Re: Übermut. Chaos. Keine Seife. Wunschlisten-Battle zwischen Ardor und DMG.

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Dancing Mad God

Registriert seit: 22.03.2011

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Ok, hatte jetzt doch Bock, hier noch die nächste Ladung Reviews zu schreiben…auch wenn ich es möglicherweise bereuen werde.

Death – Living Monstrositiy

Klasse Song. Logisch, sind ja auch Death. Review Ende.

Ok, so einfach werde ich wohl nicht davonkommen. Um es kurz zu machen: Mir gefällt das Lied nicht wirklich. Ich weiß natürlich, wie kultisch die Band in Metal-Kreisen verehrt wird, wie einflussreich sie war usw. und gehe einfach mal davon aus, dass das hier richtig gute Musik ist…warum kann ich dann nichts damit anfangen?
Das Fundament bildet ein gewissermaßen halbmelodisches Riff, das mal rasend schnell, dann wieder schleppender gespielt wird, in seinen Grundzügen jedoch gleich bleibt. Die Produktion ist Death-Metal-typisch druckvoll und setzt alle Beteiligten angemessen in Szene. Das Gekeife des Herrn Schuldiner gefällt mir auf jeden Fall besser als das Gegrunze anderer Todesblei-Kapellen, reißt mich aber nicht völlig mit. Insgesamt könnte ich mich mit dem hier Gebotenen schon arrangieren, selbst wenn völlige Begeisterung ausbleibt; diesen Part mit dem merkwürdigen Effekt auf den Gitarren, der leicht psychedelisch wirkt, finde ich sogar richtig cool. Aber spätestens wenn das Solo kommt, ist mir wieder klar, dass das hier nicht meine Musik ist. Das Solo ist zweifelsfrei der Höhepunkt, auf den der Song zusteuert, so wie tausende andere Metalsongs auch; der Augenblick, wenn der Lead-Gitarrist in die Vollen gehen und zeigen kann, was er draufhat. Und ich finde solche Soli so furchtbar nichtssagend. Sicher ist das toll gespielt, aber in meinem Kopf passiert dabei einfach gar nix. Der Rest des Songs plätschert dann auch einfach an mir vorbei, lässt mich kalt.
Bevor ich mit Schimpf und Schade aus dem Forum gejagt werde, will ich zumindest noch versichern, dass dies nicht mein letzter Versuch war, mich mit Death anzufreunden. Irgendwann versuche ich es bestimmt wieder, dann vielleicht mal mit der Spätphase. Für den Moment aber bleibe ich leider Kostverächter in Sachen Death.

End Of Green – Tragedy Insane

Zugegeben, das habe ich nicht erwartet. Ich kenne End Of Green als Goth-Rock-Kapelle mit relativ sattem E-Gitarrensound, bei der ich mir immer unschlüssig war, ob ich mir mal ein Album besorgen sollte – eine Frage, für die ich mir auf diesen Sampler Hilfe erhoffte. Die werde ich nicht bekommen; der Song stammt anscheinend von einer Unplugged-EP oder sowas, ist jedenfalls komplett akustisch gehalten.
Aber genug von meinen Erwartungen, wie klingt das Ganze denn nun? Zunächst mal minimalistisch, wie man das von Unplugged-Songs von Rockbands so kennt. Zwei Akustik-Gitarren (eine könnte auch ein Bass sein), deren Akkordfolgen wunderbar ineinander greifen, sonst gibt es von der Instrumental-Front nichts zu melden. Was da gespielt wird, weiß mich aber durchaus zu verzaubern, so simpel das auch ist, kann ich mich daran kaum satt hören. Als Instrumental würde mich der Song schon mal voll überzeugen.
Aber da ist ja auch noch der Sänger und der ist etwas grenzwertig. Mit seiner rauen, Schmerz-getränkten Stimme hat er zwar einige Ausdruckskraft, bewegt sich aber öfters mal an der Grenze zum Kitsch – und überschreitet sie vielleicht sogar. Generell finde ich es schade, dass der Gesang so extrem im Vordergrund steht; so fühle ich mich irgendwie an eine dieser unangenehmen Situationen erinnert, in denen man Radio hören muss und Nickelback laufen. Nicht, dass ich „Tragedy Insane“ wirklich schrecklich finde, dafür mag ich die Akustik-Klampfen für sich genommen viel zu gerne, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich mit dem Sänger wesentlich weniger Probleme habe, wenn er von kräftigen E-Gitarren etwas Kontra bekommt.

Mindless Self Indulgence – Straight To Video

Uaahh! Ok, ich hab mir die Band selbst ausgesucht (vor Jahren hat in einem anderen Forum mal jemand davon geschwärmt – was einem so alles im Gedächtnis bleibt…), aber mein erster Reflex beim Hören ist trotzdem, schreiend davonzulaufen. Klingt der Anfang noch nach fürchterlichstem Disco-Schund, kristallisiert sich bald heraus, dass Mindless Self Indulgence so eine Art Electro-Indie spielen und das nicht einmal wirklich schlecht. Neben monotonem Beat, der sich durch das gesamte Lied zieht, besteht das Gerüst aus einer gesampleten E-Gitarre, auf die vor allem im Refrain Synthies und Background-Chöre gestapelt werden, um eine Melange zu kreieren, die geradezu unverschämt catchy ist. Richtig aufhorchen lässt dann nach ungefähr zwei Minuten ein Part, in dem das stumpfe Bumm-Bumm des Beats kurzzeitig variiert wird und außerdem ein merkwürdiges synthetisches Quietschen zu vernehmen ist, wie Plattenspielernadeln an Roboterarmen, die ruckartig über Schiefertafeln gezogen werden.
Durchaus lustiges Lied, auch wenn ich nicht unbedingt motiviert bin, mir mehr von der Band anzuhören. Immerhin weiß ich jetzt mal, wie die klingen.

Casper – Casper Bumayé

Ja, auch von dem wollte ich was auf die Ohren, nachdem Prez ja wie erwähnt eigentlich der einzige Deutschrapper ist, den ich wirklich hören kann. Von Casper kenne ich so ca. 1,5 Songs und das Image als Emo-Rapper, das ich eigentlich nicht ganz uninteressant finde. Mit dem Song hier liegen die Dinge allerdings etwas anders, das scheint nämlich eher ein Party-Track zu sein. Und das ist – so Leid es mir tut – ein Problem.
Der Beat besteht aus melodielosen, aber druckvollen Stakkato-Bläsern, Percussion und viel Bass; alles klingt zwar sehr professionell, aber an meinem Geschmack vorbei produziert. Darüber rappt Casper mit seiner charakteristischen Reibeisenstimme davon, wie großartig er ist und wie alle ihn abfeiern, was genau die Sorte von Rap-Text ist, die mich unendlich anödet und mir wahrscheinlich sogar richtig gute Songs versauen könnte. Zwar blitzt bei Zeilen wie „Immer noch Pre-Paid, kein Base / Warum so lang für das Album? / eBay, MySpace / Beats gay, Scheiß Face / Doch wenn der schwule Punker live spielt alles verstummt“ auch Selbstironie durch, die mich solche anscheinend unvermeidbaren Dicke-Hose-Tracks bei Prezident ertragen lässt – doch der Grund, warum ich ihn gerne höre, sind die Songs mit Inhalt. Und der lässt sich bei diesem Song mit der Hookline zusammenfassen: „Nun alle Hände hoch, alle Hände hoch, alle Hände hoch – Casper Bumayé!“ Nee, sorry; meine Hände bleiben unten, meine Daumen auch. Das ist nix für mich.

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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]