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so, und hier jetzt auch von mir mal meine top 15 in etwas ausführlicher:
15. drums are for parades – master
spätestens seit ich sie in ieper gesehen habe bin ich schwer verliebt. das bild dieser drei bärtigen, in rauch eingehüllten belgier, zusammen mit dem leicht psychedelisch angehauchten sound der band ist immer noch stark in mein gedächtnis eingebrannt. doch gerade auch dieser sound hallt nach: diese mal tonnenschweren, mal eher verspielt bis noisigen riffs, dieser mix aus straighter rifforientiertheit und absoluten chaos – wahnsinn. doch schon das cover versprüht ja diesen abgefahrenen wahnsinn mit alice-im-wunderland-ästhetik (extrem subjektive assoziation!!), und eigentl ist doch schon dieses cover kaufgrund bzw. grund genug, das teil in diese liste mit aufzunehmen.
http://www.youtube.com/watch?v=UgkjQJ8eLIg
14. a storm of light – as the valley of death becomes us blablabla und so weiter
gott, haben die sich weiterentwickelt! nachdem der vorgänger den apokalyptischen teufel nicht mehr an die wand hätte malen können und so unglaublich kaputt und fertig mit der welt war, wirkt „as the valley of death becomes us…“ ganz anders…irgendwie einen schritt weiter, würd ich mal sagen! so als würde man die welt nach dem untergang so langsam wieder aufbauen, irgendwie zwischen hoffnung und dem immer noch allgegenwärtigen schrecken gefangen. leicht abgefahrenes bild, ich weiß, aber a storm of light schreiben nun mal alben, die kopfkino nur mit den allerdicksten leinwänden auffahren!
http://www.youtube.com/watch?v=tm3w1nvfjS4
13. and so i watch you from afar – gangs
im sumpf all dieser rein instrumentalen (ich umfahre mal ganz (un-)geschickt das wort „postrock) bands sind ASIYFA eine echte oase. ich kenne aktuell echt wenig bands die derartig befreit und spielfreudig ihr ding durchziehen; jeder note hört man einfach spaß und kreativer überschuss an. hier mal unbrechbar energisch, da dann aber auch gern wieder was ruhiger und träumerisch. man könnte „gangs“ durchaus vorwerfen dass sich im vergleich zum vorgänger eigentlich nicht allzu viel getan hat, aber ehrlich gesagt fällt das gar nicht auf: zu aufregend und verschieden sind da einfach all diese ideen, die so unterschiedlich sind, und doch allesamt so gut zusammenpassen – ASIWYFA sind wahrlich unterschätzte songwriter, die die drei pfeiler technisches können, eigenheit, und eingängigkeit in absolut gekonnter form miteinander verbinden! ach und: auch live nicht weniger als eine offenbarung.
http://www.youtube.com/watch?v=0l5wy5TuTj4
12. fleet foxes – helplessness blues
fleet foxes schaffen das kunstwerk, den charme der späten 60er einzufangen, dabei aber nicht angestaubt und angebiedert zu wirken. das schätz ich auch an ihrer zweiten fulllenght: diese attitüde, die so klingt als hätten sich da ein paar lebensfrohe gestalten einfach die letzten 40-50 jahre von all dem hiesigen musikalischen geschehen, ihren phasen und werdegängen isoliert. ihre musik hat so etwas unberührtes, völlig zeitloses. ein haufen hippies, ein haufen akustische instrumente, eine jamsession im park, flannelhemden und langhaarige typen mit gitarren, die die welt besingen – man kann eigentlich gar nicht anders als bei dieser musik irgendwas zu romantisieren.
http://www.youtube.com/watch?v=_jbXOz7PXEg
11. ólafur arnalds – living room songs
der sound eines typens, der mit ein paar befreundeten musikern bei sich zuhause in island (oh klischee) im (im albumtitel benannten) wohnzimmer sitzt und herbstlich-winterliche songs für warme gedränke und warme decken in eben jenem wohnzimmer vorm kamin spielt. viel mehr als geige und klavier wird da auch nicht gebraucht, um diese wärmende atmosphäre aufzubauen, auch wenn tante melancholie auch hin und wieder auf dem programm steht. hätte auf denovali erscheinen können, um das mals als referenz mit in den raum…ähm, das wohnzimmer zu stellen. darf man sich übrigens sogar kostenlos auf seinen rechner ziehen – und zwar HIER.
