Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Meetingpoint › User vs User › palez gegen xkillwithpowerx oder auch "born too late"-Hipster vs. Proglusche/shit eating jazz snob › Re: palez gegen xkillwithpowerx oder auch "born too late"-Hipster vs. Proglusche/shit eating jazz snob
Also gut, auf ins letzte Gefecht. Den Anfang machen The Sisters of Mercy mit Flood I. Als erstes stößt mir der fiese und kalte 80er Schlagzeugsound auf, der mir schon bei Foetus auf den Keks ging. Naja, zumindest passt diese Kälte hier viel besser zum Feeling, zumal sämtliche anderen Instrumente genau so tot und trostlos klingen. Der Gesang bildet da auch keine Ausnahme und wenn die Musik dann auch noch so monoton und höhepunktsarm ist wie das hier, kann ich verstehen, wieso manche sie als Selbstmordsoundtrack bezeichnen. Da ich aber keinerlei suizidalen Absichten hege, kann ich mit diesem Song sehr wenig anfangen und wüsste auch nicht, in welcher Stimmung er mir gefallen würde. Vielleicht sollte ich darüber aber auch froh sein.
Mit ruhigen, aber trotzdem irgendwie fast schon galoppierenden Delay Gitarren steigen And Also the Trees ein in den Slow Pulse Boy. Eine Stimme verzapft irgendwas, während die Drums zaghaft einsteigen und auch die Gitarren sich langsam ein klitzekleines bisschen mehr trauen. Als aber nach fast zwei Minuten immernoch nicht viel mehr passiert ist, werde ich langsam ungeduldig, doch genau in diesem Moment geht die Dynamik spürbar nach oben und die Gitarre spielt sogar so etwas wie Harmonien. Leider ist das relativ schnell wieder vorbei und wir befinden uns wieder in der monotonen Tristess, aus der wir gerade erst fliehen konnten. Da MUSS man ja depressiv werden… Wenn der etwas dynamischere Part dann etwas später wiederholt wird, werden wir sogar mit kleinen, aber schönen düster-romantischen Melodien verwöhnt. Wieso nicht mehr davon? Wieso lieber direkt wieder in den monotonen Vers, wenn es grade interessant geworden ist? Und wieso ist jetzt auf einmal Schluss? Sehr seltsamer Song.
Warum Fields of the Nephilim ein Lied Intro nennen, das 16 Minuten dauert und offensichtlich keins ist, verstehe ich nicht, aber es ist mir auch egal. Musikalisch haben die Herren für mich jedenfalls etwas mehr zu bieten als die beiden Tracks davor. Der Rock Aspekt ist hier sehr deutlich vorhanden, sodass die Verwandtschaft zum Post Punk schnell auffällt, der Gesang erinnert mich auch ziemlich an Ian Curtis. Das dürfte wohl auch der Grund dafür sein, dass ich hiermit mehr anfangen kann. Langatmigkeit und Monotonie gibts hier zwar auch genug, aber zumindest habe ich das Gefühl, dass sie einem Zweck dient und irgendwie zu einem gelungenen Spannungsbogen beiträgt, auch wenn ich den selbst noch nicht vollständig gefunden habe. Das düster-melancholische Gitarrensolo gefällt mir ziemlich gut mit seinem Minimalismus, insgesamt schaffe ich es aber nicht, über 16 Minuten meine volle Aufmerksamkeit beisammenzuhalten, dafür passiert zu wenig, oder zumindest zu wenig, das mich mitreißen kann. Nach gut 13 Minuten werde ich nochmal aus dem Halbschlaf geweckt, wenn ich plötzlich das Gefühl habe, Iron Maiden wären zu einem Jam auf die Bühne gekommen – so ähnlich jedenfalls klingt der Riff. Ich bin verwirrt. Ziemlich sogar. Ergab irgendetwas in diesem Review Sinn? Ich weiß es nicht. Vom Hocker hauen konnte der Song mich nicht, aber zumindest finde ich ihn interessant und werde wohl bei Gelegenheit noch in irgendwas anderes von Fields of the Nephilim reinhören. Hast du da vielleicht ne Empfehlung auf Lager?
