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Heute gehts für mich mit Post-Punk in die vorletzte Runde. Im Gegensatz zu dem Zeug, das ich letzte Woche rezensiert habe, habe ich es also diesmal mit einem Genre zu tun, in dem ich mich zumindest mit den Rudiments auskenne. Bis auf The Chameleons habe ich folglich auch von allen Bands schon gehört, insbesondere Gang of Four und Magazine standen ohnehin schon auf meiner Einkaufsliste.
In Siouxsie and the Banshees hatte ich schonmal in nem CD-Laden reingehört, habe die Scheibe aber anschließend trotz des Preises von gerade mal 6 Euro dortgelassen, da mir das gehörte irgendwie zu poppig und kitschig war. Keine Ahnung, welches Album das damals war, um Juju, auf welchem sich auch das mir gebotene Sin in My Heart findet, dürfte es sich aber nicht gehandelt haben. Der Song klingt genau so, wie man sich Post-Punk eben vorstellt, genau da habe ich aber auch ein kleines Problem mit und genau daher würde ich auch dieses Album vermutlich nicht mitnehmen. Etwas wirklich außergewöhnliches veranstaltet die Band hier für mein Empfinden einfach nicht, der eher geschlechtsneutral klingende weibliche Gesang weiß zwar zu gefallen, das wars aber dann auch leider schon. Solide und nett, aber für meine Begriffe nicht essentiell.
Viel besser zünden bei mir Gang of Four mit Damaged Goods von ihrem Klassikeralbum Entertainment, welches nach diesem Battle in der Prioritätenordnung meiner Einkaufsliste ein Stückchen nach oben geklettert ist. Die Musik ist nicht so düster wie sonst oft in diesem Genre üblich, eine leicht depressive oder zumindest lethargische Atmosphäre wird aber dennoch erzeugt. Nichtsdestotrotz wirkt diese Nummer sehr eingängig und fast schon poppig. Sehr gut gefallen mir Sound und Stil des Gitarristen sowie das coole und lässige Bassspiel. Die Scheibe wird bald eingetütet.
Das nächste Lied stellen die Düsseldorfer Punkverräter von Fehlfarben. Grauschleier ist eines der Lieder, die die Zuordnung der Band zur neuen deutschen Welle plausibel machen, auch wenn damit der Nagel nicht auf den Kopf getroffen wird. Unabhängig davon klingt die Stimme aber einfach unbeschreiblich kauzig und krautig, was mir sehr sympathisch ist. Der leicht psychedelisch angehauchte Zwischenteil mit Bläsern wirkt ein bisschen deplaziert, lässt aber ohne allzusehr den Fluss des Liedes zu stören gerade deshalb aufhorchen. Mein Interesse ist geweckt, das Album muss her. Zumal es wie ich vorhin irgendwo gelesen habe offenbar vom Rolling Stone zum wichtigsten deutschen Rock Album gewählt wurde – wobei ich mir andererseits nicht sicher bin, ob das ein Qualitätsmerkmal ist.
Magazine ist noch so eine Band, deren Namen ich schon vor geraumer Zeit auf meine Einkaufsliste geschrieben habe und genau wie bei Gang of Four ist auch hier der gehörte Samplerbeitrag ein weiteres Argument für mich, dieser Band mal etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Dies ist allerdings auch schon die einzige Parallele zu Gang of Four, denn Parade geht stilistisch in eine ganz andere Richtung. Wo Gang of Four bei der klassischen Rockbesetzung bleiben, nehmen Magazine Klavier und Synthies in ihren Sound auf und schrecken auch nicht vor fast schon etwas aufdringlichen Effekten auf den Gitarren zurück. Parade besticht mit einer naiv-träumerischen Atmosphäre, hat sehr viel Melodie und einen Chorus, den ich beinahe cheesy nennen würde. Das zugehörige Album ist auf jeden Fall einen Blick wert.
Mit The Chameleons folgt nun die wie schon gesagt einzige Band, die mir vor diesem Sampler rein gar kein Begriff war. Und wird sich der Name nun dauerhaft bei mir einbrennen? Keine Ahnung. Auch wenn mir Second Skin gut ins Ohr geht und mit seiner sehr verträumten Stimmung ein wenig an Depeche Mode oder ruhigere New Order erinnert, was ihnen bei mir sichere Pluspunkte verschafft, kann ich mich leider nicht zu viel mehr als einem anerkennenden Nicken durchringen. Ursache hierfür sind wohl die kaum vorhandene Variation und die in meinen Augen auch dadurch absolut nicht notwendige Länge von knapp sieben Minuten, die dazu führt, dass ich nach drei Minuten nur noch auf das Ende warte. Gute Ansätze sind vorhanden, aber gerade wenn palez diesen Song auch noch für den besten der Band hält, bin ich bereits damit gesättigt, genau diesen zu kennen. Keine schlecht gemachte Musik und ich kann mir sogar gut vorstellen, dass man das mit dem entsprechenden Geschmack sogar ziemlich abfeiern könnte, aber für mich ist das nicht wirklich was.
Die Post-Punk Abteilung abschließen dürfen die Genreurväter von Wire, welche sich in A Touching Display ungewohnt psychedelisch geben. Ungewohnt natürlich nur gemessen an dem, was ich von ihnen kenne, was sich aber zugegebenermaßen nur auf einige wenige Lieder beschränkt – welche mir aber tendenziell etwas besser gefallen als das hier gebotene. Dieses recht minimalistische Geklimper geht mir ziemlich schnell auf den Keks, auch wenn der Teil mit Gesang sehr stark ist. Ein zweischneidiges Schwert, das ich immernoch nicht genau einordnen kann.
Gute Songs dabei, aber die anderen bisher besprochenen Samplerabschnitte hatten für mich mehr zu bieten, insbesondere mehr Überraschungseffekt.