http://www.youtube.com/watch?v=wMSDPLOSHyQ
10. caleya – trümmermensch
es war eine gute entscheidung von caleya, mit ihrem, ich glaube mittlerweile zweiten album auf deutsche texte umzusatteln. klar: eine gewisse grenze mag zwar vielleicht für den ein- oder anderen schnell überschritten sein, doch wurde leiden je mitfühlbarer ausgedrückt? „so teile die einsamkeit mit ihr, und halte sie fest / so fest / wie sand in deinen welken fingern / scheiternd lässt du deine tauben sinne sprechen / besingst die tröstende leere / einer schaler klang entspring / mit wortenhülsen die im staube vergehen / noch im selben atemzuge greifst du hastig nach den momenten, die nun sandig deine lungen füllen / und hälst sie fest / so fest / bis lächelnd dich das nichts / lieblich in ihre arme schließt / so fest / so fest“. musikalisch ist die band dabei immer noch herrlich vertrackt, immer zwischen den polen ausbruch und ruhe hin und her pendelnd. leben tut das ganze allerdings erst als ganzes: diese unglaubliche emotionalität, die vor allem, aber nicht nur im gesang zu finden ist, diese so tiefwühlende atmosphäre. ein richtiges highlight ist übrigens der rausschmeißer mit xylophon-part gegen ende. so einfach, und doch so schön. ein album, zu dem man eine unglaubliche emotionale bindung aufbauen kann, dem man aber leicht auch völlig unverständlich und kritisch gegenüber stehen kann. bei mir mittlerweile ist es auf jeden fall ersteres.
http://www.youtube.com/watch?v=HyFObk85o7E
9. dead flesh fashion – thorns
für mich vor erscheinen wohl so ziemlich DAS meisterwartete album des jahres. zu niederwälzend war einfach das debüt, dass auf so frische art sludge und mathcore (ich mag den begriff irgendwie nicht mehr, und vor allem passt er hier kaum: „anchors“ hatte nichts mit mathematischer berechnung, sondern unkontrollierten emotionen und musikalischer gewalt zu tun) miteinander verband – ein völlig vernichtendes stück musik von irgendwie mental ziemlich vernichteten typen. „thorns“ begegnete ich nach dem ersten hören zunächst sehr skeptisch, im nachhinein bin ich dann aber doch sehr begeistert von der scheibe – das album ist eben ein echter grower! „thorns“ zeigt die band immer noch brachial und düster, geht aber mehr in richtung sludge, ohne dabei wirklich schleppend, eher: schwer zu sein – ganz im sinne von bands wie omega massif, nur brachialer und mit einem völlig tobenden sänger. obs besser als „anchors“ geworden ist? schwer zu sagen. was ich sagen kann ist dass ich es gut finde dass die band nicht auf der stelle tritt, und das „thorns“ definitiv ein bärenstarker zweitling mit viel viel tiefgang geworden ist, der der band keinerlei schande bringt.
ICH BIN KEIN YOUTUBE-LINK, ABER IN MICH KANNST DU AUCH REINHÖREN!!!
8. montreal on fire – anima mvndi
montreal on fire sind eine band, dessen gefühl man nur schwer rationalisieren oder in worten zusammenfassen kann: ihre songs sprechen vom alltag wie vom ausbruch, von melancholie genauso wie von lebensfreude. das feiern des lebens, das feiern der leere. die sehnsucht nach der einfachheit der kindheit und das immer noch kind-sein. für mich eine band, die mittlerweile irgendwie fest dazugehört. ein begleiter durch den gang durch diese welt.
