Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Meetingpoint › User vs User › "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours" › Re: "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours"
meine sachen kommen auch noch die tage, versprochen! hab nur derzeit viel anderes zeug noch zu hören. denke aber dass diese woche noch die letzten fünf bewertungen kommen!
palez Schade bloß, dass die obligatorische Anzahl von irgendwelchen Sachen am Ende eines Kommentars hier teilweise nicht mehr so hoch sein wird wie vorher, was mir aber wahrscheinlich mehr Leid tut als dir.
was für „irgendwelche sachen“? 🙂
palezWenn ich alle Songs in einem Rutsch bewertet hätte, hätte ich dir den auffallenden Kontrast zwischen Firekites und Young Widows an den Kopf geworfen (ja, gut, das hatten wir eigentlich schon geklärt), da zwischen den beiden Review-Päckchen allerdings eine mehrtägige Pause liegt, habe ich schon wieder keinen Aufhänger. Die Band irgendwie auch nicht, denn der Einstieg gerät mit ein paar Gitarren-Fingerübungen und einem Anfang von vorne ebenso planlos wie mein Geschreibsel. Nach schnell überwundener Verwirrung legt „Delay Your Pressure“ aber mal ordentlich los; geboten wird irgendwie sowas Ähnliches wie Hardcore, schwarzgestrichen und von der Sorte, der man nicht unbedingt in einer dunklen Seitengasse begegnen möchte. Auf der Suche nach Referenzen kommt man dabei allerdings recht schnell im Albini-beherrschten Noise Rock der späten 80er und frühen 90er an, vor allem der Gitarrensound und sein gelegentliches stählernes Aufleuchten und Funkensprühen an Stellen, an denen man es nicht erwartet, ist zum Teil schon eine Respektserweisung an Big Black. Allgemein finde ich den Sound irgendwie völlig faszinierend, da er gleichzeitig unbearbeitet und nach Garage und nach ausrangierter Maschinenhalle klingt. Der Drummer spielt starrköpfig, nimmt ab ca. der Hälfte das Tempo raus und verschleppt den Song in seltsame Gefilde. Die Hardcore-Kante kommt vor allem durch den stiernackigen Bellgesang zwischen Page Hamilton und Henry Rollins, der mir hier nicht so ganz in den Kram passt. Vermutlich fände ich die Musik ein bisschen besser, wenn sich die Sängerin von Murmansk (oder der Sänger von Ten Kens, auf die ich noch zu sprechen kommen werde) am Mikro verausgaben würde. Tolles Klangbild, noch nicht völlig greifbar für mich, aber definitiv nicht reizlos. Siebeneinhalb von zehn rostigen Stahlröhren.
vielleicht gefällt dir der rest platte dann etwas mehr, da nicht unbedingt immer diese art des gesangs bedient wird. grundsätzlich gefällt mir an der platte (wie dir) der stark noisige unterton und generell die gitarren, aber auch die extreme hitdichte des albums. eigentlich ist jeder song da nen hit, hehe
palezIch hätte mich dabei durchaus gerne noch weiter der winterlichen Unbehaglichkeit von Blackfilm ausgesetzt, mit Kings of Convenience und „Freedom and It’s Owner“ geht es aber erst einmal an den Karibikstrand. So etwas kann lustig sein, wenn man dazu tanzen kann, die Band bietet allerdings eher die Sonnenuntergangs- und Lagerfeuer-Balladenvariante. Jetzt wird es schwierig, mir dazu noch irgendetwas einfallen zu lassen, denn im Grunde hast du damit einfach nur die falsche Person erwischt. Falscher könnte die Person eigentlich kaum sein. Ich könnte anmerken, dass der Gesang recht angenehm geraten ist, aber irgendwie hilft mir das nicht weiter. Kann verstehen, dass man nach mehreren Promos von maximal durchschnittlichen XYZ-Core-Alben auf dem Schreibtisch irgendetwas braucht, um wieder runterzukommen, aber ich persönlich habe bisher nie in meinem Leben das Bedürfnis nach Jack Johnson in der Indiedarling-Version gehabt (sorry, das klang jetzt bestimmt ahnungslos und unverschämt). Die Form von Zufriedenheit und guter Laune, die hier vermittelt wird, kann ich persönlich emotional nicht wirklich nachvollziehen. Nee. Das ist nichts für Muttis Tochter. Diplomatische vier von zehn Cocktailpappschirmchen.
