Home › Foren › Maximum Metal › Plattenladen › Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen) › Re: Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen)
SlothropNö. Das mit der 3-Sekunden-Regel ist zwar korrekt, aber hier geht es um etwas anderes, nämlich: Wie kann ich etwas, das sich den Kategorien der Benennbarkeit so störrisch entzieht wie Musik, dennoch zur Sprache bringen. Das geht nur mit einem gewissen Stilwillen und der Bereitschaft, die Sprache dann und wann auch einmal berserk gehen zu lassen. Wenn ich diese Reviews lese, will ich keine Erkenntnis, sondern Annäherungen, vage Peilpunkte. Da ist Scheitern (am besprochenen Gegenstand) dem Prozess quasi schon eingeschrieben.
Und sowieso: Ich lese diese Texte allemal lieber als die üblichen „Super Band, weil: Find ich geil!“-Tautologien, die einem hier sonst so um die Ohren gehauen werden. In diesem Sinne, Madame p.: Roll on!@palez: Schönes CBP-Review, hier stimmt jedes Wort. Die Platte gabs gestern nochmal beim Waldspaziergang durch immerhin 15 cm Neuschnee. Grandios!
Ich bin wohl spät dran, aber eine Entgegnung scheint mir verdient und notwendig.
Einerseits hast du natürlich Recht. Musik lässt sich kaum in Sprache wiedergeben und “Wahrheiten“ werden in Reviews kaum jemals zu Tage gefördert. Es bleibt nichts, als seine Assoziationen – d.h. naturgemäß abstrakte Dinge – in Worte zu fassen. Und streng genommen zu scheitern, denn selbst vermeintlich konkrete Begriffe haben keine eigene Dinglichkeit. Wenn man schon scheitert, sollte man dies aber in gutem Stil tun. Wer seine Leser nach einem Absatz vergrault scheitert nicht nur am Gegenstand, sondern vor allem an der Sprache, seinem Werkzeug. Die Sprache ist ihrem Wesen nach dialogisch, und ob ein Übermittlungsvorgang funktioniert lässt sich gut überprüfen. Wer seinen Wortschatz im Munde zum Salat anrichtet (Schneider) schafft weder Klarheit noch Poesie; wer sein Gegenüber im Wortschwall ertränkt, hätte auch gleich und ohne Verlust schweigen können. Selbst wer dediziert die kühne, neuartige Verknüpfung pflegen möchte um seine Sprachskepsis zum Ausdruck zu bringen (oder was auch immer): er ist gut beraten, den Leser davon nicht mit Bandwurmsätzen und Wortinflation abzulenken. Der nämlich ist im Zweifel klüger und klappt das Buch zu (wieder Schneider). Ich jedenfalls hab keine Lust mich durch einen Text hindurchquälen zu müssen, sei er noch so klug.
Und nochmal, damit ich nicht als der Arsch vom Dienst dastehe: Palez ist sicher talentiert und musikalisch bewandert. Ich will das nicht in Abrede stellen; der Einwand des partiell (!) verbesserungsbedürftigen Stils indes bleibt.
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