Home › Foren › Maximum Metal › Plattenladen › Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen) › Re: Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen)
Nezyraelka an r’n’b finde ich z.b. Rihanna oder auch Beyonce stärker, woran das aber nun konkret liegt kann ich dir auch nicht sagen.
Rihanna hat ein nerviges Stimmchen und Beyonce klingt so, als bilde sie sich ziemlich viel auf sich ein, aber beiden hat man teilweise schon brauchbare Songs auf den Leib geschrieben. Was der Ciara-Song richtig macht, ist, dass nicht versucht wird, die Stimme als irgendwie besonders hinzustellen, und der Gesang sich stark an den (heißen!) Beat anpasst. Ganz nebenbei sieht die Dame IMO auch ein bisschen besser aus als die anderen beiden.
NezyraelGibt es denn btw einen Song auf dem Sampler den du als wirklich Gothic beschreiben würdest?
Die von DAF und Laibach laufen vermutlich in den entsprechenden Tanztempeln, aber wenn du einen richtigen/guten Gothic-Sampler von mir willst, solltest du Prinzessin Lillifee anhauen. 😉
Ich finde es übrigens interessant, dass unsere Sampler einen ähnlichen Aufbau haben – beginnend mit Trash und langsam übergehend in ernsthaft für gut befundenes, aber eventuell grenzwertiges Zeug.
@Twisty: Ja…gewissermaßen. Gefällt dir Risqué echt nicht? :haha:
Damit mehr Zeit für den schwierigen (da ganz und gar untrashigen) Teil des Samplers bleibt, arbeite ich die nächsten fünf Songs mal schon heute ab.
Was man Tormentor und ihrem selbstbetitelten Song auf jeden Fall schon einmal nicht vorwerfen kann, ist Etikettenschwindel, denn mit meiner Vermutung, es müsse sich hierbei abermals um Old School Thrash Metal handeln, habe ich Recht behalten. Ebenfalls kann man die Band nun nicht gerade einer Überproduktion bezichtigen. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei „Tormentor“ um einen Song von einem Demo aus den 80ern handelt, mag es gemein erscheinen, dies zu erwähnen, aber der Klang ist selbst gemessen an den damaligen Demo-Standards noch aufsehenerregend furchtbar. Durch das Klangbild erhält diese an sich nicht weiter aufregende Extrem-Metal-Ursuppe allerdings einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert, der fast an den vom LoFi-Black Metal-Einmannkommando Ildjarn heranreicht. Irgendwie klingt das Ganze durch den Sound völlich außerweltlich und irreal, haha. Ich kann deswegen auch nicht genau sagen, ob der Drummer tatsächlich so oft aus dem Takt kommt oder die Überlagerung durch Rauschen und Hall diesen Eindruck erweckt. Toll auch die Wirkung des Gesangs in diesem kuriosen Klangbild. Man stelle sich vor, die alte Kunigunde Klawuttke stürmt, mit ihrem Nudelholz bewaffnet und mit hochgekrempelten Ärmeln, die ihre krebsroten, verschwitzten, dicken Arme freigeben, aus dem Haus und will, dass man von ihrem Rasen runtergeht. Das Einzige, was man im Wust von Geräuschen noch heraushört, ist ein merklich genervtes „Hoarrr, weg da!“ (natürlich eigentlich „Tormentor“, aber in 70% der Fälle klingt’s nicht so). Und nun stelle man sich bitte vor, dass man nicht direkt Teil dieses Vorgangs ist, sondern ein Filmdokument davon sieht…aus den 1890ern (sic!), sagen wir mal. So in etwa klingt das alles. Siebeneinhalb von zehn Nudelhölzern.
