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Tja, Andysaurus hat zwar im Moshcore-Thread verlauten lassen, dass er die Tage nicht da sein und sich folglich gegen das, was ich hier noch zu verzapfen gedenke, nicht zu Wehr setzen können wird (vielleicht wurde er ja von SirMetalhead entführt), aber ich habe beschlossen, mich heute mal nützlich zu machen und anzufangen, meine Schulden bei ihm abzuarbeiten. And heeere we go:
1. And So I Watch You From Afar – Set Guitars To Kill
Rauschen, und dann, hoppla, Trommelfeuer oder Roboterarmee? Dachte, teh andy hat mich angelogen und mir statt Post-Rock wohl irgendwas Industrial-/Noise-Mäßiges untergeschoben, aber der erste Eindruck täuscht. Klingt jedenfalls sehr komprimiert, als ob man ein Orchester in eine Thunfischdose zwängen wollte. Scheint klanglich alles über meinem Kopf stattzufinden. Tja, bald kommt auch schon der Guitar Hero, dessen Instrument mich an eine neonleuchtende Farbexplosion denken lässt, Drumming setzt ein…und ja, dazu lässt es sich wirklich hervorragend hüpfen. Der aluminiumüberzogene, lärmige Sound täuscht auch immer noch nicht über die Kaugummifarbigkeit der quirligen Gitarre hinweg, der Bass klingt zumindest halbwegs natürlich. Zwischendurch schreit jemand „Wooo!“. Haha, super. Ebenfalls muss der Drummer sich vor der Aufnahme einige Familienpackungen Koffeinkaugummis eingeschmissen haben, der hat ja recht viel zu tun hier.
Tja, im Grunde genommen kann man das hier Dargebotene tatsächlich unter „jump-post-rock für die Generation U15“ laufen lassen (womit du mir eine Idee, die ich zu dem Zeitpunkt noch nicht hatte/haben konnte, aber gerne als meine eigene im Reh-Wüü verwendet hätte, geklaut hast, du Essiggurke). Prinzipiell reichen mir, wenn ich sowas hören will, ja eigentlich schon Slowdive – When The Sun Hits und Waltari – So Fine (nungut…beides kein Post-Rock), aber in einem solch hoffnungslos überlaufenen Genre ist ein sich so eklatant von den üblichen schüchternen Trauerweiden unterscheidender Ansatz durchaus sympathisch.
2. Bardo Pond – Summerflux
Eins schonmal vorweg: eines meiner persönlichen Highlights vom Sampler.
Irgendwo fängt es also an…wobei, tut es das? Aus einer Stille kommt es einfach so näher, dieser Sound könnte eigentlich auch vom Anbeginn der Zeit existiert haben. Mit einem schläfrigen Groove wogt das Drumming, irgendwo entfernt Dröhnen, Knarzen, Brutzeln, im Vordergrund eine zerfließende sowas-wie-Melodie der Gitarre, wie der regenbogenfarben schimmernde Benzinfilm in einer Regenpfütze. Ja, mehr passiert eigentlich nicht, nach einer Struktur oder einem Spannungsbogen kann man lange suchen, aber wie mich das Stück blendet, lähmt und in den Ledersessel drückt, das ist toll, verdammt zähflüssig, sinnlich und lecker. Wie Karamellsoße, die…irgendwas hinabfließt…ja, was denn bloß? Vielleicht das hochgestreckte Bein einer französischen Schauspielerin. Ich drohe gerade, vom Thema abzukommen…
Das ist auch ausnahmsweise mal eines der Stücke, bei dem ich einen Fade-Out am Schluss nicht nur als okay, sondern als konsequent und passend empfunden hätte…aber auf mich hört ja niemand. Auch Bardo Pond nicht, die machen das Stück am Ende halt einfach irgendwie zu. Klingt völlig unnatürlich, „Summerflux“ hört sich an, als müsste es eigentlich ewig dauern.
3. beerhover – A Foul Smelling Wheel Called Downhill
Worüber ich mir schon die ganze Zeit den Kopf zerbreche: an wen erinnert mich der Gesang am Anfang? Es klingt sehr, sehr eindeutig nach jemandem, nur leider fällt mir der Name von diesem jemand nicht ein. Gnarr. Blenden wir die Stimme aus, konzentrieren wir und auf den instrumentalen Unterbau. Der ist nett und freundlich, der ist gemächlich, den stelle ich mir personifiziert als so eine Art Dude 2.0 vor, der mich am frühen Mittag von seiner Hütte an den Sümpfen von Louisiana aus im Bademantel begrüßt, während ich mit Grashalm im Mundwinkel im Schlauchboot liege. „Tanzbär-Progdoom“ ist gut, das hier würde ich allerdings eher als recht basischen, bluesigen Rock bezeichnen…ist aber unter Umständen gar nicht so weit von einander entfernt, oder? Jau, ich nicke mit dem Kopf und groove auf meinem Sessel ein wenig vor mich hin (die Bezeichnung „Stuhlgroove“ ist eher Jazz und Funk vorbehalten). Der Gesang erinnert mich jetzt an irgendeine andere Person, bei der ich auch wieder nicht auf den Namen komme. Der Bass ist zwischenzeitlich recht präsent. Das mag ich, warum sonst sollte man auch Iron Maiden hören. Nach so ca. zwei Minuten verschleppt der Drummer das Stück in eine mir zunächst unklar erscheinende Richtung, nach ungefähr der Hälfte der Spielzeit ist der Dude melancholisch geworden. Gitarre hängt träge in den Seilen, schaukelt vielleicht noch unmotiviert ein wenig hin und her, Drumming trottet irgendwohin. Wenigstens kommt mir der Sänger am Ende nicht mehr bekannt vor. Zum Ende hin findet man den Groove wieder und das war’s auch schon.
3. Capricorns – 793AD: The Harrying of the Heathen
Uhuuu, böse. Klingt sehr nach Sonnenuntergang an der Death Valley, die Gräser krümmen sich leicht im Windhauch, ansonsten aber staubige Trockenheit und heißer Asphalt. Die Drums prophezeihen ein großes Unglück, die Gitarre schwingt langsam von links nach rechts wie der tote Körper eines Gehängten…bin ich mal gespannt, was da noch so passiert. Uäh, wie, da kommt ja gar nichts? Äh, doch, da. Reißt jetzt zwar völlig unvermittelt mein Bild im Kopf in Stücke, aber joah, da jetzt so alles mit erhöhtem Schritttempo und kollabierender Gitarre mit sich zu reißen, funktioniert live bestimmt vorzüglich. Bin bis jetzt übrigens der Meinung, dass das Soundbild dem Stück nicht so wirklich zugute kommt, für Stoner Rock fehlt der weite Hall, für modernes Post-Rock-/Sludge-Gemisch der Marke Pelican die Politur. Der Pelican-Vergleich und das beiläufige Erwähnen von Post-Rock-/Sludge-Gemisch machen, wie mir grad auffällt, erst im letzten dritten so richtig Sinn, da klingen die Gitarren, soweit es die Möglichkeiten des Stücks erlauben, ja fast lieblich. Rückblickend betrachtet kommen mir auch Agrimonia noch in den Sinn, wobei das hier eher stampft, als sturzbachartig zu fließen.
Hm, naja. Der Anfang war aber schon sehr cool.
So, und jetzt höre ich erstmal Cyndi Lauper und tanze vergnügt durch die Wohnung. Mann, meine Hörgewohnheitsaussetzer lassen ja fast den Schluss zu, ich wäre schwanger. In dem Sinne: guten Morgen!
http://www.youtube.com/watch?v=zhdTpeegBZk
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]