http://www.youtube.com/watch?v=kG9Bx1DrHZg
7. title fight – shed
ebenfalls ein sehr wichtiger begleiter dieses jahr für mich waren title fight, die für mich ein ähnliches gefühl versprühen und mir ähnlich aus dem herzen sprechen wie lower than atlantis, dabei aber eigentlich noch viel mehr an 90s-emo erinnern wollen (dabei aber dank des modern hardcore anstrichs zu keiner zeit angestaubt wirken). auch hier zählt mehr das gefühl als die musikalische perfektion, obwohl man sich in der hinsicht eigentlich nicht beschweren kann, reiht hier doch hit an hit. dabei geht es nicht um die hits: es geht um momente wie die tiefverankerte traurigkeit in „27“, diese schwebende in „crescend shaped depression“ oder diesen zwiespalt in „where am i?“. title fight wirken wie kinder einer zeit, in der man sich noch ausheulen durfte. und das dürfen sie, findet man sich in ihren songs doch so oft wieder!
http://www.youtube.com/watch?v=UG1-Xgdlkk8
6. omega massif – karpatia
deutschlands antwort auf cult of luna, isis und neurosis – und dabei definitiv mit all diesen größen in einer reihe zu stellen, haben doch auch omega massif im gegensatz zu so vielen genrevertretern auch ihre ganz eigene marke mit ihren ganz eigenen assoziationsketten. cult of luna haben für mich beispielsweise immer dieses gefühl einer endlosen reise durch unbekannte länder, isis diese ganzen assoziationen mit der geheimnisvollen art der tiefen der meere. und omega massif? die haben dieses schonungslos rohe und niederwalzende und diese bis in die letzten ecken dieser welt hallenden delays. für mich irgendwie so etwas wie die pathetisierung der menschlichen selbstzerstörung oder so. das neue album ist dabei erwartungsgemäß wieder ein mammut geworden und ist als ganzes für mich sogar noch runder als der großartige vorgänger „geisterstadt“, obwohl ein song wie „unter null“ natürlich nicht so einfach kopiert werden konnte, und auch nicht kopiert wird. dafür gibts andere hightlights: zum beispiel das überraschend straighte und richtig metallische „wölfe“, das aufbruchsstimmung verheißende „aura“ oder das mich immer wieder fertig machende „steinenderes meer“. im endeffekt sogar mehr, als ich mir im vorfeld von diesem album erwartet hab.
http://www.youtube.com/watch?v=94qUfgQxjTE
5. city and colour – little hell
kam man in diesem jahr einfach nicht dran vorbei, und nach anfänglicher skepsis gegenüber des hypes war ich dann doch überraschend schnell verliebt – und das ausgerechnet, weil es auf einer so persönlichen ebene funktioniert. dallas green schreibt hier songs, die mich immer mal fast zu tränen rühren – mal weil sie einen in melancholie verstricken, mal weil sie wie in „natrual disaster“ das leben auch irgendwie feiern. ich kann mir meine so called „playlist of life“ irgendwie auch gar nicht mehr ohne diese platte vorstellen.
http://www.youtube.com/watch?v=HD0vcAwHN7s
4. dirge – elysian magnetic fields
völlig unfassbar, was diese eigentlich mal stilistisch völlig anders verankerte band hier auf die beine gestellt hat: mit klassischen post-metal-/sludge-zutaten und einem ganz dezenten keyboard wird hier ein wirbelsturm von musik gespielt; mit nicht ganz unbekannten spannungsbögen das ende von allem zelebriert, und dann doch irgendwie so anders dass jegliche genrezuordnung in anbetracht der wirkung des ganzen schwachsinnig erscheint. allein was „cocoon“ und „sandstorm“ in doppelpack mit einem machen – hallelulia! wage nicht viel zu diesem album zu schreiben, ich denke das muss man als genrefan einfach selbst gehört haben.
http://www.youtube.com/watch?v=gixlWUsGPxs
3. dj shadow – the less you know the better
völlig überraschend knüpft dj shadow mit seinem neuen album nach dem eher enttäuschenden „the outsider“ wieder an alte glanztaten an, obwohl stilistisch eigentlich eher der weg des vorgängers weiter bestritten wird. das heißt: viel dynamik, viel experiment, und nicht immer unbedingt die bei dj shadow so starke urbane romantik und atmosphäre im vordergrund. doch als jemand, der sich mittlerweile damit abgefunden hat, dass ein weiteres „endtrodurcing“ nicht mehr kommen wird, kann ich diesem „neuen“ dj shadow doch eine menge abgewinnen – und in diese neue richtung ging es schließlich schon seit der „private press“, da sollte man doch langsam mal bereit sein über all das hinwegzusehen.
