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Engländer ohne Grenzen: Sleeping Dogs Wake
Sleeping Dogs Wake ist eine englische Band, die im Laufe ihrer Geschichte u.a. die Genres Industrial, Rock, Darkwave und Indie/Dream Pop bedient hat. Dabei haben sie stets Wert auf Weiterentwicklung und Experimente gelegt, auch wenn diese den Hörer in den späteren Phasen nicht mehr so tollwütig angefallen haben wie auf den ersten beiden Alben.
Aber von Anfang an. Sleeping Dogs Wake wird 1986 von Karin Sherret und Robert Wilcocks gegründet, die das Projekt eine ganze Weile lang als Duo betreiben (erst für das dritte Album werden zusätzliche Mitglieder rekrutiert). Die erste Veröffentlichung stellt die LP Toys For Alice dar, die mit ihren beiden ziemlich innovativen Songs (dem Titeltrack und dem etwas weniger unheimlichen „Confined To Memory“) einiges Aufsehen erregt. Das wenig später erscheinende Debütalbum Understanding entwickelt den ungewöhnlichen Stil kompromisslos weiter: Ein solches Gebräu aus gitarrenlastigem Industrial und atmosphärischen Electronica mit einer Frauenstimme, die mal klassisch, mal Gothic und stellenweise einfach nur durchgeknallt klingt, hatte man 1989 noch nicht zu hören bekommen. Dass Sherret neben ihrer markanten Stimme auch das Drumming beisteuert, verleiht dem Sound der Band – bei aller von lärmenden Gitarren und massivem Sampler-Einsatz erzeugten industriellen Kälte – eine lebendige Dynamik.
Richtig überzeugen konnten SDW mich dagegen mit einem späteren Album, dem 1993 erschienenen Sugar Kisses. Das vorangegangene Up kenne ich leider noch nicht, anscheinend wurde aber der auf Sugar Kisses zu hörende Stilbruch dort eingeleitet. Auf ihrem vierten Album haben die mittlerweile um Jens langkniv zum Trio angewachsenen Engländer sich weit vom Industrial und generell stressigen und verstörenden Klängen entfernt und spielen einen Mix aus Indie-Rock und Dream-Pop. Das großartige Songwriting zeigt sich in Songs wie dem hymnischen „Waiting For Night“, die von kunstvoll miteinander verwobenen Gitarrenflächen leben, aus denen immer wieder melodische Stränge hervortreten. Der hier in aller Regel sanfte und melancholische Gesang Sherrets ergänzt sich damit hervorragend. Sugar Kisses ist ein sehr stimmungsvolles und rundes Album, das mich zwar emotional nicht so mitnehmen kann wie Understanding, seine volle Wirkung aber auch in ganz anderen Momenten entfaltet und die Diskografie von SDW damit um eine wertvolle Facette bereichert.
1995 kam das fünfte Studioalbum Under The Stars heraus, das ich bislang nur auszugsweise gehört habe, das sich aber vom verträumten Sound auf Sugar Kisses wieder etwas zu entfernen scheint und in einigen Songs orientalische Einflüsse verarbeitet. Robert Wilcocks hat außerdem mit Girls Under Glass und in jüngerer Vergangenheit auch mit Deine Lakaien zusammengearbeitet; mit Alexander Veljanov gibt es zudem eine Duett-Version des auf Sugar Kisses enthaltenen „Hold Me“.
http://www.youtube.com/watch?v=4bHCMNYhKQQ
http://www.youtube.com/watch?v=fnSVDYwnx3I&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=G3A-zuJ4aeM&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=s_UdITTmBqU
http://www.youtube.com/watch?v=MdnADi9e9Lw
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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]