Re: palez gegen xkillwithpowerx oder auch "born too late"-Hipster vs. Proglusche/shit eating jazz snob

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xkillwithpowerx

Registriert seit: 25.12.2003

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OK, als nächstes widme ich mich dann mal der Abteilung, die du mit „Black Metal, Mädchendrone und Zeug, für das ich keinen Namen habe“ betitelt hast.

Diese startet passenderweise mit Foetus und Descent into Inferno, denn dafür fällt mir in der Tat absolut kein Name ein. Das Ganze klingt reichlich absurd, was schon beim Sound losgeht, der sehr kalt daherkommt und mir mit seinen übertrieben nach Mitte der Achtziger klingenden Drums und Synthies leider ziemlich auf den Keks geht. Zum Lied selbst etwas zu schreiben, fällt mir irgendwie schwer: Ich bin mir nicht sicher, ob ich es experimentell und interessant finden soll oder einfach nur bescheuert und nervig. Da ich eher zu letzterem tendiere und grade schon wieder nervös Richtung Skiptaste zucke, spar ich mir auch, weitere Worte hierüber zu verlieren. Muss man selbst gehört haben, aber ich bin der Beweis dafür, dass man danach auch nicht unbedingt schlauer ist. Dieses Review darf man als verwirrt, aber wertneutral betrachten. 😛

Von Swans gibts dann gleich zwei Lieder. Das erste davon nennt sich Beautiful Child und klingt irgendwie rein gar nicht so, wie ich mir die Band vorgestellt hatte (auch wenn ich keine konkrete Vorstellung hatte). Los geht es mit etwas, das Pistolenschüsse sein könnten, oder auch nicht. Nach etwas sinnlosem Rumgeklimper und -getrommel geht dann recht abrupt und ohne spürbaren Aufbau der eigentliche Song los und die Stimmung wird sofort ziemlich düster und apokalyptisch. Junge, das klingt ganz schön dick aufgetragen: Bombastische Chöre und Bläser bilden auf dem Hintergrund von monotonem Schlagzeug und Bass die Grundlage für den an eine Predigt erinnernden Gesang. Naja, an dieser Stelle entscheidet sich dann auch schon direkt, ob man den Song mag, oder nicht, denn genau so geht er jetzt gute vier Minuten lang weiter, die sich bei mir aber eher wie sechs anfühlen. Im Prinzip ganz nett, aber für meinen Geschmack viel zu monoton, zumal es praktisch keinen Spannungsbogen gibt, lediglich der Gesang steigert sich im Verlauf etwas in sein Lament hinein. Ziemlich gelungen finde ich dann aber den Übergang in das völlig anders klingende Miracle of Love. Wie die Ruhe nach dem Sturm geht es nun nach dem Fade Out am Ende von Beautiful Child ganz unten auf der Dynamikskala wieder los, welche in diesem Song erfreulicherweise etwas weiter ausgenutzt wird. Wenn nach dem ruhigen Intro mit atmosphärischen cleanen Gitarren der Gesang einsetzt und die Spannung sich auch hiernach immer weiter auf eine ganz subtile und natürliche Weise langsam aufbaut, weiß ich einmal mehr, was ich beim vorherigen Track vermisst habe. Ja, so ungefähr hatte ich mir auch den Sound von Swans vorgestellt. Nach vier Minuten stetigen Aufbaus, der das Lied aber nie aus dem Bereich „ruhig“ hinausführt, kommt dann plötzlich der Break und es wird lauter und wieder ein wenig bombastischer. Letzteres hier aber nicht annähernd so extrem wie bei Beautiful Child, sondern eher auf einem für mich angenehmen Level. Das Outro hinterlässt dann ein unsicheres Gefühl, wie das offene Ende eines Horrorfilms, bei dem man darauf wartet, dass die Zombies doch nochmal aufstehen. Oder so ähnlich. Was weiß ich… Miracle of Love gefällt mir jedenfalls von den beiden Swans Song eindeutig am besten. Vielleicht riskier ich bei dem Album mal ein weiteres Ohr.

