Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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Clansman

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banger1979

Rainbow – Rising (1976)

Line-up:
Ritchie Blackmore (Guitar)
Ronnie James Dio (Vocals)
Cozy Powell (Drums)
Jimmy Bain (Bass)
Tony Carey(Keyboards)

Zeit wirds, das hier Rainbow – Rising erwähnt wird, ein Hardrockalbum welches für meine Begriffe
strahlend über vielen Platten dieser Zeit steht, welches mich seit dem ersten Hören gefesselt hat, welches sich wie damals kaum ein anderes als Ganzes aufbaut, einem eine Gänsehaut nach der anderen beschert,

Ein Album bei dem Dio, Black Sabbath mit ihm am Mikro hin, seine Solowerke her, seine gesangliches Meisterstück abliefert.

Ein Album bei dem der egozentrisch-geniale Ritchie Blackmore mit seinem Spiel, Dio mit seinem Gesang, einem sich ungewöhnlich perfekt einfügenden Münchner Orchester, sowie ein für damalige Verhältnisse im Hardrock neuartiger Keyboardsound, ein strahlend leuchtendes Ganzes ergeben, wo man beim Hören andächtig verharrt, übers ganze Gesicht grinst, zappelt, sich regelrecht hingibt.

Und das von einer Band, die ursprünglich als Soloprojekt von Blackmore startete, die allein von der Namensgebung her auf einen Egotrip schliessen liess.

Die Band wurde 1975 unter dem Namen Ritchie Blackmores Rainbow gegründet und setzte sich aus dem Deep Purple Gitarristen sowie Dios Band Elf zusammen, die bis dahin einige Male im Vorprogramm von Deep Purple spielte. Kurze Zeit später hieß die Band Blackmores Rainbow, und ab 1977 nur noch Rainbow. Ein Umstand, der wohl auch daraus resultierte, dass sich selbst ein egomaner Typ wie Blackmore bewusst wurde, was er mit dieser Band hervorgebracht hatte, und Dio einen mindestens ebenso großen Anteil daran hatte.

Bedauerlicherweise hatte auch Dio später die Nase voll von Blackmore und verliess die Band 1978 nach dem Erscheinen des kaum weniger genialen Album Long live Rock n Roll.

Doch zurück zu Rising, die Platte startet mit Tarot Woman, ein zunächst typischer Opener, wie man meinen möchte, bei dem einem aber sofort Dios kraftvoller, dominanter Gesang auffällt.
Auch für heutige Verhältnisse klingt die Produktion modern, im Gegensatz zur bis dato im Hardrock gängigen Hammondorgel spielt der Keyboarder Tony Carey mit neuartigem Synthesizersound, der sich trotzdem perfekt und schlüssig einfügt und einen hübschen Gegenpart zu Blackmores gekonnten, aber (noch) nicht ausufernden Solos ergibt.

Und man bekommt eine Ahnung von der Urgewalt Dio’s Stimme….Something in the air – Tells me to beware, no, no, no – Her love is like a knife – She’ll carve away your life – So go, go, go…..man hört seiner Stimme eindeutigst den Kampf an, spürt bis in jede Faser des Körpers die Magie, die diese „Tarot Woman“ auf „ihn“ ausübt.

Und ist fast ernüchtert ob der Einfachheit der folgenden drei Songs, Run with the wolf rockt im gemäßigten Tempo vor sich hin, man fühlt sich an Uriah Heep erinnert, Blackmore soliert sparsam.

Mit Starstruck nehmen Rainbow wieder etwas Fahrt auf, im Stile von Deep Purple tönend, der Song könnte so auch durchaus auf „Machine Head“ stehen, wenn nicht der spitze, sehr akzentuierte Gesang von Dio wäre.

Dieser beherrscht auch das folgende Stück Do you close your eyes, es scheint ganz und gar auf Dios Stimme zugeschnitten, fast ein Solo für ihn, die knackig trockenen Gitarrenriffs erinnern etwas an AC/DC. Es gibt keine Instrumental-Solos, keine Keyboardsounds, die flockig hardrockende Ruhe vor der Sturm.

Die dann mit dem kurzen, aber einprägsamen Drum-Intro von Stargazer beendet wird. Auf den Punkt ist alles, was Rainbow damals revolutinär macht, da, die Synthies, prägnante Riffs, dies ist nach spätestens zwei Minuten schon der Höhepunkt des Albums….Where was your star? – Was it far, was it far – when did we leave? – We believed, we believed, we believed,…..Dio singt in schwindelerregenden Höhen mit einer sagenhaften Leichtigkeit als würde er eben mal husten, sämtliche Songs vorab haben nur auf diesen strahlenden Stern hingearbeitet. Das Orchester ist erst- und einzig wirklich dominant, bunt, kraftvoll und überirdisch energiegeladen tönt alles, Blackmores Gitarre setzt Dios Singstimme erst fort, geht dann über in ein schwindelerregendes Solo…der erste Part wird wiederholt, ausgeblendet, man möchte durchatmen…

…Doch A light in the black, ist nur auf die ersten Sekunden Gegenentwurf zu Stargazer und Schlusspunkt des Albums, Melodien und Thematik werden fortgeführt, in rasantem Tempo, welches Dios stimmliche Souveränität mehr unterstreicht als sie verwischt. Hier gibt es diese bemerkenswerten Keyboard – SyntieSolos, die vor allem einen der klanglichen Hauptunterschiede zu Deep Purple ausmachen. Auch wenn man sich an jene Großtaten erinnert fühlt, hört man eindeutig wie diese Musik unter anderem auch Bands wie Children of Bodom zu ihren Hoch-Zeiten oder selbst Dragonforce zu inspiriert haben scheint.

Bei mir hinterlässt dieses Album nach jedem Hören wieder einen sperrangelweit offenen Mund, besetzt einige Superlative, bestes Cover, besten jemals geschriebenen Hardrocksong. Man muss es hören, man sollte es besitzen, Ende, Aus, Apfel!

http://www.youtube.com/watch?v=4GdbTUShbEM

http://www.youtube.com/watch?v=j0wrARDmwio

Leider fand ich nur Starstruck und eine recht bescheidene klingende Version von Stargazer. Wer bessere Links hat, BITTE posten!

Götteralbum und sehr ordentliches Review!

A Light in the black ist mein Lieblingssong. Ich muss mir das Album dringend holen.

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Ich will da gar nicht drüber reden, von mir aus können die alle sofort andere Jobs anfangen oder sterben. Das interessiert mich Null, das macht mich aggressiv und ich will's auch nicht hören. Michael Weikath über Nu Metal