Re: "If I show you the pain, will you show me the purity / If i show you the scars, will you show me yours"

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palez

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IloKiss It Goodbye kannte ich bis Dato immer nur vom Namen. Irgendwas aus der Hardcore-Ecke sollte es sein, der mir hier aufs Silbertablett gelegte Song „Sick Day“ erinnert mich jedoch viel mehr an Sludge der Marke Crowbar mit einer Art Phil Anselmo am Mikro. Die 8-minütige Nummer lebt vor allem von einem bestimmten Riff, wenngleich der Song im Laufe seiner Spielzeit diverse Wandlungen und Erweiterungen durchlebt. Schön ist dass die Aggression gerade von Seiten des Sängers absolut abzukaufen ist, dass ein gewisser Groove und dieses gewisse 90s-Feeling gegeben sind. Brachial und atmosphärisch wirkt das Ganze dann letztlich auf mich, obgleich ich das ganze Album gehört haben müsste, damit es wirklich bei mir Klick macht.

Kann ich eigentlich alles nachvollziehen/unterschreiben. 🙂

IloWas mir bei Weakling sofort positiv auffällt ist diese raue, wuchtige Produktion. Was mir danach auffällt ist die Tatsache, dass das ganze jetzt 20 Minuten dauern soll. Aber passt schon: Weakling machen ihre Sache gut, lassen einen in fast schon wärmenden Gitarrenwänden versinken und haben durchaus ihre Momente um wieder wach gerüttelt zu werden, sollte man im Zuge der langen Spielzeit doch einmal etwas unaufmerksam werden. Ich muss sagen dass ich mich mit Weakling dennoch etwas schwer getan habe, weil das Ganze trotz einiger dieser markanten Momente als Ganzes immer noch nicht hundertprozentig für mich greifbar ist, obwohl ich den Song jetzt sicher schon fünfmal gehört habe (und das bei der Spielzeit!). Dennoch: Irgendwas hat dieser Song; irgendwas Sogartiges, Fesselndes, Beklemmendes. Und deswegen kann es gut sein dass das nicht der letzte Song war, den ich von dieser Band gehört habe. Und scheiße, noch mal: Krass, wie sich das anfühlt, von diesem Song dann doch irgendwann in die Stille zurückgelassen zu werden. Gänsehaut.

Auch hier kann ich das Geschriebene absolut nachvollziehen, vor allem auch das Markierte.

IloBei Fell Voices fühl ich mich nach einiger Zeit etwas an Altar Of Plagues erinnert. Der nächste Longtrack mit einer Spielzeit von 20 Minuten auf diesem Sampler wird nämlich ebenfalls getragen von atmosphärischen Tremolopicking-Melodien, Rückkopplungen, mal ruhigeren, mal wüsteren Parts (und das dazugehörige Kontrastspiel) und einer sich ab und an einschaltenden, recht Black-Metal-typischen Stimme. Im Grunde genommen könnte der Track auch genauso gut von Altar Of Plagues stammen. Ist aber nicht weiter schlimm, denn Altar Of Plagues sind großartig und dieser Song ist es ebenfalls. Warum? Weil die 20 Minuten mit viel Leben und Emotion vollgepackt sind, weil die Laut-Leise-Wechsel gekonnt manövriert werden und weil sich so viele spannende Momente im Laufe der Spielzeit entwickeln, wo vor allem das einen völlig in seinen Bann ziehende Drumming erwähnenswert ist.

Ich finde eigentlich nicht, dass da große Ähnlichkeiten mit Altar of Plagues bestehen, einerseits weil sie mehr Einflüsse aus anderen Genres zulassen, andererseits weil sie auch und vor allem aufgrund ihrer meist recht sauberen Produktion bodenständiger klingen als FV. Aber schön, dass dir gerade der Drummer so positiv aufgefallen ist, denn der ist meiner Meinung nach locker der beste in seinem Bereich.

IloDoch weg vom atmosphärischen Black Metal. Wobei: Weit weg geht’s dann doch irgendwie nicht, denn Lycia laden/lädt ebenfalls zum Abtauchen in zutiefst atmosphärischen und gerne auch mal etwas lauteren Klangwelten. Stilistisch geht die Tendenz jedoch eher in Richtung klangtechnisch etwas verspielteren, sphärischeren Drone, welcher mich persönlich leicht an die Großtaten von The Angelic Process denken lässt – nur, dass das Ganze hier gänzlich ohne Gesang auskommt. Das hat Tiefgang, bietet viele kleine, interessante Nuancen und damit Stoff zum Entdecken und zieht einen gerade unter Kopfhörern schnell in seinen Sog. Könnte man sich notieren.

Dito. Erstaunlich ist dabei der eigentliche Minimalismus der Musik und die Tatsache, dass das Stück 1994 veröffentlicht wurde. Der epischen Songaufbau und ebensolche Länge sind für Lycia nicht typisch, außerdem wird die Musik meist durch verhuschten Flüstergesang ergänzt. Das grundsätzliche Klangbild ist aber ähnlich (wenn auch die Dark Wave-Wurzeln deutlicher zu Tage treten), weswegen du dir zumindest „Live“ und „A Day In The Stark Corner“ anhören solltest.

IloAm Ende dürfen endlich Swans noch mal ran. Endlich, weil ich mich auf Swans eigentlich am meisten gefreut habe und dann etwas enttäuscht war zu sehen, dass es sich um den letzten Track des Samplers handelt. Aber macht natürlich auch mehr Sinn: Zum einen, weil das hypnotische, endlos um einen zischende und absolute intensive Hauptriff sowie generell diese ganze auf 20 Minuten ausgedehnte Power perfekt für einen Abschluss sind, zum anderen weil der völlig plötzlich kommende Schrei am Ende auch irgendwie was lustiges hat, hehe. Was bleibt ansonsten zu sagen? Das Ganze wirkt magisch, mystisch, irrational und faszinierend und schnell wird klar, warum ausgerechnet Swans einer deiner Lieblingsbands sind. Vielleicht sollte ich sie auch mal zu einer meiner Lieblingsbands machen – das war ja schon ewig fällig. Daher hier noch mal die Frage: Was würdest mir denn albumtechnisch so ans Herz legen?

Es fiel mir bis vor kurzem noch schwer, anderen Leuten Alben von Swans zu empfehlen. Aufgrund der stilistischen Diversität der Band habe ich mit meinen Tipps schon manch einen verschreckt :-X. Bei „Swans Are Dead“, von dem auch dieser Song ist, könnte ich es allerdings im Gegensatz zu allen anderen Veröffentlichungen der Band absolut nicht nachvollziehe, wenn es jemandem nicht gefällt. Über die volle Länge von zwei Stunden nimmt man teil an einer Reise in psychische Abgründe, in die Mitte des Nichts, hat das Gefühl, die Antwort auf große existentielle Fragestellungen zu bekommen, und kann der Band dabei zuhören, wie sie sich selbst zu Grabe trägt. Bestimmt in meiner Top 3 der besten Alben aller Zeiten. Und ich weine gar nicht mal so oft bei Musik, aber „Blood Promise“ hat mich dazu gebracht.

Freut mich, dass du mit meinem Sampler so viel anfangen konntest, Hören und Lesen hat mir Spaß gemacht. 🙂