Re: Mountie vs. palez: Kapitulation

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palez

Registriert seit: 04.01.2007

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So, nachdem die grauen Zellen ein paar Stündlein im Gefrierfach gestanden haben, bin ich wieder voll funktionstüchtig und es kann weitergehen…

2. Culture Beat – Anything

Der Name lässt mich spontan an Eurotr…dance denken…und sieh da, ich habe mich nicht geirrt! Das Leben kann so einfach sein. Tja, kann, muss aber nicht, denn zunächst hinterlässt das Stück mich recht ratlos. Folgende vielleicht zu Recht vergessene Perle des Eurodance ist nämlich keiner dieser Kandidaten, die seinerzeit die höchsten Chartspositionen für sich beanspruchten, deren Refrains man selbst oder vor allem mit hohem Promillepegel problemlos mitgrölen und deren Choreographie man auswendig nachstellen kann. Der daraus resultierende Mangel an lustigem Kultfaktor hat zur Folge, dass ich mich gezwungenermaßen einigermaßen sachlich und unvoreingenommen mit dem Song beschäftigen muss. Hilfe! Was schreibe ich denn jetzt bloß? Dass das Stück eigentlich alles hat, was ein zünftiger 90er-Hit benötigt, wäre da schon mal ein Anfang. Da sind die unfreiwillig komischen „Abgelaufenes Verfallsdatum – Jetzt im Fünferpack für nur 0,99€!“-Synthies, da ist der Unz Unz-Beat, da sind ein paar überflüssige Effekte, da ist das belanglose weibliche Geträller, da ist ein wahnsinnig authentischer Gangstarapper. Naja, fast alles: was Culture Beat zum richtigen State oft he Art-eurotrash-Act fehlt, ist die Penetranz. Das hier klingt in den Details schon halbwegs charmant, aber insgesamt doch irgendwie total egal. 4/10

3. Beam & Janou – The Free Fall (The Opus)

Gut, sagt mir gar nichts, da habe ich also zunächst mal gar keine Erwartungen. Ob mir das die Sache leichter macht? Nö. Es gibt nämlich durchaus gute Gründe für mich, den Song doof zu finden: nerviges Geklimper im Hintergrund, Kitschfaktor dank der Gesangsmelodien der Dame da eigentlich bereits jenseits meiner Toleranzgrenze, stupide Melodeichen, eigentlich ja ziemlicher Dream Dance-Unfug. Eigentlich. Betrachten wir mal die haben-Seite. Die Wirkung des Gesangs ist eigentlich eher stimmungsabhängig, jetzt gerade läuft er mir sogar einigermaßen gut rein. Dann der Kitschfaktor…wieso kritisiere ausgerechnet ich ausgerechnet das, haha? Außerdem ist das Stück mit 10:41 Minuten sogar ein richtiger kleiner Longtrack; aufmerksame Stalker werden wissen, dass ich eigentlich total auf sowas stehe. Irgendwie habe ich den Eindruck, als hätte die Schose tatsächlich sowas wie künstlerischen Anspruch, zumindest von der Idee her, wie es in der Praxis aussieht? Keine Ahnung. Wohlwollende 6/10.

4. The Quemists – The Perfect High

Wazzenjetztlos? Großangelegtes, pathetisches Orchestersample? Kommen jetzt die Orks und die Männer in bunten Unterhosen? Nö, habe mich getäuscht, da platzen plötzlich hektische, Prodigy-eske Beats in die Szenerie. Ich muss zugeben, die Kombination aus den Pseudoorchesterwänden am Anfang und dem Breakbeat-Massaker klingt recht beeindruckend. Quasi wie Venetian Snares goes Popcornkino. Schade, dass man das im späteren Songverlauf nicht in der Form aufgreift und ausbaut. Im Vordergrund steht eine nervig übersteuerte Melodie, die aufgrund der Tatsache, dass sie im weiteren Songverlauf nur marginal bis gar nicht variiert wird, das Stück länger wirken lässt, als es eigentlich ist. „The Perfect High“ hat natürlich eine wahnsinnige Energie, aufgrund der der Song nachts in entsprechenden Clubs und bei entsprechender Laune vermutlich höllisch gut kommen würde, aber andererseits sitze ich hier erstens ohne diese Rahmenbedingungen in meinem Zimmer und schreibe ein Reh-Wüü und zweitens bin ich in entsprechenden Clubs nicht gerade Stammgast.
Alles in allem eine nett gemeinte 6/10.

5. Hot Butter – Popcorn

(Da, sieh mal, ich habe mich schlau gemacht) Also wenn Gershon Kingsley wohl geahnt hätte, was für monströse Dimensionen seine geistlose Spielerei mit Moog-Synths Ende der 60er noch auslösen würde, gewiss hätte er es bereut. Und die Leute hinter Hot Butter doch bestimmt auch. Wobei, bestimmt konnte man sich von dieser Gaga-Melodie die Rente finanzieren. Immerhin. Ich wollte diese Klingeltonlala eigentlich nie mehr in meinem Leben hören, die minimalistisch-trashige Intrumentierung (spontan musste ich an einen verbissenen Steinzeit-Kellernerd denken, so als die Computer für den Heimgebrauch noch in den Kinderschuhen steckten…) nötigt mir aber auf jeden Fall ein debiles Grinsen ab. Also bei dem Rest deiner Auswahl konnte ich es ja irgendwie noch nachvollziehen, aber was hast du dir bitteschön dabei gedacht, Mountain_Kind? :haha: 3/10

6. Spandau Ballet – Gold

Waren die eigentlich auch mal halbwegs ernstzunehmend? So in dem Sinne von Dead Or Alive, die in ihrer Entstehungszeit Gothic Rock gespielt haben sollen und bei denen Wayne Hussey Mitglied war (wobei, ist das wirklich ein Argument? ^^). Oder…mir fällt eigentlich kein weiteres Beispiel ein. Jedenfalls: waren die schon immer solche gelackten Schwiegermütterlieblinge mit makellosen Frisuren, oder hatte ihr Sound und Auftreten irgendwo eine gewisse Subversivität, einen doppelten Boden? Egal, eine eventuelle Frühphase bewerte ich ja nicht, sondern den allseits bekannten Song „Gold“, und in der Hinsicht hätte es mich durchaus schlimmer erwischen können; die hatten doch noch so einen Song, „True“ hieß der, glaube ich, den fand ich grässlich. Danke, Mountie, dafür, dass du den nicht auf den Sampler gepackt hast. Also, zunächst fängt der Song mit recht überschwänglichem Gesang und Synthieflächen an, die trotz unentbehrlichem Pathos trotzdem recht flockig und leicht klingen. So geht es dann auch nach dem Einsetzen der Drums weiter; ich habe spontan Lust, mein unordentliches kleines Zimmer zu einer Tanzfläche umzufunktionieren. Für seinen Anspruch ist das Liedchen auch recht nett, sogar relativ einfallsreich arrangiert – hie und da hört man sowas wie Getrommel, dann noch ein George Michael – Careless Whisper-Gedächtnis-Saxofon. Hat so eine Sektglas- & weißer Anzug-Ästhetik, aber auch irgendwie Style. Nun weiß ich nicht wirklich, wie man so einen Song, über dem so eine Art schützende „Kult“-Kuppel liegt, als großer Fan von 80er-Schmonzetten angemessen bewertet, ach, ich sag einfach mal: 7/10.