein Argument war speziell auf die Umwerbung von Kindern bezogen, nicht auf die Bewerbung von „ungesunden“ Speisen und Getränken im Allgemeinen. Die Leute, die der Staat deiner meinung nach als „unerzogene Kinder“ betrachte, sind im wahrsten Sinne des Wortes Kinder, und deswegen verstehe ich dein Argument nicht ganz.
Warum kommt eine Regierung wohl auf die glorreiche Idee, den Eltern auf diese Weise bei der Kindeserziehung zu helfen? Weil sie nicht nur die Kinder, sondern gerade auch die Eltern entweder für zu unverständig, willensschwach oder beides hält, als dass sie die richtigen Entscheidungen für ihre Kinder treffen könnten – nicht einmal in einer vollkommen banalen Alltagssituation an der Supermarktkasse! Damit ist die dem Elternrecht zugrunde liegende Wertung bereits negiert.
Was das Bewerben von Tabakprodukten angeht, widersprechen wir uns in der Tat. Ich denke schon, dass der Staat seine Bürger bis zu einem gewissen Grad vor sich selbst schützen muss – deren Handlungsfreiheit wird dadurch natürlich nicht gestärkt, aber das bin ich bereit in kauf zu nehmen.
Das Problem ist das folgende: Auch wenn wir einmal annehmen, dass es trotz aller Bedenken legitim sein kann, wenn der Bürger von seiner fürsorglichen Regierung vor sich selbst beschützt wird, ist ein solcher Machttransfer vom ursprünglich freien Einzelnen auf einen Zwangsmonopolisten hoch gefährlich. Wenn wir unserer Regierung das Recht geben, uns zu gesundem Verhalten zu zwingen (bzw. uns etwa durch Strafsteuern zu gängeln, wenn wir nicht mitspielen), so räumen wir ihr zugleich das Recht ein, uns in analoger Weise (und möglicherweise mit den besten Absichten) zu selbstschädigendem Verhalten zu nötigen bzw. uns für Verhalten zu gängeln, das in Wahrheit unserem wohlverstandenen Interesse entspricht. Ein Beispiel dafür wäre die ja durchaus schon diskutierte Strafsteuer für fettreiche Lebensmittel.
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