Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Meetingpoint › User vs User › "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours" › Re: "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours"
Läuft ja ganz gut bisher. 🙂
Iloich kenne (und mag!) zwar the velvet underground, habe es aber erstaunlicherweise irgendwie geschafft sie stets ohne nico zu ohren zu bekommen (dabei soll ja das debüt mit ihr am mikro sooo gut sein; du wirst es mir nach diesem einschub sicher auch wieder empfehlen).
:haha: Ich bin so berechenbar. Jaja.
Ilonico singt in zunächst völlig neben der spur laufender art über ein sich durch den ganzen song ziehendes akustik-gitarren-geplätscher in der immer selben melodie, während sich mit der zeit immer mehr wüste sounds dazu gesellen.
Spinett. Ich bin ja sonst nicht so kleinlich, aber hier ist es mir wichtig, klarzustellen, dass die Instrumentierung von „The Marble Index“ nichts mit herkömmlichen Rock- und Pop-Standards zu tun hat.
Ilodas resultat: ein völlig sperriges gesamtbild, welches zunächst so wirkt als wolle es mehr kunst als musik sein (was man nico hier sicher auch zu recht ankreiden kann). da ich aber nichts gegen kunst habe und der song durchaus etwas in mir auslöst wär ich auf jeden fall gespannt wie der rest des albums zum song so klingt, und ob das dann alles auch mehr sinn für mich ergibt. grundsätzlich aber ein durchaus positiver erster eindruck!
Das wage ich mal zu bezweifeln, denn ich kann nicht wirklich behaupten, dass das bei mir der Fall ist. Das Album bleibt für mich nicht erfassbar, was allerdings ein stückweit auch in der Natur der vermittelten Stimmung liegt.
Iloetwas klarer einzuordnen sind da schon the comsat angels. […] da frag ich doch mal direkt an dich, palez: taugt der rest von der band ebenso? was muss ich haben? :haha:
Alles, was ich außer „Sleep No More“ von der Band gehört habe, ist für mich nette, aber nicht weiter auffällige Sparten-Standardkost. Blöderweise ist alles (oder zumindest alles Relevante) von TCA nur noch zu astronomischen Preisen erhältlich, da wären mal ordentliche Re-Releases fällig. Wobei…eben jenes „Sleep No More“ sehe ich gerade bei Amazon Marketplace für relativ kleines Geld auf Vinyl, da hast du mir was voraus.
Naja, über alles, was man über die Band wissen muss, werde ich ja demnächst eine kurze Geschichte schreiben *Werbetrommel rühr*@Thread :haha:.
Iloabschließend ein netter witz: ein song, der „intro“ heißt, aber 16 minuten lang geht! die rede ist von einem song mit den zusatz „dead but dreaming“ von fields of the nephilim, welche obendrein auch noch eine live-aufnahme zu sein scheint. stimmlich fühl ich mich da an eine etwas gothischere version von ian curtis, die synthies versprühen ein gewisses 80er jahre feeling (wahrscheinlich ist das auch die zeit, in der der song geschrieben erschien) und grundsätzlich ist die grundausrichtung – wer hätte das bei einer spieldauer von 16 minuten gedacht – recht progressiv.
Okay, da besteht mal wieder Erklärungsbedarf ^^. Da habe ich gewissermaßen geschummelt, denn dies sind die ersten drei Stücke (+ Intro) von „Elizium“, das übrigens 1990 erschien.
Ich muss zugeben, es fällt mir nicht leicht, über Hildur Guðnadóttir – Erupting Light etwas zu schreiben. Das Stück ist kurz und verhältnismäßig minimalistisch und zeigt mit seinem durchgehenden Cellomotiv eher ein eingefangenes Stimmungsbild, als eine kohärente Geschichte zu erzählen. Gewissermaßen könnte ich es mir gut als Filmmusik vorstellen, vor meinem inneren Auge entstehen aber nur einzelne, zusammenhangslose, aber stark nachwirkende Szenen, kein Plot. Schnelle Schnitte, grau in grau, aschfahle Gesichter unterdrücken ihre Fassungslosigkeit. Der Klang des Cellos ist unbearbeitet, hölzern und kratzig; ja, in etwa so wünsche ich mir das. Schwer greifbar, keine Musik, zu der mir sonderlich viel einfällt. Aber kraftvoll, ernst und traurig und definitiv toll. Achteinhalb von zehn Splittern im Finger.
