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palez verendet an einer Überdosis Metal…
12. Edguy – The Piper Never Dies
Keine Minute dauert es, schon zwingt ein hoher Schrei straight outta „Wie schreibe ich einen Power Metal-Stampfer in weniger als 20 Minuten?“-Handbuch so manch vielleicht nicht ganz so geneigten Hörer zur bedingungslosen Kapitulation. Die halbwegs fett produzierten Gitarren treten in den Strophen in den Hintergrund und machen Platz für den allseits nicht sooo dolle beliebten doofhumorigen Metal-Sonnyboy Sammet, den man vor dem inneren Auge ausschweifend gestikulieren sieht, und stumpfe, laute Drumbeats. Oh Gott. Diese Drumbeats. Bumm. Bumm. Bumm. Bumm. Bloß nicht zu sehr darauf konzentrieren. Der Part ist ja auch eh nicht wichtig, der soll ja bloß die Zeit bis zum Refrain irgendwie überbrücken. Und da ist er auch schon, fist-raising, breitbeinig türmt er sich vor mir auf und will mir wohl irgendwas komplett Belangloses vermitteln, was ich lieber nicht verstehen möchte und weswegen ich den Text ausblende. Kennt man hier das Video zu Britney Spears‘ „I’m Not A Girl“? Bildlich verdeutlicht klingt es ungefähr so (also nur aufs Video, nicht auf die Musik bezogen). Richtig widerwärtig eigentlich, aber in seiner Konsequenz auch irgendwie faszinierend. Dass irgendjemand solche Refrains überhaupt schreibt…Wahn. Das Gitarrensolo finde ich auch ohne Trashfaktor ganz cool, welch Wunder. Huch, wir steuern ja schon auf Minute Sieben zu…aber ich stehe ja auf Longtracks, wie ich immer wieder gerne betone, also Marathon-Stilettos angezogen und noch mal rein in den Refrain. So, hier, bei gut 8 Minuten, könnte man den Song auch eigentlich getrost notschlachten, aber da erwacht der Drummer plötzlich aus seinem Dämmerschlaf, ihm fällt auf, dass er noch so und so viele Aufschläge zu machen hat, Herr Sammet fällt, überrascht von diesem Vorfall, nichts besseres ein, als immer wieder zu skandieren, dass die Pfeife ja nie und nimmer abdankt und ein paar betörend klischeehafte Onanie-Einlagen seitens der Gitarren-Fraktion gibt es auch noch. Quo vadis, Edguy? Um die Antwort auf diese Frage waren die Herren in der zweiten Songhälfte eher etwas verlegen. 5/10
13. Axel Rudi Pell – Strong As A Rock
Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich den Namen „Axel“ irgendwie nicht wirklich wohlklingend finde? Und die Frisur vom betreffenden Axel abgrundtief hässlich? Nein? Dann mache ich es hiermit: ich finde den Namen „Axel“ nicht wirklich wohlklingend und die Frisur vom betreffenden Axel abgrundtief hässlich. Gut, dass Monsieur Mountie mir keine Youtube-Links geschickt hat. Das Grundriff ist eigentlich ganz nett, würde sich leicht entstaubt vielleicht sogar ganz gut in einem modernen Mainstream-„Alternative“-Rocksong machen. Spricht aber vielleicht auch eher dafür, dass insbesondere die „Post-Grunge“-Ami-Szene dollstens von Brusthaartoupet-Rockern infiltriert wurde. Wie dem auch sei, aber eigentlich ist dies auch schon das Einzige, was ich bei diesem Stück hervorheben kann, denn der Rest lässt sich wunderbarstens in einem Wort zusammenfassen: Klischee. Überall, von allen Seiten, jede Zelle, an jeder Stelle verschreibt sich mit voller Seele dem stadiontauglichen Hard Rock-Stereotyp der, so schätze ich mal, 80er. Wirklich jede. Da könnte man natürlich ein paar nette oder nicht so nette pseudosachliche Worte über die Melodieführung, den Gesang , den Aufbau oder dergleichen verlieren, aber ich habe so das dumpfe Gefühl, dass sich das nicht lohnt. Ich bin entsetzt und gleichzeitig fasziniert von dieser Konsequenz. Strong as a rock…und hoch die Faust! Yeah! Felsen! Oh Gott, ey…*gg* 4,5/10
14. Jon Olivia’s Pain – Firefly
Ist das nicht der von Savatage? Da sollte ich mich wohl mit meinen kleinen Gemeinheiten zurückhalten, sonst habe ich noch ruckizucki einen Pflock im Rücken. Also erst mal checken, was auf der haben- und was auf der bäh-Seite steht – im Bezug auf letzteres ist das, oh Überraschung, gar nicht mal so viel. Im Gegensatz zum vorhergehenden Axel Rudi Pell versteht es Herr Olivia, zwischen Eingängigkeit und Ballermantauglichkeit zu unterscheiden, und so fließt der Song hübschnett und gefällig ins Ohr und…hat Chancen, dort auch zu bleiben. Pathos gibt es – wie es sich für eine vernünftige Harte Jungs-Ballade halt gehört – an jeder Ecke, aber das hält sich im knapp noch genießbaren Rahmen. Wenn ich mal in meinem Gedächtnis krame, auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, an welchen Song ich mich bei der Melodieführung erinnert fühle, so stoße ich als erstes zwar auf Bonnie Tyler – Total Eclipse of the Heart, aber das macht im Grunde überhaupt nichts, da ich den Song total gerne mag . Was mir aber doch schon ziemlich missfällt, sind die Konservenkeyboards (da wären echte Streicher und echtes Klavier netter gewesen) und der allgemein recht schwachbrüstige Sound, aber so insgesamt war der Song definitiv voll okay. 6/10
