5h33pm45732De Sade geht natürlich noch einen Schritt weiter (ja, ich habe die Vorlage gelesen), aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, den Film problemlos anschauen zu können (wobei ich ihn wohlbemerkt grossartig finde). Und zwar liegt das unter anderem eben genau am Heranziehen der Faschisten. Pasolini kehrt halt den sozialen Aspekt noch etwas mehr raus und man spürt seinen Hass auf den Faschismus zu jeder Sekunde.
Genau mit dieser Verbindung von Elitarismus, hermetischer Abschottung und maximaler Grenzüberschreitung zeigt Pasolini, wie inkonsistent „der Faschismus“ in Sachen Ideologiebildung war. Alle Perversionen führen zu keiner großen Lösung hin, sondern sind nur der Aufschub eines sich mehr und mehr selbst auslöschenden Begehrens. Ergo: die Selbstabschaffung (nennt es Todestrieb) ist im Bauplan des Faschismus immer schon enthalten. Wie Pasolini diese Tiefenstrukur des Faschismus ins Medium Film übertragen hat, das ist nach wie vor ungeheuerlich. Großer Film und völlig zu unrecht jahrelang von selbsternannten Moralwächtern verfemt
5h33pm45732 Klar, in Sachen Ekelfaktor (im Sinne von unästhetisch) steht er ein gutes Stück hinter De Sade. Aber letztendlich sind ja auch nicht die Fäkalspielchen das eigentlich Verstörende.
Absolut richtig. Wer den Film anschaut, nur um sich sein perverses Mütchen zu kühlen, wird wohl eher enttäuscht sein. Davon abgesehen: Die de Sade’schen Schweinereien sind irgendwann recht ermüdend, bei der Lektüre ist da jede Menge Bigotterie und Maximalverklemmtheit zu spüren. Sowieso die ach so dekadenten Franzosen: Wenn nichts mehr hilft und alle Abartigkeiten auserdacht und abgeschritten sind, geht man gerne dahin, wo man sich eigentlich die ganze Zeit hingeträumt hat: in die Bibliothek oder ins Kloster.
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"Out in a bloody rain to feed our fields Amid the Maenad roar of nitre's song And sulfur's cantus firmus." Richard Wharfinger: The Courier's Tragedy http://www.lastfm.de/user/mossmoon