Jetzt kommt wieder so eine Stelle, an der man dem Sampler die Willkürlichkeit seiner Zusammenstellung anmerkt – nach Hildur Guðnadóttirs modernem Klassik-Zeugs kommt nun irgendetwas mutmaßlich (eigentlich tatsächlich nur mutmaßlich) Anstrengendes mit Stromgitarren. Ganz am Anfang, wenn auch bei weitem nicht nur da, haben die Gitarren von Nesseria – Le Quatrieme Age diesen speziellen Effekt…zerrend, sowohl dissonant als auch in sich harmonisch. Dafür gibt es bestimmt einen eigenen Begriff im Musiker-Jargon, davon habe ich allerdings keine Ahnung. In der Sparte – nehmen wir einfach mal an, es sei düsterer, moderner Hardcore – ein durchaus häufig verwendetes Stilmittel, wie mir scheint, Nesseria setzen es aber ausgiebiger, tragender und exzessiver ein. Wenn das Stück nach rund 1:20 Minuten dräuender Vorahnungen die Handbremse löst, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die Bezeichnung „düsterer, moderner Hardcore“ überhaupt noch passt, denn das klingt in seinem schwarzen, verkohlten Herzen doch ziemlich metallisch. Moderner, düsterer Hardcore und moderner, düsterer Metal haben ihr jeweils eigenes Verständnis von Weltuntergangspathos, was bei Hardcore so, wie ich das bisher mitbekommen habe, eher Richtung persönlicher Apokalypse tendiert und bei Metal größere und anonymere Menschenmengen umfasst. Das Gitarrenspiel drängt Nesseria dabei verstärkt in die Metal-Richtung, es ist sturzbachartig niederreißend, klingt nach herabhagelnden Feuerklupen und sich öffnendem Erdboden und erinnert mich sogar ein wenig an einige neuere Black Metal-Produktionen. Der hysterische Ton des Schreihalses verweist dann aber doch auf den eigentlichen (?) Ursprung der Band. Interessantes Mischungsverhältnis, behalte ich mal im Auge. Acht von zehn glühenden Steinen.
Auch dann, wenn man nicht jede Woche um fünf Uhr morgens in Erwartung des neuen Denovali-Newsletters sein E-Mail-Postfach checkt, kam man dieses Jahr an Bersarin Quartett, das seltsamerweise ein Soloprojekt eines Musikers namens Thomas Bücker ist, nicht vorbei. Auf „Und die Welt steht still“ war ich insofern, denn ich habe mir im Zuge des Hypes schon einiges von dem Herrn angehört, durchaus gespannt und stellte an das Stück vergleichsweise hohe Erwartungen. Oberflächlich ist es ziemlich überschaubar, besteht es doch offenbar aus nicht viel mehr als einem Loop einer beklommen-traurigen Melodie, die mal von einem Streicherensemble, mal von elektronischen Klangflächen getragen wird, und einem nebligen, umhüllenden Ambient-Schleier. Die eigentliche und offensichtlichste Stärke von Bersarin Quartett liegt im Generieren einer fast greifbaren Atmosphäre. Vor meinem inneren Auge entstehen Bilder voller Architekturkunst und Eleganz, aber auch der totalen Abwesenheit von menschlichem Leben. Es fühlt sich so an, als würde man allein am zweiten Weihnachtstag durch den Schneematsch in der Fußgängerzone der Innenstadt tappen, die Spiegelungen seiner Erscheinung in den leeren Schaufenstern sehen und mit jedem weiteren Quadratmeter, den man überblickt, stärker die absolute Abwesenheit der normalerweise in dieser Gegend flanierenden Passanten spüren. Die Einkaufspassangen wirken so auf einmal wie ausgestorben und überwältigend trostlos. Jedem, der eine Ahnung vom Konzept hinter Einsamkeit und Isolation bekommen möchte, kann ich nur empfehlen, sich dieser Situation mal auszusetzen. Ach ja, wo waren wir noch gleich…genau, bei Musik. Es ist faszinierend, wie Bersarin Quartett vom Ausgangspunkt der Leere und des Stillstandes seinem Stück ein so großes Maß an Spannung, Variation und sogar eine dramaturgische Entwicklung abnötigt. Dies geschieht dabei einzig auf Grundlage von ab- und zunehmender Klangdichte und Lautstärke und ohne erkennbares Rhythmusinstrument, was mir bei Ambient sonst oft Probleme bereitet, mich hier aber absolut nicht stört. Tolle Sache, wirkt auf Albumlänge bestimmt hervorragend. Achteinhalb von zehn verschlossenen Boutiquentüren.
