Re: Sonisphere Festivals 2010

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Traempi

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Hier noch ein Artikel aus einer lokalen Zeitung (Wiler Nachrichten):

JONSCHWIL Sonisphere Festival – Heavy Metal vom Feinsten, 47’000 Besucher und jede Menge Schlamm

Es hagelt Kritik. Medien berichten von einem Desaster, Festivalbesucher wollen ihr Geld zurück und alles, was den Organisatoren und Ein­wohnern bleibt, ist aufräumen.

Schon von weitem ist zu sehen, was für ein Ausmass das Festival angenommen hat. Während das Dorf schon gefötzelt, geputzt und gewaschen ist, gleicht die Degenau noch einem Schlachtfeld. Was einst grün war, ist nun von Schlamm und Wasser bedeckt. Ganz klein sind die freiwilligen Helfer im Dreck zu erkennen. Wie ein fleissiges Ameisenvolk gehen sie übers Feld und sammeln alles, was nicht auf den Boden gehört, auf. Nur lang­sam kommen sie voran. «Wir wer­den voraussichtlich noch mehrere Tage mit Aufräumen beschäftigt sein», teilt Linus Thalmann, Mit­organisator des Sonisphere Festi­val, mit. Allzu viel Zeit bleibt aber nicht mehr. Denn schon bald ist die Erde trocken und der Boden fängt an zu stinken.

Schlamm bringt auch gutes

Während ausserhalb des Geländes schlecht über das Festival herge­zogen wird, ist die Stimmung im Schlamm ausserordentlich gut. Fleissig wird gesammelt und ge­lacht. Was da alles zum Vorschein kommt. «Auf den Parkplätzen ha­ben wir unzählige Schuhe und Ho­sen gefunden», erzählt ein Hel­fer. Konzertbesucher haben ihre schmutzigen Kleider gerade vor Ort stehen und liegen gelassen. Zu­gunsten eines Bauern. Er stockte gleich seinen Kleiderschrank auf, indem er alle Hosen zu sich nach Hause nahm und wusch. Ein wei­terer Aufräumer ist fast ausser sich. Beim Eingang fand er eine ganze Sammlung von verschiede­nen Bierdosen aus aller Welt, na­türlich noch voll. «Was will man noch mehr», ist sein trockener Kommentar. Sogar ein Zelt wurde aus dem Schlamm gezogen. Meis­tens sind es aber keine wertvol­len Dinge, wie leere Bierdosen und Pappbecher, die in den Abfallsä­cken verschwinden sowie eine tote Ratte.

Überall nur Abfall

Obwohl überall angepackt wird, ist noch kein Ende in Sicht. «Wir sam­meln den Abfall ein und haben das Gefühl, wir hätten alles. Doch dre­hen wir uns einmal um, sehen wir schon wieder Abfall», meint eine Helferin ein wenig verzweifelt. Li­nus Thalmann ist erfreut über die zahlreichen Helfer, die sich bis jetzt gemeldet haben. «Wir sind froh um jede Unterstützung», sagt er erschöpft und von den letzten Tagen gekennzeichnet. Telefonat um Telefonat – immer musste er dieselben Fragen beantworten. Fragen, die kein gutes Licht auf das Festival werfen.

Die schlechte Seite

Die Organisatoren wurden über­rannt, von Medien, Festivalbesu­chern und Anwohnern. Alles war schlecht. Man habe sich keine Notfalllösung für solch ein Unwet­ter ausgedacht, das ganze Festi­val wäre eine Abzockerei, der Zelt­platz zu klein, zu wenig Sitzplätze und so weiter. Es regnet so viel Kri­tik, wie Wasser in den letzten Ta­gen. «Ich finde es eine Schweine­rei, wie man über das Festival her­zieht. Es waren 47’000 Besucher auf dem Gelände. Und Schlamm gehört zu einem Openair», so ein freiwilliger Helfer.

Anschuldigungen zurückweisen

«Wir wären für den normalen Re­gen gewappnet gewesen, doch wer konnte ahnen, dass es so raus­kommt? », fragt Linus Thalmann und fügt an: «Auch wenn wir mehr Platten gelegt hätten, irgendwann hätte der Schlamm auch die ge­schluckt. » Auch die Helfer sind sich einig. «Schliesslich machen nicht wir das Wetter», sagt einer und weist auf die Anschuldigungen hin. Auf Facebook wird von Abzo­ckerei gesprochen und das Geld zu­rück verlangt. Auch hier findet Li­nus Thalmann eine Erklärung. «Da es so viel geregnet hat, mussten die Autos mit einem Traktor aus dem Schlamm gezogen werden. Wir ha­ben Hilfskräfte und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, gratis.» Doch einige Bauern haben das grosse Geld gewittert und unterbreite­ten den verzweifelten Automobi­listen manch ein teures Angebot. Für Thalmann ist klar: «Wer nicht warten kann, ist selber Schuld.»

«Wir stehen wieder auf»

Tatsache ist, trotz allem sind viele Metalfans nach Jonschwil gepil­gert. Und das Festival fand auch Anklang. «Das Lineup war rie­sig und ein bisschen Regen und Schlamm gehört einfach zum Ope­nair Feeling», schreibt ein Leser. Linus Thalmann nimmt die Kritik aber ernst und meint optimistisch: «Wir sind hingefallen, doch wir ste­hen auch wieder auf.» Ob das Fes­tival wieder in Jonschwil statt fin­den wird, steht noch in den Ster­nen.

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