http://www.youtube.com/watch?v=vQ_ENVOUK68
Da sowas aber auch nicht 24/7 Spaß macht und zu viel Hass hässlich ist, freut es mich, hier DJ Ostkurves Remix des altehrwürdigen David Hasselhoff-Klassikers „Limbo Dance“ bewerten zu dürfen. Wir denken uns weg aus dem Filmmuseum mit den obskuren Aufnahmen von wütenden alten Frauen und nach Mallorca, auf einen vorher mit Handtuch „reservierten“ Liegestuhl (Handtücher sind ja auch so ungefähr das Nützlichste, was man auf Reisen durch das Universum bei sich haben kann!) und zwischen halbnackte, fette, sonnenverbrannte tanzende Vollhonks mit glänzender Haut. Grandios ist allein schon dieser Einstieg mit dem Konservenxylophon, besser wird es nur durch Einsetzen des Beats, der in seiner nervenzerfetzenden Stumpfheit und Penetranz zu der Sorte gehört, die mein Gehirn von innen verätzen und mir die Überreste in schillerdnen Sturzbächern aus allen möglichen und unmöglichen Körperöffnungen sprudeln lassen. Völlig toll ist auch der Synthiesound, der mich irgendwie an „Point Your Finger“ von den Wiggles erinnert. Was mich allerdings leicht irritiert, ist die Tatsache, dass good ol‘ Hasselhoff am Mikro durch einen jungen Bademeister mit stylischer Fönwelle ersetzt wurde. The Hoff wird doch nicht wieder damit beschäftigt sein, einen Hamburger auf dem Boden zu verteilen? Des Weiteren macht mir diese Poolanimateuse irgendwie Angst. Die Art, wie sie „Everybody singaaah! Come! We have-ah sunshine and everybody dancing all the children are smling everybody’s happy the mamas and the papas come children! Sing! Oh-oh-oh-oh yeayeah! Come on everybody!“ schreit, lässt darauf schließen, dass sie die letzten Sitzungen ihres Aggressionsbewältigungstrainings verpasst und ihren Bewährungshelfer mit Sangria abgefüllt hat und das Gebrüllte ohne Satzzeichen schreiben würde. Doch das sollen nur unwesentliche Kritikpunkte bei einem ansonsten ziemlich tollen Song sein. Achteinhalb von zehn Touristen mit Hitzeschlag und Alkoholvergiftung.
http://www.youtube.com/watch?v=g4yut0gq1y8
Als ich den Namen Sabaton auf der Tracklist des Samplers erblickte, habe ich mich auf eine verquere Weise durchaus gefreut, denn bei Leuten mit gutem Musikgeschmack löst diese Band einen ziemlich heftigen Beiß-/Würgereflex aus. Zunächst einmal hat mich das ausgesprochen stilvoll betitelte „The Final Solution“ (dazu später mehr) in der Hinsicht jedoch enttäuscht. Im Vergleich zu Spaßgranaten wie Freedom Call wirkte der Song nach den ersten Durchläufen regelrecht bieder und langweilig und ich wollte ihn schon mit einem „einfach nicht meine Welt, deswegen fällt mir dazu nicht viel Gemeines ein“ abfertigen. Der antizipierte Ekel kommt, jedoch nicht in einer überwältigenden Welle, sondern langsam, kriechend und von innen zersetzend. Musikalisch ist es irgendwo zwischen John Farnham – You’re The Voice, Europe – The Final Countdown, Vanilla Ninja und einem Alibi-Mindestmaß an Metal anzusiedeln. Bei den öden Stampfdrums und völlig in den Hintergrund gedrängten Gitarren besteht ein eklatanter Mangel an (Früchte-)Punch. Die (Power) Metal-Bands, die mit sowas in Verbindung gebracht werden, müssten sich dafür in ähnlicher Weise schämen wie deutsche Gangstarapper für einen Massiv, der Zeilen wie „Bleiben wir mal sachlich, Geld her und lach nicht“ auf CD bannen lässt. Goldig finde ich den Sänger, der Wattebällchen in den Hamsterbacken zu haben scheint und teilweise die „R“s mit sagenhafter Inbrunst rollt („Enterrr the gates, Auschwitz awaits!“). Mit der eben zitierten Zextzeile wären wir dabei schon beim größten Ärgernis. Sabaton waren Drachen und vor eben diesen gerettete/später geschändete Jungfrauen nicht genug, stattdessen knöpft man sich die Geschehnisse rund um den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus vor und bricht sie auf ein lyrisches Niveau herunter, das es betrunkenen fünfzehnjährigen Abonnenten des Nukular Blast-Katalogs ermöglicht, sie in Wacken lauthals mitzubrüllen. Sich dieses Themas anzunehmen, mag ein marktstrategisch durchaus schlauer Schachzug gewesen sein, wenn ich jedoch höre, wie es Teil eines himmelschreiend blöden Klischees wird, muss ich doch kurz würgen. Ich kann echt absolut nicht nachvollziehen, wie man sowas toll finden kann. Das funktioniert weder direkt durch die Musik noch auf der Meta-Ebene. Zwei von zehn Trinkhörnern aus Plastik im Fünferpack für nur 9,99€.
