Re: ESC – Lena Meyer-Landrut

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palez

Registriert seit: 04.01.2007

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Trashmäßig haben sich vor allem die freier Fall-Frisuren aus Irland und Eric de Sade aus Schweden für die Bestenliste qualifiziert. Bei Letzterem erfreut mich vor allem die Chuzpe, einen Song ins Rennen zu schicken, den sogar Dieter Bohlen Ende der 90er noch die Toilette runtergespült hätte, und der abenteuerlich furchtbare Gesang. Die Spitzköpfe aus Moldau hatten zunächst einen ganz guten Eindruck gemacht, traten mit ihrem in der Tiefe seines Herzens doch recht angestaubten Crossover aber zu gewollt auf, um noch sympathisch zu sein. Apropos angestaubter Crossover: Die ultimative Geschmacksbeleidigung des Abends waren die überschminkten Hampelmänner (plus Hampelfrau) aus Georgien. Angesichts dieser Evanescence-meets-Linkin Park-Rapparts-Realsatire muss man ja förmlich peinlich berührt sein. Offensichtlich haben die verantwortlichen Reißbrettmeister die letzten 8-10 Jahre ohne Anschluss an die Restwelt in einer Höhle in den russischen Wäldern verbracht. Die eigentlichen großen Geschichten vom Scheitern, die für mich immer interessanter sind als Gewinnergeschichten, haben aber die Fälle von Kati Wolf (Ungarn) und Blue (England) geschrieben. In beiden Fällen ein mehr oder minder spektakuläres Fehlschlagen einer sorgsamen Kalkulation. Blue mögen Anfang des Jahrtausends vielleicht sogar Platten verkauft haben, besitzen aber nie im Leben einen Hauch der Relevanz, die Take That in ihrem Bereich nunmal haben; hier hat das „alternde Boygroup“-Prinzip halt nicht funktioniert. Ein elfter Platz ist immer noch ein ziemlich deutliches „niemand will euch“. Bei Kati Wolf hat für mich anfangs alles auf eine hohe Platzierung hingedeutet; der Song, seine Professionalität und seine Siegermelodie (die mir irgendwie geklaut vorkommt), die Hintergrundgeschichte vom gescheiterten 36-jährigen fast-Popsternchen, die daraus resultierende Inbrunst, mit der Madame den Song vorträgt. Am Ende vorletzter Platz. Tja.

Musikalisch war Lenchen wohl tatsächlich die beste. Der zehnte Platz ist ja jetzt auch keine Vollblamage. Rest nicht der Rede wert. Habe aber auch nicht alles mitbekommen. Dafür habe ich eine tolle Band namens Savage Republic entdeckt, die die ausschweifende Monotonie des Krautrock mit der konzentrierten Düsternis des frühen Gothic Rock mischt und damit sowas wie einen 80er-Vorentwurf zu zeitgenössischem Post-Rock liefert:

http://www.youtube.com/watch?v=l4ocueSnfqw

PS: Ohje…Dancing Mad God hätte allen Grund, sauer auf mich zu sein.