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Leukon
Unsere Kultur, zu der zweifellos auch der Laizismus gehört, kommt nicht aus dem Nichts. Das muss man schon im Auge behalten. Die Entwicklung die zur näherungsweisen Etablierung der Trennung von Staat und Kirche geführt hat, basiert nicht zuletzt auf einer Selbstbescheidung der Kirchen, die sich in den letzten Jahrhunderten ganz erheblich gewandelt haben. Dass die Kirchen in unserer Gesellschaft keine Präsenz haben, ist jedenfalls eine kaum haltbare Behauptung. Selbst an der immer wieder auf katholische Würdenträger einprasselnden Kritik lässt sich gut ersehen, dass es für viele Menschen eben doch eine Rolle spielt, wie die Kirchen sich im öffentlichen Leben einbringen. Ganz abgesehen davon, dass viele soziale Einrichtungen (zumindest in Deutschland) von kirchlichen Trägern betrieben werden – das Spektrum reicht vom Kindergarten über Schule bis hin zur Universität.
woher eine kultur kommt ist eine frage, wie sie heute ist eine andere. dass in deutschland/österreich das christentum große relevanz, lässt sich natürlich nicht bestreiten, ebensowenig wie die auswirkungen des christentums auf die gesellschaft, auch in ihrer modernen form (jeder trottel der gegen abtreibung ist, hat im normalfall schon einen religiösen grund dafür, zb.).
allerdings ist es absurd dem christentum seinen untergang anzurechnen – „unsere gesellschaft ist wie sie ist, weil das christentum darin eine immer kleinere rolle spielt. und weil unsere gesellschaft toll ist, ist das christentum dafür verantwortlich.“
Die Vorstellung von Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen ist ein Spezifikum der christlich-abendländischen Kultur, kein “vernünftig“ ausgedachtes Irgendwas.
so ein unsinn – es kommt auch im christentum vor, aber so zu tun als ob das christentum dies erfunden hätte ist lächerlich. dass man sich gegenseitig anständig behandeln soll, sich nicht bestehlen, vergewaltigen und ermorden soll, ist keine erfindung des christentums, und lässt sich auch anders begründen, als durch irgendeinen an den haaren herbeigezogenen „wert des lebens“.
Und wo genau stehen sie in Widerspruch zur christlich-abendländischen Kultur, die in Europa seit vielen Jahrhunderten dominiert?
das müssen sie garnicht – ich bestreite nur, dass das christentum für diese werte eine NOTWENDIGE voraussetzung ist.
übrigens finde ich das christentum, auch das moderne, einigen punkten äußert rückständig und unethisch:
*religiöse erziehung von kindern, anstatt es ihnen zu erlauben sich eine eigene meinung zu bilden. man kann nicht bestreiten, dass das was jemandem im frühen alter gesagt wird, auch noch später wenn es vernünftiger ist, einen großen einfluss auf ihn hat.
*ablehnung von abtreibung
*ablehnung von sterbehilfe
wenn du noch beispiele suchst, darfst du auch gerne im parteiprogramm der österreichischen „Die Christen“-Partei nachsehen – wenn du das nicht als schlichtweg rückständig bezeichnen würdest, kann ich dir auch nicht helfen.
btw: sorry für meinen verspäteten beitrag.