He, gerade eben waren wir doch beim Unterschied von Hardcore-Weltuntergangspathos und Metal-Weltuntergangspathos…da kommt es mir gerade recht, mit Rise and Fall – In Circles ein gutes Beispiel für den erstgenannten Fall zu haben. Das Pathos von Rise and Fall ist working-class im durchaus positiven Sinne, ist ein Pathos der rissigen, verwahrlosten Plattenbauhäuser und der ebenso rissigen, verwahrlosten Gesichter ihrer Bewohner, ein Pathos des Staubes, der sich in den Rissen angesammelt hat. Ein Pathos der hervortretenden Handknöchel, der zermürbten Blicke aus tiefen Augenhöhlen und der grobkörnigen, monochromen Photographien mit scharfen Kontrasten, aber auch ein Pathos der stillen, heimlichen, ewigen Hoffnung. Der mit heiserer, sichtlich beanspruchter Schreistimme vorgetragene Appell an mothers, fathers, sisters, brothers passt da durchaus ins Bild. Sehr markant ist vor allem das durch die Produktion von Kurt Ballou bestens zur Geltung kommende Gitarrenspiel. Mit einem ständigen rhythmischen Trommelfeuer im Rücken, das immer kurz vor dem finalen Ausbruch steht, ohne über die Schwelle zu treten, spielt man da eine recht einprägsame Tonfolge, die vor allem durch ihren Klang besticht. Er ist hohl und laut, als würden Hagelklumpen von lebensbedrohlicher Größe unablässig auf das Dach einer wackeligen, alten Wellblechhütte prasseln. Die ständige, sehr hohe innere Anspannung macht den Song beim ersten Mal noch etwas sperrig, aber mit jedem Mal besser. Ein bisschen wie Modern Life is War minus Optimismus, auf jeden Fall wieder etwas, womit ich mich intensiver beschäftigen muss. Achteinhalb von zehn tiefen Stirnfurchen.
Ich bin gerade wieder sensationell müde und gedanklich schon längst in meine Decke eingerollt, Firekites schaffen da mit „Autumn Story“ allerdings nur bedingt Abhilfe, denn als schallende akustische Ohrfeige darf man den Song nun nicht gerade bezeichnen. Da dies mein letzter Kommentar für heute sein soll, ist das vielleicht aber auch ganz gut so. Das musikalische Grundgerüst ist unaufgeregt und einfach, wenn nicht akustisch, so doch auch nicht verzerrt. Willenlos und fast aus Versehen gleitet der Song nach der Hälfte der Spielzeit kurz in einen verspult-schwebenden Dream Pop-Part, fast schöner ist er aber dann, wenn seine Füße noch die Bodenhaftung behalten. Wenn instrumental so demonstrativ wenig passiert, man aber dennoch ein Gefühl der Gemütlichkeit und Entspannung erzeugen möchte, muss das vor allem die Person hinter dem Mikro übernehmen, und da haben Firekites mit ihrer Chanteuse druchaus Glück gehabt. In ihrem leicht sonoren Ton liegt eine aufreizende zwölf-Uhr-mittags-frisch-aus-dem-Bett-Schläfrigkeit und viel, wenn auch unaufdringlicher, Sexappeal. Das ist in etwa die Stimme, die ich hören möchte, wenn ich an einem warmen, wolkenlosen Frühlingssonntag in einer kleinen Waldhütte aufwache und mir halbmotiviert die Augen reibe, während die Frau, der diese Stimme gehört, im Zimmer nebenan gerade Kaffee macht. Aber bevor ich dem Aufwachen noch weitere Gedanken widmen kann, müsste ich mich erst einmal um das Einschlafen kümmern. Joah, sehr schön. Achteinhalb von zehn Betten im Kornfeld. Irgendwie habe ich das Gefühl, bewertungstechnisch ziemlich zu stagnieren, aber ist ja nicht meine Schuld, wenn sich die Highlights deines Samplers in der Mitte häufen.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]