schade dass ich dir damit derzeit auf den falschen fuß trete! ich bin ja ebenfalls nicht so der happy-music- und jack-johnson-hörer, aber kings of convenience sind für mich so eine gewisse oase im sumpf all der entweder zu depressiven oder zu langweiligen platten (wobei nichts gegen depressive platten gesagt werden soll – düster ist ja wie bei dir auch eher mein faible!). und halt all der xz-core-alben, die man bei allschools so vorgesetzt bekommt 😉 die dazugehörige platte ist für mich einfach nur ein traum und ein schieres sammelsurium an unbeschreiblich schöner und angenehm leichter nummern, und sowohl gesang als auch gitarrenspiel ziehen mich total in ihren bann. das ganze ist übrigens ein sideproject des, ich glaube the whitest boy alive sängers, wobei mir da persönlich bisher kings of convenience weitaus eher zusagen.
palezIch habe das Allschools-Review von dem Epilog & Misanthrop-Album, von dem „Paradies“ ist, gelesen und freue mich nun dementsprechend darauf, mich wieder im Seelendreck suhlen zu können. Gemessen an meinen Erwartungen war ich vom musikalischen Unterbau zunächst leicht enttäuscht, denn dieser weist in seiner entspannten Lockerheit leichte Ähnlichkeiten zu irgendeinem Fanta 4- oder Thomas D-Song auf, dessen Name mir gerade nicht einfällt.
ist auch der eingängige song der platte. der rest ist etwas strukturloser!
palez
Es ist verdammtnochmal neun Uhr (zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Kommentar schrieb, haha), aber ich könnte mit dem Kopf voran auf die Tastatur fallen und einschlafen. Glücklicherweise wirkt Ten Kens – Grassmaster in dieser Situation wie ein über dem eigegen Kopf ausgekippter Eimer mit eiskaltem Wasser um drei Uhr morgens. Beginnend mit einer Bassline, die einem ein „Komm bloß nicht zu nahe!“ ans Herz zu legen scheint, geht der Song wieder über in klassischen Krawall-Noiserock, was Ten Kens dabei aber zum Beispiel Young Widows voraus haben, ist ihre Ambivalenz. Nach kaum dreißig Sekunden legt sich das Chaos, um eine klangliche Mulde für einen Part zu schaffen, den ich mir vor allem durch den tiefen und irgendwie erdlosgelösten Gesang ganz gut in einem 80er-New Wave-Song vorstellen könnte. Danach (also nach einem instrumentalen Wutasubruch) befeuet das nervöse Drumming mit der wieder sehr suspekten Bassline eine vielleicht nicht ganz unbegründete Paranoia – schließlich könnte jetzt wieder ein Ausraster folgen. Einen großen Anteil daran, dass das Ganze zu keiner Sekunde stumpf und immer gefährlich unberechenbar klingt, trägt der variable Gesang. Die Cleanstimme des Sängers ist besorgniserregend harmlos und klingt nach einem apathisch-süßen Brandstifterlächeln, der Schreigesang angenehm unprofessionell. Normalerweise ist Rockbandgeschrei deutlich stimmloser und klingt weniger authentisch nach Tobsuchtsanfall, hier klingt der Typ aber echt, als hätte er sich auf eine Reiszwecke gesetzt. Angenehm zu hören, dass man blinde Wut und gute Laune so widerspruchslos vereinen kann. Achteinhalb von zehn angezündeten, nur scheinbar achtlos in Richtung eines Benzintanks geworfenen Streichhölzern.
