Re: Eddies Plattenkiste: Millenium

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MetalEschi

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Nevermore – This Godless Endeavor
VÖ: 2005

Warrel Dane (v.)
Jeff Loomis (g.)
Steve Smyth (g.)
Jim Shepphard (b.)
Van Williams (dr.)

Unter Fans ist die Frage nach Nevermore’s Meisterstück umstritten. Das 2000er Werk „Dead Heart, In A Dead World“ ist wohl auch das, was diejenigen, die etwa mit Warrel’s Gesang ein Problem haben, oder denen die Songstrukturen der Band allgemein ein wenig zu abgefahren sind, noch am ehesten als Klassiker bezeichnen würden. „Enemies Of Reality“, 2003 erschienen, stieß erst dann wirklich auf Zufriedenheit, als man wenig später eine soundtechnisch überarbeitete Version des ursprünglich arg unfertig klingenden Albums veröffentlichte. „This Godless Endeavor“ schließlich ist aus meiner Sicht irgendwie die endgültige Demonstration der Größe dieser Band. Die Tatsache, dass manchen der Sound zu klinisch ist, oder sich allgemein Ablehnung gegenüber der emotionalen Achterbahnfahrten breit macht, gleichzeitig aber Anhänger der Band in wahre Lobeshymnen ausbrechen, sobald die Rede von diesem Mammutwerk ist, spricht für sich. Wirklich große Bands polarisieren – mit Alben verhält es sich nicht viel anders.

Nevermore haben auf „This Godless Endeavor“ ihre ganz persönliche musikalische Note perfektioniert. Irgendwie klingt das Album nach Thrash, irgednwie auch nach amerikanischem Power Metal – und letztlich ist keine der beiden Schubladen wirklich passend. Am Ende bleibt wohl die Feststellung, dass die Band aus Seattle letztlich in ihrer eigenen Liga spielt – und dass man lediglich sicher sagen kann, dass ihr Sound irgendwie Metal ist. „Born“ eröffnet das brachiale Meisterwerk – mit philosophisch angehauchten Lyrics, einem gegen Alles und Jeden anschreienden Warrel Dane, total abgefahrenem Gitarrenspiel von Jeff Loomis, und einem monumental über dem Song thronenden Chorus. Im weiteren Verlauf gesellen sich emotionale (Halb-)balladen („Sentient 6“, „Sell My Heart For Stones“), komplexe, Death-Metal beeinflusste Krachorgien („The Psalm of Lydia“) und melodisch-derbe Metal-Hymnen („My Acid Words“, „A Future Uncertain“, „Medicated Nation“) zu dem selbst bei Band-Ignoranten angesehenen Opener. Der 9-minütige Titelsong verballert am Ende auch noch den letzte Überschuss an Energie, steigert sich zu einer jeglichen Restverstand aus dem Hörer prügelnden Prog-Metal-Orgie, und lässt plötzlich und unerwartet ausgelaugte Kreaturen zurück, die sich nach dem Orkan erstmal wieder sammeln müssen.

„This Godless Endeavor“ stellt Fragen, liefert aber keine allgemeingültige Antworten, einfach weil diese niemand kennen kann. Nevermore klingen abwechselnd wütend, zerbrechlich, zynisch, anklagend und kraftvoll, rennen gemeinsam mit dem Hörer gegen all das an, was einem unheilvoll drohende Blicke zuwirft. Nach Einfuhr dieser Scheibe ist an, sofern man sich zu denen zählt, die Zugang dazu finden, in jedem Falle stärker als vorher. „This Godless Endeavor“ ist für mich zweifellos eines der fünf besten Alben des letzten Jahrzehnts. Ein Fels. Eine Steinmauer. Gottlos. Unüberwindbar.

http://www.youtube.com/watch?v=impRqn44OCA

http://www.youtube.com/watch?v=Te7FKPFqn74

http://www.youtube.com/watch?v=7yBm0k0coL0

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