Re: until the light takes us

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Slothrop

Registriert seit: 07.07.2008

Beiträge: 844

Gnäää, na ja, ich fand’s jetzt nicht soooo berauschend (bis auf den rundum gelungenen Soundtrack), interessant wars aber allemal. Bemerkenswert beispielsweise – und das ist ja auch schon im Black Metal-Thread thematisiert worden – in welchem Selbstwiderspruch sich einige Szenekoryphäen befinden. Fenriz beschwert sich, dass der Black Metal zum Trend verkommen ist, wirkt aber fleißig daran mit, indem er in wirklich JEDER Doku auftritt. Und wenn Varg erzählt, wie sich die „Elite“ weiland gegenüber den verachteten „metal guys“ geriert hat, zeigt das sehr deutlich, dass Image damals alles war – wer „authentisch“ war, das hat der innere Kreis festgelegt. Das Ergebnis war eine Selbstüberbietung in Sachen „reine Lehre“, deren Folge dann ein kompletter Kontrollverlust war, der schließlich eine Spirale der Gewalt in Gang gebracht hat. Insofern erübrigt sich auch die heutige Diskussion, wer jetzt true war/ist und wer nicht: Fast alle waren auf dem Holzweg, Ausnahmen (Fenriz, Garm, Ihsan) bestätigen die Regel. Dummerweise mystifiziert die Doku diese Geschehnisse etwas zu sehr, obwohl die Aussagen von Varg und Fenriz Bände sprechen: Auch wenn, besonders Varg, es immer noch nicht einsehen mag: Die Kirchenbrände waren keine kulturkritischen Statements, sondern schlicht und einfach dumm.

Toll allerdings die Szene, als Fenriz diesem Möchtegernkünstler begegnet. Man spürt förmlich, wie sehr ihn dieser Wicht anekelt mit seinem hilflosen Gekleckse. Der hat nun wirklich gar nichts verstanden, und das zeigen die ausgestellten Bilder auf treffliche Weise: ein Dilettant, der sich wie ein Parasit an ein kontroverses Feld anzeckt, ohne eine auch nur annähernd respektable Reflexionsstufe zu erreichen, mit der er einen Grundrespekt seinem Gegenstand gegenüber hätte beweisen können. Der Typ steht stellvertretend für alle Trittbrettfahrer und verdient sich wahrscheinlich dumm und dämlich mit seinen Schmierereien. Passiert aber nun mal, wenn eine Protestkultur Pop wird.

Ganz schlimm dagegen: Die unglaublich dämlichen Immortal-Typen. Hab mich ja nie so für die Band interessiert, aber dass die so megadumpf rüberkommen, hätte ich echt nicht gedacht. Besonders Abbath kackt voll ab mit seiner stumpfdumm aufgespielten Lemmy-Attitüde. Ebenso hirnamputiert der Spruch vom Höllenhammer, als er zum Mord an dem (O-Ton) „fucking faggot“ meinte: „I honor him (Faust) for that.“

Fazit: Supertoller Soundtrack (Boards of Canada!), sympathischer und reflektierter Fenriz, eloquenter und locker auftextender Varg, strunzendummer Abbath und eine etwas zu unkritische Herangehensweise der Macher. Passt schon…

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"Out in a bloody rain to feed our fields Amid the Maenad roar of nitre's song And sulfur's cantus firmus." Richard Wharfinger: The Courier's Tragedy http://www.lastfm.de/user/mossmoon