Re: Eddies Plattenkiste – Jahresrückblick 2009

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palez

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CataWombBlut Aus Nord- Memoria Vetusta II: Dialogue With The Stars

Mit Memomira Vetusta II: Dialogue With The Stars bringen die Franzosen nach 13 Jahren endlich den längst überfälligen Nachfolger zu Memoria Vetusta I: Fathers Of The Icy Age auf den Makt.
MV II ist ein Album geworden, dass ähnlich wie die beiden neusten Werke von Wolves In The Throne Room und Solstafir unendliche Klanglandschaften zeichnet und ein Kopfkino sondergleichen erschafft. Allerdings bewegen sich Blut Aus Nord dabei auf einer völlig anderen Ebene. Sie gehen viel experimenteller und progressiver zu Werke, wie man es eben von dieser Band gewohnt ist. Lässt man sich auf diese ungewönliche Spielweise von schwarzem Metal ein lässt MV II einen nie wieder los. Mich zumindest nicht. Dieses Album strebt nach dem Kosmos, es führt einen Dialog mit den Sternen.

10/10 Punkten

http://www.youtube.com/watch?v=4ijzpS8o3UI&feature=related

Gewiss eines der besseren Schwarzblech-Alben 2009. Sehr krasser Bruch mit dem, was ich von den beiden direkten Vorgängerwerken mitbekommen habe, „Memoria vetusta II“ ist für mich, und das ist keineswegs abwertend gemeint, eher so eine Art romantisch-verträumter Sonnenuntergangs-BM. Womit man sich auf Dauer aber eher selbst ein Bein stellt, ist eine gewisse Gleichförmigkeit und ein Soundbild, das in seiner Fokussierung auf das (wirklich äußerst schöne und harmonische) Zusammenspiel der Gitarren und Keyboards den Stücken Einiges an Dynamik und Biss nimmt. Kann aber meist durch brillante, weltumgreifend epische Melodiebögen (bestes beispiel ist wohl das von dir verlinkte „The Meditant“) wieder ausgeglichen werden. Gutes Album!

Damenriege Pt II: Bloody Panda – Summon

Bloody Panda sind eines der neuesten Pferde im Stall von Profound Lore. Das hört man. Die Band bewegt sich musikalisch zwischen den extremeren, obskureren Randspalten des Doom Metal, schmiegt sich teils an modernere Drone-Vertreter von Nadja bis Sunn O))), taucht ein in sumpfige Gefilde und verneigt sich vor alten Funeral Doom-Helden, dank des Einsatzes einer Orgel am deutlichsten wohl vor Skepticism. Man lässt die Struktur auch mal Struktur und den Rhythmus mal Rhythmus sein, schichtet Soundtexturen übereinander und lässt den Hörer teils auch recht orientierungslos durch das musikalische Labyrinth tappen. Man schert sich auch nicht sonderlich um ein einigermaßen fehlerfreies und geschmeidiges Auftreten, was das Soundbild angeht, klingt, zumindest was die Orgeln angeht, leicht anachronistisch und meist etwas intransparent und setzt in der Hinsicht eher auf lärmig-rissigen Charme denn auf technischen Fortschritt. Die zwischen fünf („Saccades I“ mal nicht mitgezählt) und 21 Minuten pendelnden Stücke bringt man der durchaus vorhandenen Lust am Experiment zum Trotz mit einer Gewissenhaftigkeit und Vehemenz über die Bühne, die einem vor allem im Album-Herzstück „Miserere“ (zu dem auch ein experimenteller Kurzfilm gedreht wurde) durchaus Bewunderung abverlangt. Dann noch eine Horror-eske Aura drübergestülpt und fertig ist ein Album, das Leftfield-Doom-Afficionados mit der Zunge schnalzen lässt und schwierig und doppelbödig genug ist, um vor allem den großen Hunger zu stillen.

Vorerst wäre „Summon“ somit sehr gut, wenn auch nicht zwingend originell. An diesem Punkt kommt eine gewisse Yoshiko Ohara ins Spiel, vor ihrem Einstieg bei Bloody Panda eher im visuellen Bereich tätig, ohne sonstige professionelle Erfahrungen mit Musik. Und an diesem Punkt wird das Album erst so richtig zu einem Fall von „Love it or leave it“; zumindest sind klarer, entrückter, leicht nasaler Frauengesang und teils englische, teils japanische Texte nicht unbedingt etwas, was auf dem Papier sonderlich gut mit dem dargebotenen Drone/Sludge/Funeral Doom harmoniert. Tatsächlich ist die Beziehung zwischen Gesang und instrumentalem Fundament oftmals schwierig, disharmonisch, von Spannungen durchzogen – in den besten Momenten aber auch funkensprühend kreativ und inspirierend, wie im einundzwanzigminütigen Vorzeige-Songmonster „Miserere“. Mit Variationen im Songverlauf geht man vorsichtig und behutsam um, Yoshiko Oharas sirenenartiger Gesang zerrt das bleischwere, träge Stück fast im Alleingang zum Höhepunkt. Sehr gut. Und ja, vor allem in diesem Moment auch richtig besonders.

http://www.myspace.com/bpanda (neuneinhalbminütiger Ausschnitt aus „Miserere“, wird dem Stück natürlich nicht gerecht, aber man erkennt, worum es geht)