15. Saidian – The Jester
Akustikgitarren-Intros. Mag ich ja total gerne, auch wenn ich mir grad nicht denken kann, was dem noch folgen mag. Tja, was folgt, ist der Sänger, ein eher suboptimaler Vertreter seiner Zunft, und Gitarren. So mit Metal und so. Und dann schon ein erstes Highlight: die Keyboards. Ja, klingt vergleichsweise preisgünstig, aber das ist halt so ungefähr der Moment, der selbst den hochnotpeinlichsten Melodic Power Metal-Song noch irgendwie schön macht, dieser, ich nenne es mal „Nightwish-Moment“, der extradicke Klotz Pathos und Dramatik. Hach, töfte. Und weg sind sie wieder. Aber gehen wir erstmal wieder auf den wie erwähnt eher suboptimalen Sänger ein; so ein wenig erinnert mich sein Bemühen ja an Wayne Hussey (The Mission), der will möglichst emotional und ausdrucksstark klingen und infolgedessen überschlägt und verknotet sich sein eher dünnes Organ mehrmals und man hat es vor Augen, wie er sich mit seinem exaltierten Vortrag immer wieder eine neue Ladung Mimikfalten ins eigene Antlitz bügelt. Ach, und der Refrain ist irgendwie ziemlich lasch geraten, liegt vielleicht daran, dass der Gesang da ziemlich gemäßigt ist. Naja, wenigstens kommen nachher noch die Keyboards. Was die werten Herren von Saidian sich beim Schluss (latent klebriger Minichor, hysterisches Gelächter) gedacht haben, das erschließt sich mir auch nicht so ganz. 5/10
Bonustrack: brokeNCYDE – 2drunk2drive
Der Mountie, ist der nicht lieb? Hat mir extra noch meine absolute Lieblingsband auf den Sampler gepackt. Da lacht das Herz. Und hach, den Song kannte ich ja gar nicht! Also, das ist alles einfach so sensationell scheiße, da weiß ich gar nicht, wohin mit meiner Begeisterung. Der Gesang klingt so sympathisch wie ein überfahrenes Eichhörnchen und so schmierig wie Guttenbergs Frisur, gelegentlich wird, man kommt ja aus der Hardcore-Szene, noch ein bisschen Geplärre eingestreut, auf das selbige Attribute zutreffen. Vom Fehlen der Pig Squeals bin ich jedoch etwas enttäuscht, muss ich sagen. Das musikalische Fundament erinnert mich ja ziemlich hierdran, nur mutet „2drunk2drive“ noch mehr nach „binnen 15 Minuten heimlich an Papis Arbeitscomputer zusammengebastelt“ an. Der Text…ja, dazu muss man eigentlich nichts sagen…lick my penis up and down, up and down. Es ist einfach höchst faszinierend, wie hier wirklich jedes Detail komplett schief gelaufen ist, wie hier die Verantwortlichen den Begriff Musik vergewaltigen, wie man dafür nicht mal mehr Fremdscham empfinden kann, da diese gesamte Ästhetik so derart pervertiert ist, dass man kaum noch ihren Ursprung erkennt. Das ist die Vertonung eines folgenschweren Genunfalls, der Kreuzung aus „My Super-Sweet 16“, Twitter, dem ausgeweideten und durch den Fleischwolf gedrehten Begriff des neuzeitlichen Emo-Kiddies und den ganzen ungeheuerlichen Sauereien, die in den nächsten Jahrzehnten noch folgen werden. Der Untergang des Abendlandes, manifestiert in dieser Band. brokeNCYDE, ich will ein Kind von jedem einzelnen von euch. 10/10
Huch…ich bitte, mir für die latent demotiviert klingenden Reh-Wüüs zu verzeihen. 😛
Le grand bilan: Äääähm, ja, das lief, üh, nicht so gut…? Richtige Granaten, geschweige denn tolle Neuentdeckungen waren für mich diesmal nicht dabei. dazu muss ich aber auch sagen, dass ich Doofi daran auch noch selbst schuld bin, denn:
meiner WenigkeitAuf Melodic/Power Metal, sofern ohne späte Nightwish-/Savatage-mäßige dicke Hose-Arrangements und/oder überdeutlichen Trashappeal, reagiere ich, wie du gemerkt haben dürftest, eher allergisch. Das, was mir an deinem Sampler am besten gefallen hat – also anspruchsvolle Electronica der Marke Venetian Snares und melancholisch-Progressives wie Communic und Riverside – wäre ebenfalls eine gute Richtlinie. Ach, und könntest du bitte noch was Lustiges aus der Welt der 80er-(Trash-)Hits draufpacken?
Ansonsten halt, wie’s beliebt.
Tjaha…Spaß gemacht hat mir das Ganze trotzdem, wenn auch eher das Schreiben der Reviews als die Songs selber. Außerdem muss ich Mountain_King auch ein gutes Gespür für den richtigen „Flow“ beim Sampler erstellen attestieren, hat insgesamt trotz recht großer stilistischer Bandbreite alles gut zusammengepasst. 🙂
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]