Re: Eddies Plattenkiste: Millenium

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Bahl

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Diese Band hat gleich zwei Eigenschaften, die normalerweise dazu führen würden, dass ich sofort den Stopknopf drücken würde: Der Sound ist unglaublich schlecht, Gitarren und Schlagzeug klingen so sehr nach Plastik, wie man es nur selten erlebt, dazu gibt es manchmal weiblichen Gesang zu hören. Nicht dass ich etwas gegen Frauengesang hätte, nur finde ich das Wechselspiel zwischen heiserem männlichen Geschrei und zuckersüssem Geträller normalerweise furchtbar. Dazu kommt ein für meinen Geschmack misslungenes Cover und Artwork.
Und trotzdem bin ich auch nach fast fünf Jahren von dieser Platte immer noch begeistert! Die sechs Finnen bieten auf The Unborn sehr schwedisch klingenden melodischen Death Metal, meistens ist die Musik jedoch um einiges härter und schneller als bei vielen Göteborger Bands.
Zu Beginn von The Unborn gibt es mit Pure direkt auf die Fresse: Schnelles Riffing und heftige Double Bass werden dem Hörer geboten, das ganze wird mit einem Keyboardteppich unterlegt. Nach dem anfänglichen Sturm setzen alle Instrumente ausser dem Keyboard aus, dazu ertönt besagter Frauengesang, der unheimlich gut performt wird und prima zur Musik passt. Kurz darauf setzt der Sänger Ville Viljanen ein und meine Fresse, was hat dieser Mann für eine Wahnsinnsstimme! Die Shouts klingen heiser, aggressiv, teilweise etwas verzweifelt. Insgesamt hebt sich die Musik vom gängigen melodischen Death Metal durch ihre überaus finstere Grundstimmung ab, fröhliches Herumgefiedel erwartet man hier vergeblich, ebenso klar gesungene Refrains. Dieses hohe Niveau wird über das ganze Album gehalten. Zwischen all den Gitarrensalven wird immer wieder Entspannung geboten durch den Einsatz von Keyboards und instrumentale Passagen.
Besonders hervorzuheben ist Altered State of Consciousness: In diesem Song werden die Keyboards weitgehend zurückgenommen, überhaupt ist dieser Song etwas traditioneller. Doch gerade hier offenbart sich der grosse qualitative Unterschied zwischen MPE und der derzeitigen Konkurrenz, einen so geilen Song hat man von etablierten Bands aus Göteborg seit Jahren nicht mehr gehört. Der Song beginnt mit einem recht einfach gehaltenen Stakkatoriff, das dann aber etwas komplizierter wird, dabei jedoch unglaublich treibend bleibt, dazu gesellt sich dann der bereits erwähnte grossartige Gesang von Ville Viljanen.
Einer meiner weiteren Favoriten ist Pressure, der wieder mit sehr viel Keyboardeinsatz glänzt. Dazu kommteine exzellente Gitarrenarbeit – was Für geile Solos spielen die Gitarristen bitte?!? In Pressure wird auch wieder Frauengesang eingesetzt, der sich erneut perfekt in die Musik einfügt. Dieser Song mündet in ein ruhiges Outro, in dem die Gitarristen sich nicht von ihrer technischenSeite zeigen, aber beweisen, wie gut das Songwriting von MPE ist: ergreifende Melodien werden hier gespielt, bevor The Unborn zu Ende geht.
Fazit: Trotz der oben aufgezählten vielleicht abschreckenden Faktoren sollte man dieser Platte und dieser Band eine Chance geben! MPE spielen auf The Unborn in einer Liga, in der nur ganz wenige andere Bands mithalten können. In Flames und Konsorten würden sicher einiges dafür geben, noch einmal nur einen so geilen Song zu veröffentlichen, wie sie hier reihenweise dargeboten werden. MPE bestechen hier durch ihre Frische und Vielseitigkeit und müssen sich hinter niemandem verstecken.
Ach so, wenn die limitierte Version noch nicht ausverkauft ist, sollte man die nehmen, auf der gibt es ein Cover von Megadeath, das ganz nett ist, aber dann noch eine B-Seite, bei der ich nicht verstehe, warum sie nicht auf das reguläre Album gekommen ist.
http://www.youtube.com/watch?v=dNP68roEQBY
http://www.youtube.com/watch?v=3VXFvHvww9g
http://www.youtube.com/watch?v=XzTmh6KGG94
http://www.youtube.com/watch?v=4zCZh2zz-9Q

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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.