du beschreibst sehr gut die faszination welche ich selber mit der band verbinde. ist übrigens in meinen jahrescharts auf dem ehrwürdigen zweiten platz, wobei ich mir manchmal auch nicht sicher bin ob vielleicht sogar der erste platz angebracht wäre. ganz so laut wie bei „grassmaster“ werden ten kens zwar nicht ganz so oft, doch die platte hat was ganz eigenes, faszinierendes. ein gefühl, das einen total einnimmt, das wie du sagst völlig authentisch wirkt und einen dadurch (und – nebenbei gesagt – durch die absolut fantastischen gitarren, den mitnehmenden, übrigens manchmal auch weiblichen gesang sowie all den kleinen, unauffälligen referenzen im sound) ganz tief in einen irgendwo berührt. und das klingt hoffentlich nicht so zweideutig, wie es sich gerade für mich liest, haha
palez
Da ich im Black Metal-Bereich dieses Jahr nur so halbaufmerksam zugehört habe und meine Lieblingsveröffentlichungen eine Split von Fell Voices und Ash Borer (sowie von ersteren noch eine Tour-CD-R, die letztendlich recht deutlich hinter Album und Demo zurückbleibt) und die jeweils nur Spurenelemente von BM enthaltenden Veröffentlichungen von A Forest of Stars, Lantlôs und Todtgelichter sind, war ich umso gespannter auf die mir bisher nur vom Namen und Genrezuordnung her bekannten Woe. Leider kann mich die Band mit „A Treatise o Control“ nicht wirklich davon überzeugen, bei „Quietly Undamatically“ (aber schöner Albumtitel immerhin) etwas verpasst zu haben. Was ich allerdings wirklich super finde, ist der Drumsound. Der klingt so richtig schön greifbar und naturbelassen nach Holz und Leder und sollte zumindest in dieser Sparte eigentlich immer so klingen. Fell Voices und Nachtmystium (aber nur auf „Instinct: Decay“) zeigen, dass sowas viel mehr Flair hat als Triggerquatsch und Drumcomputer. Der Drummer hat anscheinend Talent und bemüht sich ansich auch hörbar darum, Abwechslung und Dynamik reinzubringen, hangelt sich aber an einem mäßig spannenden Midtempo-Grundrhythmus entlang (passiert bei Fell Voices zum Beispiel selten bis nie), woran auch die vielen hübschen Verzierungen nicht wirklich etwas ändern können. Zur „Restmusik“ fällt mir gerade vor allem ein, dass der Bandkern einen Hardcore-Hintergrund haben und mit Black Metal normalerweise nichts am Hut haben soll, was ich angesichts der Musik gewissermaßen gut nachvollziehen kann. Das soll natürlich nicht gegen die Band ausgespielt werden (wie blöd wäre das denn auch…im Übrigen sieht es bei Fell Voices ganz ähnlich aus mit dem Hintergrund), aber mir kommt es so vor, als wäre die größte musikalische Ambition von Woe der Purismus, ein Purismus, der anderen Bands als selbstverständliche Ausgangslage dient (zum Beispiel Fell Voices…jaja, ich hör ja schon auf). Das arttypische Kreischen, die Atmosphäre, die man zu vermitteln versucht, auch die Gitarrenmelodien, die mich auf den Gedanken bringen, dass es im Black Metal ähnlich wie im Jazz so etwas wie eine begrenzte Auswal an harmonischen/melodischen Standards zum Interpretieren geben muss, sind um eine gewisse Authentizität bemüht, erreichen diese gewissermaßen auch, verpassen es aber, darüber hinauszugehen. Zudem kommt es mir so vor, als habe die Band regelrecht Angst vor Pathos und großen Gesten. Das Karge und Schroffe, das die Musik dadurch an sich hat, kann man mögen, muss man aber nicht – ich stelle nur fest, dass sich damit wieder der Spuch „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ bestätigt.
Das Drumming klingt vor allem aufgrund des Sounds durchaus aufregend, der Eindruck vom Rest ist mit einem Lisa Simpson-„meh“ wohl am besten umschrieben. Nett gemeinte sechs von zehn toten Ästen zur Proberaumdekoration.
vielleicht wirkt das stück etwas anders als es soll so ganz ohne den rest der platte, weil auf „quietly undrammaticly“ durchaus nicht mit pathetischen momenten gespaart wird. schade dass ich dich (wie so viele andere) nicht für die platte gewinnen konnte, ich jedenfalls bin immer noch von der wucht und der trotzdem damit vereinbarten atmosphäre sehr angetan!