Re: Ferntanznummern und Nahlenkraketen mit andy und palez oder auch: Sunshine Aesthetics vs. Weltschmerz

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palez

Registriert seit: 04.01.2007

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Die ersten paar Songs wären damit zerlegt…

1 Akhmed – Ilanesia

Well, das wäre wohl der Fernlenkraketen-Part. Diese hier fliegt aber extrem langsam und gemächlich bzw. lässt sich eher von der aufsteigenden warmen Luft treiben. Zwei Minuten lang breiten sich die Fuzz-Gitarren in der Gegend aus, ein leichter süßlich-chemischer Geruch liegt in der Luft. Dann wird das Drumming schneller, die Gitarrenfraktion legt die erdlosgelöste Leichtigkeit ihres Spiels ad acta, findet Bodenhaftung und tendiert für mein Ohr verstärkt Richtung Stoner Rock. Die Harmonien klingen immer noch süß und hübsch und nett und psychedelisch, der musikalische Unterbau legt aber kontinuierlich an Heavyness zu. Schön auch, dass im Bereich des Drummings recht viel Verspieltheit und Variation geboten wird. Gesang gibt es natürlich nicht, würde hier aber auch eher wie ein Fremdkörper wirken. Netter Song, dochdoch, j’aime bien. 8/10

2. Alexander Tucker – Bell Jars

Und der nächste Name, der mir nichts sagt und bei dem ich auch nicht weiß, was ich da zu erwarten habe. Das musikalische Gerüst wird von akustischen Gitarren (die gleichzeitig auch den größten rhythmischen Halbwegs-Anhaltspunkt liefern) und flirrenden Verzerrten gebildet, es kommt auch so eine Art…ähm, wiederkehrendes Glockenspiel oder Xylofon vor. Nach etwas mehr als der Hälfte kommt auch ein wenig Gesang vor, der hier seltsam entfernt und gedoppelt klingt und mit den Gitarren die etwas repetitiven Melodien trägt. Im Grunde mutet das ganze Stück vom Gesamtsound etwas unwirklich und unklar an und scheint hinter einem matten Vorhang stattzufinden.
Hm…eigentlich ja so ein Stück, das in mir trotz einiger interessanter Einfälle komplett nichts auslöst und entsprechend schwer zu bewerten ist. Irgendwie wirkt es leicht aus dem Kontext gerissen, ich bin recht ratlos, vergebe aber man nett gemeinte 6/10, damit sich auch ja niemand auf den Schlips getreten fühlt.

3. Black Mountain – Druganaut

Groovt, schnippt und uh uuuuuuuh, ah aaaaaaht schon mal recht funky und anachronistisch vor sich hin. Schön präsenter Bass, schön trocken und natürlich gehaltene Produktion. Ab 1:20, als ich mir eigentlich schon „Quo vadis?“ dachte, kommt dann auch ein breitbeiniges, fettes und gut durchgebratenes Hard Rock-Riff. Jetzt weiß ich auch, was du mit femininen und maskulinen Attributen in der Musik meintest =). Was bei diesem eigentlich eindeutig, ähem, maskulinem Blues Rock aber sehr geil kommt, ist der schön kräftige Frauengesang, könnten sie mal öfter einsetzen. Wieso habe ich diesen Sommer eigentlich das Mother Tongue-Debüt so sträflichst vernachlässigt? Kurzum: 8/10

4. Bohren und der Club of Gore – Still am Tresen

Kategorie: Nahtanzlala. Setzt ein mit schwermütigem Rhodes-Piano, leise mit Besen gespieltem Schlagzeug und einem leicht sakral anmutendem, sich durch den ganzen Song ziehenden, dabei aber kaum auffallenden Keyboard. Alles betont unaufdringlich gehalten, Akzente werden sehr spärlich gesetzt, um für den eigentlichen Star Platz zu lassen; melancholisch-sentimental zieht sich das Saxofon durch den Song, doch wirken die Melodien bei „Still am Tresen“ ungleich greifbarer als bei dem Kram, den ich sonst von Bohren und der Club of Gore kenne. Diese Kompaktheit, und ich ahne schon, dass sich gleich die beinharten Fanboys beschweren werden, steht Bohren wirklich sehr gut und ist auch das, was das Stück denen von beispielsweise „Sunset Mission“ vielleicht sogar voraus hat; während ich für genanntes Album wirklich in einer ganz speziellen Stimmung sein muss, um die lang ausgewalzten, unaufgeregten romantischen Impressionen urbaner Einsamkeit vollends genießen zu können, bin ich von „Still am Tresen“ eigentlich sofort ganz angetan. 8,5/10