Eines der Highlights deines Samplers ist für mich The Angelic Process mit Burning the Underpants of God. Das Lied ist einfach der vertonte Alptraum. Erst baut sich langsam eine bedrohliche Grundstimmung auf, bis die plötzlich einsetzenden Gitarren einen dann in die tiefsten Abgründe herunterreißen. Auch wenn es zeitweise ruhiger und an einigen Stellen geradezu hymnisch wird, werde ich das mulmige Gefühl die ganze Zeit nicht los. Der zerbrechliche und verzweifelt klingende Gesang trägt auch seinen Teil dazu bei, dass man sich auf eine Reise mitgenommen fühlt, die man nicht antreten wollte, deren Verlauf unschön und deren Ende ungewiss ist. Wie mir grade auffällt, erinnert mich das Flair (auch deshalb) ein kleines bisschen an die frühen Spawn Comics.
Definitiv ein megaintensiver Song. Wäre das Album nicht offenbar so schwer aufzutreiben, gehörte bereits eine Kopie davon mir… Hat jemand nen Tipp, wo man da noch (günstig) rankommt?

Weakling fallen dann irgendwie ein bisschen aus dem Rahmen. Der Titel No One May Be Called as a Man While He’ll Die suggeriert auch hier wieder eher obskure Kost, was aber diesmal eher einem Bluff gleichkommt. Wer seinen Black Metal atmosphärisch und amerikanisch mag, wird hier auf seine Kosten kommen, wirklich außergewöhnliches wird aber für mein Empfinden nicht geboten. Unabhängig davon gehen die 13 Minuten sehr gut ins Ohr, Weakling scheinen neben einem guten Gespür für gut gezogene Spannungsbögen auch ein gutes Melodiegefühl zu haben, was ich bei vielen Black Metal Bands vermisse. Oft gibts ja nur gar keine Melodien oder viel zu kitschige, der optimale Mittelwert ist selten. Wenn mir da mal was günstig in die Hände fallen sollte, sag ich nicht nein, die Band scheint es wert zu sein, sich näher mit ihr auseinanderzusetzen.

Ich habe ja eine Vorliebe für obskures Zeug und wenn eine Band Devil Doll heißt und ihr Ein-Song-Album auf den Namen The Girl Who Was… Death tauft, dann ist mein Interesse auf jeden Fall schon geweckt, ohne dass ich einen Ton hören muss. Glücklicherweise ist die Musik genau so kauzig, wie die Namen und das Artwork erwarten lassen. Es ist natürlich schwierig, dieses fast 40minütige Epos hier in knappen Worten adäquat zu beschreiben… Stellt euch einfach vor, der (B-)Horrorfilm Stereotyp eines irren Professors, der abends in seinem gruseligen Haus auf dem Speicher auf einer Orgel die Toccata in d Moll von Bach spielt, hätte stattdessen eine E-Gitarre und ein paar Synthies. Ich finds jedenfalls, wie ich ja hier auch schon mit 2 Promille festgehalten habe, absolut super und genau wie bei The Angelic Process hat mich bisher nur die schwierige Auflagensituation vom Kauf abgehalten. Wenn jemand das Ding loswerden will, ich bin ein potentieller Abnehmer. 😉

Zu guter Letzt kommen dann noch die beiden Songs von Dead Can Dance, nach denen ich ja explizit verlangt hatte. Da muss ich zunächst mal loswerden, dass ich mir DCD irgendwie immer Folk lastiger vorgestellt hatte, aber egal. Der erste Track, der mir geboten wird, ist Xavier. Dieser beschränkt sich bis auf den Gesang ganz auf Tasteninstrumente und erschafft damit eine gnadenlos gute Atmosphäre. Das ist Musik, die einen aufsaugt. Richtig starke Melodien, toll arrangiert, toll gesungen. Finde ich absolut super, das Album hat einen hohen Platz auf meiner Einkaufsliste bekommen. Das anscheinend live eingespielte Cantara hat dann ein nicht komplett unähnliches Grundfeeling, jedoch einen viel stärkeren Ethno-Einschlag. Das Niveau von Xavier kann jedenfalls locker gehalten werden und diese Aufnahme macht auch sehr viel Lust darauf, die Band vielleicht einmal live zu bewundern.
Dass ich zu Dead Can Dance nun recht wenig geschrieben habe, darf nicht falsch interpretiert werden. Es wäre zwar übertrieben zu sagen, dass wir vor lauter Begeisterung die Worte fehlen, aber das hier ist schon Musik, die ich lieber einfach nur aufnehme als über sie zu schreiben.

Fazit zu diesem Teil: Sehr große „Hit“-Dichte, mit Devil Doll, Dead Can Dance und Angelic Process sogar ein paar Volltreffer. Hast du gut gemacht! :haha: