Home › Foren › Maximum Metal › Metal, Menschen, Sensationen › Warum tragt ihr nen Patronengurt? › Re: Warum tragt ihr nen Patronengurt?
palezWas heißt „heutzutage“? Die Geschichte der massenproduzierten und absichtlich austauschbaren „Gebrauchsmusik“ lässt sich mehrere Jahrzehnte zurückverfolgen; mein frühester Ansatzpunkt wären die 80er und beispielsweise Stock Aitken Waterman sowie Dieter Bohlen. Für meinen Eindruck begann sich das Ganze erst dann wirklich zu professionalisieren, es entstanden Räume, in denen es tatsächlich keinen Platz mehr gab für künstlerische Entfaltung und Idealismus. Gerade dann, wenn man sich, was Musik angeht, eher außerhalb der Mainstream-Radio-Reichweite aufhält, besteht aber die Chance, dass so etwas schnell vergessen und der aktuelle Gebrauchstrash intensiver wahrgenommen wird.
Das zählt für mich in dem Fall noch zur Gegenwart: Ich hätte diese Situation ohne genaues fachwissen vielelicht auch schon in die 70er gesetzt.
Wobei, um bei Adorno zu bleiben, der das ja noch früher schon auf Jazz gemünzt hatte. Gut, der hatte aber wirklich keinerlei Ahnung wovon er da redet.
Dies mag so vielleicht stimmen, aber nur, wenn man diese Regel beträchtlich ausweitet. Überall da, wo (Sub-)Genres entstehen und die Idee eines Einzelnen zum Stilmittel von Mehreren wird, gibt es bereits ein Publikum, das so etwas hören will. Und wo es dieses Publikum gibt, gibt es Nachschub. Dieser „Nachschub“, der das Fundament und den Bodensatz eines jeden Genres bildet, ist eine Interpretation von Standards und Stilmitteln, kann handwerklich gut oder weniger gut ausgeführt und mehr oder weniger effektiv sein, bleibt aber ebenfalls nach dem Geschmack einer gewissen Zielgruppe gerichtete Massenware. Es gibt kein (!) Genre, das davon verschont bleiben könnte.
Finde ich schwierig. Natürlich hast du zu einem gewissen grad recht, aber grade in einem Genre wie dem Metal, wo 90 bis 95% der Musiker mit Plattenvertrag nicht in der Lage sind, mit ihrer Musik (die hier ja auch eigentlich immer die Leidenschaft ist) ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ist hier ja die Intention eine völlig andere. Es geht nicht ums Geld, es geht um die Musik. Und das ist ja auch schon ein künstlerischer Ansatz. In dem Sinne ist es also schon eine gewisse Massenware, die aber um der Kunst, der Musik willen hergestellt wird, und nicht des Absatzes wegen.
Damit möchte ich den Bands und Künslern, die ebendiesen „Nachschub“ bzw. strengkonservative Genreplatten aufnehmen, aber nicht die Motivation von Produzenten(teams) wie Stock Aitken Waterman oder Bohlen unterstellen. Besagte Versorger des Mainstreammarktes stellen Musik quasiindustriell her, der Hintergrundgedanke ist vermutlich hundertprozentig kapitalorientiert. Das lässt sich natürlich nicht mit jedem Genre machen, mit Post-Rock oder Black Metal kann man nicht reich werden. Zudem sind die Szeneprotagonisten eng vernetzt, unabhängig und Selbstversorger, dass einige wenige Produzentenlichtgestalten die musikalischen Trends innerhalb einer Musikrichtung so bestimmen wie im Chartspop, gibt es selten bis gar nicht. Der Grund, wieso auch der Untergrund nicht davor sicher ist, dass Ideen zu Stilmitteln und Stilmittel zu Posen werden, liegt vermutlich in der komplexen Verkettung gegenseitiger Beeinflussung, also in dem sozialen Umfeld und Geschmack jener „jungen, aufstrebenden Künstler“. In den kleineren musikalischen Nischen denkt vermutlich niemand ernsthaft an Geld, hinter jeder Genreplatte kann grundsätzlich Leidenschaft stecken, aber vor allem der Einfluss der Szene, in der und für die sie entsteht.
Ich kann es nachvollziehen, wenn ein absolut nicht besonderes Exemplar einer weniger populären Gattung mehr der eigenen Moral/den eigenen Idealen entspricht als der neueste Auswurf von DSDS, am Ende bleibt jedoch beides sogenannte Massenware.
Wie gesagt, ich finde hier die Intention extrem wichtig.
Ob ich Metal als Massenware bezeichnen würde, bin ich mir allerdings immer noch unschlüssig. Ich kann deine Argumentation nachvollziehen, aber für mich ist hier die Masse einfach nicht gegeben. Ich würde Metal nicht als Massenphänomen einstufen. Natürlich sind die Strukturen und Phänomene ähnlich; aber in Beziehung zu Begriffen wie der Massenkultur und der damit eng verbundenen Massenmedien ist der Metalbereich imho zu klein, um da „Massen-“ mit reinzunehmen.
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