http://www.youtube.com/watch?v=Uz1ftZ5e3hQ
Jetzt bräuchte ich eigentlich mal eine Pause, aber es stehen ja noch zwei weitere Songs an. Jedenfalls war es eine gute Idee, zwischen Sabaton und Freedom Call als Puffer Drahdiwaberl (hoffentlich habe ich das jetzt richtig geschrieben…doofes Österdeutsch) mit „Mad Cat Sadie“ auf den Sampler zu packen. Die Band ist hörbar bemüht darum, möglichst dilettantisch und schlecht zu klingen, was sich sowohl in der Musik als auch im Klangbild äußert. Der Sound versprüht Homevideo-Flair und lässt den Song so wirken wie ein quälend verlangsamter Clip aus „Oops – Die Pannenshow“, die ich übrigens ganz schrecklich unterbewertet finde, denn im Grunde ist das nichts anderes als fail-gifs/Videos mit doofer Musik und dooferen Anmoderationen/Kommentaren im Hintergrund. Die Musik stolpert irgendwo im vernebelten Niemandsland zwischen einer Schülerband, die Ton Steine Scherben nachspielt, schlechtem Krautrock, leicht Helge Schneider-mäßigem Gesang und ultrakäsiger 70er-Spaceporno-Lala herum, und als wäre der Gipfel des schlechten Geschmacks damit nicht erreicht, gibt es auch noch windschiefe Saxophonsoli. Wenn du es dir erlaubst, den Les Rallizes Dénudés-Song zu verreißen, dann lache ich dich aus. Das Stück ist für mich nun aber insofern schwer zu bewerten, als dass es zwar keinen eigentlichen musikalischen Wert besitzt, doch dadurch auch auf schwer erfassbare Art und Weise sympathisch wirkt. Musik, die mit Absicht scheiße gemacht ist, kann ich auch grundsätzlich den Triumph nicht gönnen und sie verreißen. Pendelt sich bei sechs von zehn „lustigen“ Pannenvideos ein.
http://www.youtube.com/watch?v=m8wFjsuRnuM
Nach diesem entspannenden Zwischespiel kann ich mich nun wieder kopfüber ins Melodic Power Metal-Wunderland stürzen, wo mich schon die Rollenspielernerds von Freedom Call mit ihrem Song „Farewell“ erwarten. Wie erwartet und befürchtet gibt es hier erstmal die volle Ladung Gesichtsmuskelzerrung, dass es allerdings so hirnerweichend schlimm wird, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Das ist die Pokemon-Titelmelodie, gespielt von den Glücksbärchis…zugegebenermaßen mit Stromgitarren. Es fällt mir schwer, noch viel zum Song zu sagen, denn er ist so, wie man ihn sich nach dem Lesen der obigen Zeilen vorstellt – hochmelodisch, jubilierend, mit Chören, Gitarren“duellen“ und (überraschenderweise relativ selten vorkommenden) Keyboards ausgestattet. Im Text kommen alle für diese Art von Musik wichtigen Schlüsselbegriffe vor, was ihn zu einem guten Kandidaten für das nächste durch ein „Ein Kurzer, wenn Begriff XY kommt“-Spiel legitimierte Komabesäufnis macht. Schade, dass ich abstinent bin…aber der Song ist recht unterhaltsam, wenn auch zunächst nur in dem Sinne, dass er mich zumindest nicht kalt lässt. Aber es ist fast schon wieder bewundernswert, mit welcher Konsequenz Freedom Call hier in die Kloschüssel voller pinker, glitzernder, mit Blümchen, kleinen Feen und Schmetterlingen übersäter Scheiße greifen. Siebeneinhalb von zehn Prinzessinentörtchen.
http://www.youtube.com/watch?v=aShv0yZ7L4Q
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]