Eins direkt vorweg: Faith and the Muse gefallen mir von den Goth Bands des Samplers am besten. Annwyn, Beneath the Waves hat nämlich so einiges, was ich bei den anderen Songs vermisst habe. Zum Beispiel schöne Melodien, einen guten Spannungsbogen, eine verträumt-nachdenkliche, aber nicht verhaltensgestört-deprimierte Stimmung und sogar trotz der insgesamt doch eher ruhigen Atmosphäre ein bisschen Dynamik und Abwechslung. Auf die gesamten sechs einhalb Minuten wird es dann leider trotzdem etwas lang und so kann ich mich auch hier nicht zu viel mehr als einem aufrichtigen „ganz nett“ durchringen.
Miranda Sex Garden kriegen einen Bonuspunkt für einen Namen, zu dem mir zwar kein meine Gedanken akkurat ausdrückendes Adjektiv einfällt, der aber bei diesem garantiert den Superlativ erfordern würde. Weniger Superlative erfordert für meinen Geschmack die Musik. Mit Cover My Face hab ich genau dieselben Probleme wie mit dem Faith and the Muse Song, allerdings finde ich auch dieselben Sachen gut. Im Prinzip könnte ich wieder genau dasselbe schreiben. Zumindest sollte ich aber noch hinzufügen, dass ich hier den Spannungsaufbau gelungener finde, zumal das Lied auch wenigstens weiß, wann es Zeit ist aufzuhören. Vier Minuten reichen ja auch, um sich die Pulsadern aufzuschlitzen.
Und schon sind wir am Ende des Samplers angelangt. Bevor ich aber die Schreibfeder niederlegen darf, muss ich mich noch durch When Mama was Moth (wtf?!) von den Cocteau Twins beißen. Genau wie bei den letzten beiden Tracks bildet auch hier zart-zerbrechlicher weiblicher Gesang das Zentrum. Langatmigkeit kann jedoch kaum aufkommen: Die ersten zwei einhalb Minuten wirken trotz ihrer hypnotischen Monotonie überraschend zielgerichtet, danach wird es mal kurz einfach nur seltsam und dann ist der Song plötzlich schon rum, während ich hier sitze und nicht so recht weiß, was ich dazu schreiben soll. War das ein Outro? Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, jetzt zu wissen, wofür Cocteau Twins stehen. Ich schließe mein Review also trefflicher Weise mit einem großen Fragezeichen…
Tja, der Gothic Teil hat also eher bescheiden abgeschnitten. Vielleicht bin ich einfach (noch?) nicht pessimistisch und introvertiert genug, um mich von Selbstzweifeln zerfressen in düster-depressive Klangsackgassen zu flüchten. Vielleicht sollte ich
aber auch weniger Klischees über Gothic vom Stapel lassen und mich einfach mit der Einsicht begnügen, dass ich mit dieser Musik – aus welchen Gründen auch immer – einfach nichts anfangen kann, was mir zumindest Zeit und Geld spart. Auch was Feines, zumal ich in dieser Hinsicht durch den Rest des Samplers schon genug investieren musste…
Meinen Eindruck über den gesamten Sampler habe ich ja schon ein paar Posts weiter oben knapp zusammengefasst. Trotzdem nochmal ganz kurz: Insgesamt fand ich den Sampler wirklich super, einige Platten habe ich mir bereits gekauft (Dead Can Dance, Tom Waits, Fehlfarben), einige werden noch in Kürze folgen (Devil Doll, Angelic Process, Gang of Four) und andere haben zwar nicht ganz so eine Dringlichkeit, stehen aber auch auf meinem Einkaufszettel (Magazine, Swans, Nick Cave). Ich würde das eine ziemlich gute Quote nennen. 🙂 Danke also nochmal, mir hats Spaß gemacht und ich würde das sehr gern bei Gelegenheit wiederholen. Ich denke, wir haben beide noch genug potentiell für den jeweils anderen interessante Musik in petto.