in erster linie erinnert das neue album übrigens an „psyence fiction“, welches nicht viel später als „endtroducing“ in einer kollabo mit unkle in den 90ern erschien. d.h.: hier mal was trauriges, da mal was lockeres, hier mal ne hymne, da ein hiphop-feature (nur nicht wie auf dem vorgänger mit so schrecklich klebrigen und angebiederten beats), und da dann wieder so dj shadow typische „instrumentale“ spielereien. den vergleich zu „psyence fiction“ möcht ich dabei aber nicht nur wegen der unglaublichen stilistischen bandbreite bringen, sondern auch aufgrund der ebenso gegebenen hohen qualität des ganzen.
was mir am neuen dj shadow album so sehr gefällt ist vor allem diese unberechenbarkeit: allein schon, dass das album mit einer metal-nummer (!) beginnt ist doch sagenhaft – vor allem, wenn das ganze dann noch so gut gemacht ist. zudem schätze ich diese breite an stimmungen, sodass man sich nach dem kompletten hören des albums wirklich so fühlt als hätte man ein album hinter sich. ein großartiges album, dass ich dem guten herrn davis nicht unbedingt noch zugetraut hätte.
http://www.youtube.com/watch?v=aYKNZHOMwdc
http://www.youtube.com/watch?v=kCay6cX-YqY
http://www.youtube.com/watch?v=ploXN6YFweE
2. oathbreaker – maelstrom
sie haben mich live überrascht. diese band mit dieser sängerin, die ich erst nach dem ersten song als eine erkannt habe, die nach ihrer raserei plötzlich so zierlich wirkte, diese band mit dieser so homogenen metal-kante im hardcore, wie sie sonst nur goldust so schön einbetten können. doch sie haben mich vor allem auf platte überrascht: ein gutes album, ein kurzweiliges album habe ich erwartet, nichts monumentales, aber eben etwas spaßiges. „monumental“ ist vielleicht der falsche begriff für „maelstrom“ – dafür ist die musik einfach zu straight und stilistisch simpel. doch himmel herr gott, welcher teufel hat diese band geritten?! „maelstrom“ ist in gewisserweise sowas wie die antwort auf das bis dato härteste und ausgerechnet letzte converge-album „axe to fall“: völlig umwalzend, völlig besessen, aber auch: völlig versiert – hier sitzt wirklich alles! groß sind die details, die man im zuge der raserei nur knapp noch benennen kann: hier der bebende bass in „hierophant“, da dieses schreien ins leere in „fate is high“. doch die uhr tickt, und es geht immer weiter und weiter. das wirklich beeindruckende an „maelstrom“ ist wie die band diese atmosphäre und vor allem diese qualität von song zu halten nicht nur halten, sondern sogar steigern kann. ich glaube ich war in diesem jahr nach keinem album so süchtig wie nach diesem düsteren kotzbrocken aus belgien!
http://www.youtube.com/watch?v=fxM708FdWVk
1. decapitated – carnival is forever
ich hätte nicht gedacht dass sie das völlig herausragende, da unendlich atmosphärische „organic hallucinosis“ noch mal toppen könnten – vor allem nicht, wenn zum albumwechsel mal eben mehr als die hälfte der mannschaft(mehr oder weniger freiwillig) ausgewechselt wurde! doch es ist vollbracht: „carnival is forever“ – ein album, das wie sein vorgänger eben deswegen auffällt, weil es so unsagbar böse und atmosphärisch klingt. „carnival is forever“ hat so etwas herrlich mechanisches und erdrückendes wie das letzte meshuggah-album „obzen“, begegnet mir auf einer schwer zu beschreibenden ebene der inneren klaustrophobie, bündelt alles negative und grausame dieser welt, lässt mir (phrasenschwein ole) das blut in den adern gefrieren. dieser endpart im titeltrack, dieser rücksichtslose brachialität und diese gänsehaut-soli in „homo sum“, diese unruhe in „the knife“, die alles in mir zappeln lässt – das hier, das – man verzeihe mir den gerade gegebenen drang zur pathetisierung – hat nichts mehr mit death metal in seiner klassischen form zu tun. ein album, das komische dinge mit mir macht, und mich viel viel unsinn schreiben lässt.