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Puuh. 2011. Was war eigentlich in 2011 so los? Das Forum hat glaub ich ein neues Design. Obwohl ich das Neue nicht allzu hübsch finde, kann ich mich ans alte kaum erinnern. Naja, was soll’s. 2011 zeigte überraschend viele Gesichter, auch solche von denen man lange nichts mehr gehört hat. Klar, springen da immer noch die Wikinger mit ihren Aldi-Kinderland-Helmen rum aber dann gab es ein Wiedersehen mit Gestalten wie dem scheinbar längst verschollenen Fred Durst. Naja, was soll’s. Was gabs noch? Ah ja, klar. Viel Musik.
Wo fang ich an? Vielleicht steigere ich mich einfach. Also, fangen wir mit den eher, erwartet oder unerwartet, egalen Alben an. Shining wären da so ein Kandidat. Die Band klingt seit mindestens drei Alben fast gleich und verliert dabei stetig sowas wie musikalische Bedeutung. Auch das spaßig-skandalöse Image ist inzwischen ja irgendwie viel zu brav. Wie die Musik halt. Ähnlich egal, aber deutlich peinlicher: Korn’s Versuch wieder in Mode zu kommen. Sorry, no tolerance. Musik für den Mülleimer. The Throne atmet leider zu wenig vom irrwitzigen Genie von Kanye West oder vom Wahnsinnsflow eines Jay-Z. Amüsant ist die Kollabo, vor allem textlich, dennoch.
Weiter gehts. 2011 gabs auch wieder Scheiben die die Erwartungen eher unterboten haben, ohne dabei grundlegend die Erwartungen nicht erfüllt zu haben. Farsot klingen plötzlich recht oft nach SOTM oder Dark Fortress, schreiben aber dennoch gelungene BM-Songs. Die Problematik Casper, naja, lass ich mal außen vor. The Devil’s Blood spalten nachwievor alles und jeden in antikosmische Partikel – zeigen mit „The Thousandfold Epicentre“ aber eine deutliche Steigerung zum Debüt. Dennoch präferiere ich Blood Ceremony. Die Briten Kasabian scheiterten an ihren eigenen Ansprüchen – typisch britisch eben.
Doch genug davon. Hin zu den Musikern die mich 2011 überzeugten. Dazu zunächst meine womöglich finale Top 15:
1. La Dispute – Wildlife
2. Mastodon – The Hunter
3. Fucked Up – David Comes To Life
4. Between The Buried And Me – The Parallax: Hypersleep Dialogues
5. Fair To Midland – Arrows & Anchors
6. Thrice – Major/Minor
7. Sólstafir – Svartir Sandar
8. Protest The Hero – Scurrilous
9. Tom Waits – Bad As Me
10. Young And In The Way – V. Eternal Depression
11. Prinz Pi – Rebell Ohne Grund
12. Arch/Matheos – Sympathetic Resonance
13. Subrosa – No Help For The Mighty Ones
14. Defeater – Empty Days & Sleepless Nights
15. Tyler, The Creator – Goblin
Tyler, The Creator ziert(e) nicht nur meinen Ava, das übrigens mit Abstand schönste Christmas-Picture, sondern auch die Titelblätter zahlreicher Rap-Magazine. Der Hype um den Odd Future Chef war enorm, „Goblin“ zeigt größtenteils auch warum. Abgefuckt, zugedröhnt und bisweilen auch recht unkonventionell. Und finster. Verdammt finster. Defeater interpretieren das Laut-Leise-Prinzip auf eine sehr persönliche und unmittelbare Weise. Musik sucht halt immer den direkten Weg. Subrosa sind sowas wie das bedachte, mystische Mammut des Polls. Unheilvoll, zwischen allen Stühlen sitzend und vor allem instrumental ungeheuer intensiv. Zu Arch/Matheos schreiben mal lieber Tiz oder Nezy was, die können das besser.
Prinz Pi zeigt sich in fantastischer Form, inhaltlich und unterhaltungstechnisch. Auch wenn sein neues Akkustik-Album jetzt nicht wirklich der Rede wert ist. „Rebell Ohne Grund“ allerdings schon. Erste Überraschung: Young And In The Way. Ihre genauso kurzweilige wie lang wirkende Mischung aus rabiatem Crust-Geballer und Drone/Ambient-Soundcollagen funktioniert auf beiden Alben hervorragend, auf dem Zweiten aber noch ein Stück besser. Tom Waits ist für mich die Neuentdeckung des Jahres, der alte Kauz macht auf seinem neuen Album Songwriter-Party. Protest The Hero sind allein schon drin um Nezy ein wenig zu necken, aber auch für ihr famoses Album. Sólstafir wirken auf „Svartir Sandar“ wieder etwas ungezügelter, kälter aber auch noch melancholischer. Teilweise wieder zum Sterben schön.
Thrice spielen auf „Major/Minor“ eine kantigere und noch leidenschaftlichere Version des Vorgängers, Fair To Midland sind wahrscheinlich die unbeschreiblichste (im wahrsten Sinne des Wortes) Truppe im Rockzirkus. Between The Buried And Me lehnen sich mit ihrer EP an das starke „The Great Misdirect“ an, bringen aber neue Emotionen mit. Fucked Up haben nichts anderes als eine 80-minütighe Punk-Oper veröffentlicht, das genügt der Beschreibungen. Auf „The Hunter“ sind Mastodon, surprise surprise, das zweite Mammut. Nur viel wütender und dreckiger. Album des Jahres und das eher unerwartet: La Dispute. Auch für die Musik aber noch viel mehr für die unglaubliche Verbindung von Lyrik und Instrumenten.
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Musik-Sammler „I met God and he had nothing to say to me.“