Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Meetingpoint › User vs User › "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours" › Re: "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours"
Sorry sorry sorry dass das so lange gedauert hat! Aber Gran Turismo 5 und mehrere Songs mit einer Laufzeit von 20 Minuten haben es mir nicht gerade einfach gemacht, mal eben ein paar Sätze aus dem Ärmel zu zaubern. Jetzt aber:
Crippled Black Phoenix erwecken schon mal für mich insofern Interesse, als dass ich im Vorfeld lesen darf dass da unter anderem Mitglieder von Electric Wizard und Mogwai (was für eine Mischung!!) beteiligt sind. Ganz so wie die Hauptbands klingt das aber nicht, von Electric Wizard ist da jedenfalls nichts zu hören und höchstens Mogwai könnte man aufgrund des im Laufe des Songs immer stärker werdenden Post-Rock-Anstrich in Erwägung ziehen. Sie als Post-Rock abzustempeln wäre aber zu leicht, schließlich wären da noch diese recht rockigen Parts mit dazu gehörigem Gesang. Auffällig ist auch das recht dominante Klavier, welches öfter an der Seite der Gitarre durch den Song führt. Doch Hand aufs Herz: Nützt es, sich hier groß mit der stilistischen Frage zu beschäftigen? Fakt ist: Irgendwie ist das Post-Rock und irgendwie auch nicht, und Fakt ist dass das hier eine ganz bestimmte Atmosphäre hat für die andere Bands aus diesem Sektor töten würden. Gerade die intensiveren Parts haben es in sich – gerade in Sachen Drumming. Aber auch die ruhigeren, leitenden, zu meist wiederum instrumentalen Momente erfüllen durchaus ihren Zweck. Kann man sich definitiv anhören – und wächst mit jedem Hördurchgang.
Kiss It Goodbye kannte ich bis Dato immer nur vom Namen. Irgendwas aus der Hardcore-Ecke sollte es sein, der mir hier aufs Silbertablett gelegte Song „Sick Day“ erinnert mich jedoch viel mehr an Sludge der Marke Crowbar mit einer Art Phil Anselmo am Mikro. Die 8-minütige Nummer lebt vor allem von einem bestimmten Riff, wenngleich der Song im Laufe seiner Spielzeit diverse Wandlungen und Erweiterungen durchlebt. Schön ist dass die Aggression gerade von Seiten des Sängers absolut abzukaufen ist, dass ein gewisser Groove und dieses gewisse 90s-Feeling gegeben sind. Brachial und atmosphärisch wirkt das Ganze dann letztlich auf mich, obgleich ich das ganze Album gehört haben müsste, damit es wirklich bei mir Klick macht.
Was mir bei Weakling sofort positiv auffällt ist diese raue, wuchtige Produktion. Was mir danach auffällt ist die Tatsache, dass das ganze jetzt 20 Minuten dauern soll. Aber passt schon: Weakling machen ihre Sache gut, lassen einen in fast schon wärmenden Gitarrenwänden versinken und haben durchaus ihre Momente um wieder wach gerüttelt zu werden, sollte man im Zuge der langen Spielzeit doch einmal etwas unaufmerksam werden. Ich muss sagen dass ich mich mit Weakling dennoch etwas schwer getan habe, weil das Ganze trotz einiger dieser markanten Momente als Ganzes immer noch nicht hundertprozentig für mich greifbar ist, obwohl ich den Song jetzt sicher schon fünfmal gehört habe (und das bei der Spielzeit!). Dennoch: Irgendwas hat dieser Song; irgendwas Sogartiges, Fesselndes, Beklemmendes. Und deswegen kann es gut sein dass das nicht der letzte Song war, den ich von dieser Band gehört habe. Und scheiße, noch mal: Krass, wie sich das anfühlt, von diesem Song dann doch irgendwann in die Stille zurückgelassen zu werden. Gänsehaut.
Bei Fell Voices fühl ich mich nach einiger Zeit etwas an Altar Of Plagues erinnert. Der nächste Longtrack mit einer Spielzeit von 20 Minuten auf diesem Sampler wird nämlich ebenfalls getragen von atmosphärischen Tremolopicking-Melodien, Rückkopplungen, mal ruhigeren, mal wüsteren Parts (und das dazugehörige Kontrastspiel) und einer sich ab und an einschaltenden, recht Black-Metal-typischen Stimme. Im Grunde genommen könnte der Track auch genauso gut von Altar Of Plagues stammen. Ist aber nicht weiter schlimm, denn Altar Of Plagues sind großartig und dieser Song ist es ebenfalls. Warum? Weil die 20 Minuten mit viel Leben und Emotion vollgepackt sind, weil die Laut-Leise-Wechsel gekonnt manövriert werden und weil sich so viele spannende Momente im Laufe der Spielzeit entwickeln, wo vor allem das einen völlig in seinen Bann ziehende Drumming erwähnenswert ist.
Doch weg vom atmosphärischen Black Metal. Wobei: Weit weg geht’s dann doch irgendwie nicht, denn Lycia laden/lädt ebenfalls zum Abtauchen in zutiefst atmosphärischen und gerne auch mal etwas lauteren Klangwelten. Stilistisch geht die Tendenz jedoch eher in Richtung klangtechnisch etwas verspielteren, sphärischeren Drone, welcher mich persönlich leicht an die Großtaten von The Angelic Process denken lässt – nur, dass das Ganze hier gänzlich ohne Gesang auskommt. Das hat Tiefgang, bietet viele kleine, interessante Nuancen und damit Stoff zum Entdecken und zieht einen gerade unter Kopfhörern schnell in seinen Sog. Könnte man sich notieren.
Am Ende dürfen endlich Swans noch mal ran. Endlich, weil ich mich auf Swans eigentlich am meisten gefreut habe und dann etwas enttäuscht war zu sehen, dass es sich um den letzten Track des Samplers handelt. Aber macht natürlich auch mehr Sinn: Zum einen, weil das hypnotische, endlos um einen zischende und absolute intensive Hauptriff sowie generell diese ganze auf 20 Minuten ausgedehnte Power perfekt für einen Abschluss sind, zum anderen weil der völlig plötzlich kommende Schrei am Ende auch irgendwie was lustiges hat, hehe. Was bleibt ansonsten zu sagen? Das Ganze wirkt magisch, mystisch, irrational und faszinierend und schnell wird klar, warum ausgerechnet Swans einer deiner Lieblingsbands sind. Vielleicht sollte ich sie auch mal zu einer meiner Lieblingsbands machen – das war ja schon ewig fällig. Daher hier noch mal die Frage: Was würdest mir denn albumtechnisch so ans Herz legen? J
So, nach 6 Songs mit einer ungefähren Gesamtspielzeit von 95 Minuten (!!), welche ich mir dann auch noch mal unzählige Male angehört habe bin ich endlich durch. Doch was heißt endlich: Gerade diese 95 Minuten waren noch mal absolut spannend und auch davor gab’s eine Menge Perlen wie Jay Munly, Tarantella, Nico oder Tori Amos und sicherlich werde ich nach diesem „Battle“ einiges mitnehmen. Jetzt darfst du mich abschließend noch mal mit Albentipps behäufen und ich geh gleich mal meine dicken Kopfhörer aus der Reparatur abholen, damit ich das Ganze auch perfekt später genießen kann. J