Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Meetingpoint › User vs User › Ferntanznummern und Nahlenkraketen mit andy und palez oder auch: Sunshine Aesthetics vs. Weltschmerz › Re: Ferntanznummern und Nahlenkraketen mit andy und palez oder auch: Sunshine Aesthetics vs. Weltschmerz
Da war ja noch was…man nennt mich auch die Zuverlässigkeit in Person.
Viel Spaß mit meiner Verbaldiarrhoe:
14. Oren Ambarchi – Triste, Pt. 1
Es ist so gesehen ja schon eine glückliche Fügung, dass ich so eine lange Pause beim Reviewen gemacht habe, möglicherweise hätte mich der Kontrast zwischen dem Easy Listening-Postrock von Leech und dem „beängstigend einsamem Drone“ bzw. eher noch Ambient von Oren Ambarchi so richtig aus der Bahn geworfen. Es gibt in dieser musikalischen Kulisse kaum mehr als ein ziellos umherstolperndes Rhodes-Piano und gelegentliche Moog-Synths (?), manchmal etwas Rauschen, ein stetes Klimpern von irgendwas im Hintergrund, das in einem Stück sowas wie eine Konstante bildet, das eigentlich sonst keine hat. Die Rhodes-Sounds schrammen immer mal wieder knapp an einer Melodie vorbei, man traut dem Stück sowas wie Struktur eigentlich gar nicht zu. Da liegt man nun, zwischen den untapezierten, hohen Wänden seiner Einzimmerwohnung auf dem Boden, starrt an die kahle Decke, hat nichts, aber auch gar nichts, was die angestrengt suchende Aufmerksamkeit auch nur für einen Moment beschäftigen könnte, und wird von der Leere auf sich selbst zurückgeworfen. Trotz der fast schon improvisiert anmutenden Strukturlosigkeit und bedrückenden Monotonie schafft es Oren Ambarchi, dem Stück eine Art Entwicklung zu geben und es auch so zu beenden, dass es nicht ins vorbestimmte Nichts läuft.
Ich kann eigentlich nicht wirklich behaupten, das Stück genossen zu haben, vor allem nicht nach dem Stück von Leech. Das feine Händchen für, wie im Titel schon deutlich wird, Tristesse und Isolation in musikalischer Form muss ich dem Herrn jedoch trotzdem attestieren und auf eher abstrakte Art und Weise hat mir das Stück ja auch irgendwie gefallen. Für seinen Anspruch definitiv super. 7/10
15. Tarantula Hawk – II
Bisschen Synthie-Gewaber erstmal als Intro, dann eine kurze Vorstellung der Melodielinie, die sich noch durch das ganze, abermals instrumentale Stück ziehen wird, und – Dönk! – wird man mittels sehr verzerrter Gitarren, erdrutschartigen Drummings und halt dieser fiesen Melodie wieder ins Leben befördert. Die Wirkung ergibt sich dabei aus dem Zusammenhang/den Umständen: der Klang dieses, äh, wahrscheinlich präparierten Keyboards an sich klingt schon wie hochkonzentriertes Gift. Vom Grooveverständnis her klingt dieser scheppernde Doom/Noise Rock-Bastard ungefähr so, als würde ein viereckiger Baumstamm einen sehr unebenen Hügel runterrollen. Allgemein klingt das Stück von der Atmosphäre her ziemlich, ähm, eigenartig. Da sehe ich, und jetzt frage nicht, wie ich darauf schon wieder komme, schon mal vor dem inneren Auge Baba Jaga mit tollwütigen Katzen nach mir werfen.
So im letzten Drittel verliert man über sein Monsterchen dann so langsam die Kontrolle, das Stück stürzt in sich zusammen, nimmt an Tempo und lawinenartig auch an Masse zu und endet irgendwo im instrumentalen Delirium.
Schon cool. Frage mich nun vor allem, wie das live so klingt und aussieht. 7,5/10
16. Vanessa van Basten – Dole
„Kitschpostrock“, wuhuhu! Konzentration also mal wieder beiseite legen und nur noch beliebige, bereits verwendete Phrasen zusammenschustern, schon ist das Reh-Wüü fertig. „Dole“ das ist so, ich nenne es mal „Schlauchboot“- oder doch eher „Floß“-Post-Rock, gemächlich auf dem Wasser treibend, hin- und herschaukelnd, die Sonne blendet, Wolken ziehen manchmal vorbei, das Leben ist schön. So bewusst unspannend und unbewegt gehalten wie beispielsweise das Stück von Gregor Samsa ist es aber nicht gehalten, eher noch kommt mir der Song von Boris in den Sinn. Hier liegt nämlich der Fokus eher auf den Gitarren, die (gemessen an der Bezeichnung „Kitschpostrock“) auch ordentlich Crunch und Schwere inne haben. Achja: mit dem Gesang erinnert mich das Ganze auch leicht, aber auch nur ganz leicht an Oceansize.
Was soll ich sagen, nettes Stück. Keine Ahnung, was ich mir sonst noch dazu aus den Fingern saugen könnte. 7,5/10
17. & 18. World’s End Girlfriend – Birthday Resistance & River Was Filled With Stories
Die haben…bzw. hat, zufällig weiß ich nämlich, dass das eigentlich nur ein Typ ist, doch auch mal so ein Album (?) mit Mono gemacht…“Ultra“- bzw. „Hyperkitschpostrock“, bin ja mal gespannt.
Das Intro des ersten Stücks ist in der Hinsicht ja schon sehr bodenausschlagend, die Streicher, das Gezirpe und die Bläser sind, obwohl kaum Gemeinsamkeiten zur Opulenz von Mono festzustellen sind, gar nicht mal weit entfernt von Disney. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die beats einsetzen; was World’s End Girlfriend nämlich auch von Mono unterscheidet, ist die Kauzigkeit, die Ersterem inneliegt. Schon die Bläser wirken in der Kulisse ziemlich out of place, die leichten Breakcore-Anleihen konnte ich dann zunächst so gar nicht einordnen :lol:. Irgendwie erinnert mich das Ganze ja leicht an die isländischen Schäfchenknuddler und LSD-Afficionados von múm, nur weniger hyperaktiv und nervenzerfetzend.
Das zweite Stück stützt sich auf ähnliche musikalische Mittel, kommt aber im Ganzen etwas minimalistischer arrangiert und eher in der Form eines Post-Rock-Wiegenliedchens daher. Wobei man das „Rock“ eigentlich getrost streichen kann.
6,5-7/10
Le grand Fazit: Joah, also an den Bewertungen kann man erkennen, dass mir der Sampler im Großen und Ganzen schon durchaus zugesagt hat, ne? :haha:
Interessante stilistische Zusammenstellung, durchweg mindestens überdurchschnittlich und, von einigen wenigen Ausnahmen mal abgesehen, bestens geeignet, um Mitte August im Gras zu liegen und nichts zu tun. Nur schade halt, dass grad nicht Mitte August ist. *Paysage D’Hiver aufleg* ^^
--
trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]