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Ich habe es mit Tripps Sampler zu tun, dessen Tracklist sich folgendermaßen liest.
1. Nader Sadek – Nigredo in Necromance
2. Dead – Tits
3. Wolves in the Throne Room – Astral Blood
4. Obscura – Vortex Omnivium
5. 40 Watt Sun – Carry Me Home
6. Taake – Myr
7. Hugh Laurie – You Don’t Know My Mind
8. Ulcerate – The Destroyers of All
10. The Hollow – Invisible Eye
11. Omega Massif – Im Karst
12. Farsot – Empyrean
13. Woods of Desolation – An Unbroken Moment
14. Cynic – Carbon-Based Anatomy
15. Mournful Congregation – The Catechism of Depression
Als erstes möchte ich die beiden Lieder besprechen, die ich sowieso bereits auf CD besitze. Irgendwie erscheint mir der Verlauf des Samplers auch viel geschmeidiger, wenn man diese beim Hören überspringt, vieleicht liegt das aber auch an mir.
Mit Vortex Omnivium hast du mir das kürzeste Stück des aktuellen Obscura Albums ausgesucht und damit mit den allgemein tendentiell etwas zu lang gezogenen Liedstrukturen einen meiner Kritikpunkte an diesem umgangen. Vor allem die erste Liedhälfte ist ein wunderbares Beispiel für eine direkte Kombination von technischen Riffs mit eingängigen und schlüssigen sowie dabei nichtbanalen Arrangements. Und damit meine ich eben nicht, dass zwischen dem Gefrickel auch mal ein simpler Riff eingestreut wird, wie es viele Bands machen und denken, dabei eine kompositorische bzw. arrangementtechnische Meisterleistung vollbracht zu haben (und das dann auch noch viel zu oft von der „Fachpresse“ bestätigt bekommen… ich hör auf, sonst kotze ich gleich). Nein, Obscura schaffen es hier vortrefflich, ein homogenes, super ineinandergreifendes Ganzes zu erschaffen, in dem die Zutaten Technik, Melodiegespür und konsequentes Songwriting nicht mehr als Elemente zu verstehen, nicht mehr voneinander zu trennen sind. Daumen hoch und Hut ab, das ist wirklich großes Kino. Leider findet sich ausgerechnet in diesem Lied auch der einzige Riff auf der gesamten Platte, den ich als unnötiges Gewichse empfinde (der bei drei Minuten) und welcher zu allem Überfluss stellenweise auch noch relativ unsauber gespielt ist. Dass mir das hier so stark auffällt, spricht andererseits aber eben auch für die Klasse des Restes des Liedes und des Albums.
Der neuen Cynic EP stand ich im Vorfeld skeptisch gegenüber. Traced in Air war zwar kein unwürdiger Nachfolger des legendären Focus, doch ein wenig ging mir die etwas erzwungen wirkende spirituelle Aura auf den Keks und für das weitere Schaffen der Band hatte ich die Befürchtung, dass diese weiter ausgebaut werden und möglicherweise unerträglich wird. Nun, ersteres ist eingetreten, letzteres glücklicherweise nicht. Auch auf Carbon-Based Anatomy gibt sich die Band esoterisch und bringt, um auch ja alle dazugehörigen Klischees zu erfüllen, indische Einflüsse ein, richtig penetrant wird das aber nie. Darüber hinaus hat man sich von Death Metal Shouts völlig verabschiedet und konzentriert sich auf klaren Gesang, selbst der Vocoder kommt nur noch ganz dezent zum Einsatz. Was bei mir erst Sorgen hervorrief, die Musik könnte ohne den brachialen Gegenpol viel von ihrem Reiz verlieren, funktioniert jedoch überraschend gut. Der mir hier vorgesetzte Titeltrack stellt meiner Meinung nach klar das Highlight der drei vollwertige Lieder umfassenden EP dar (ich könnte jetzt auch davon anfangen, was ich von der Veröffentlichungspolitik halte, aber ich will meine Nerven schonen). Mit Metal hat das nur noch wenig zu tun, mit Death Metal rein gar nichts mehr, aber als musikalisch sehr versierter Alternative Rock, der dennoch auf eine gewisse Weise unverkennbar nach Cynic klingt, ist dieser Song unschlagbar. Ich bin wirklich sehr, sehr gespannt, was uns auf dem nächsten Album erwartet.
Zum eigentlichen Einstieg in den Sampler gibt es mit Nader Sadek direkt eine der drei mir zuvor vollkommen unbekannten Bands. Bei dem atmosphärisch gehaltenen Death Metal in getragenem Tempo fällt mir als erstes das tight gespielte und organisch sowie dynamisch abgemischte Schlagzeug sehr positiv auf. Der Blick auf die Mitwirkenden an diesem Projekt erklärt da einiges, überrascht mich andererseits aber umso mehr: Wie konnte ich verpassen, dass Flo Mounier dieses Jahr an einem Album beteiligt war? Der auf den nach Euronymous Tod entstandenen Mayhem Releases primär fürs Songwriting verantwortliche Blasphemer an der Gitarre ist auch nicht die schlechteste Referenz, eine Kooperation dieser beiden mit Steve Tucker hätte doch eigentlich für mehr Aufsehen sorgen müssen, oder lag ich da einfach nur unter einem sehr großen Stein? Das bis auf einige Sprachsamples komplett instrumental gehaltene Nigredo in Necromance, welches auf dem Album die Funktion des Outros hat, klingt auch als genau solches recht ordentlich, lässt aber die Frage offen, ob es den Sound der Band wirklich repräsentiert. Mein Interesse am Rest des Albums ist jedenfalls geweckt.
Es tut mir leid, ausgerechnet deinen Lokalhelden den einzigen Verriss des Samplers zukommen zu lassen, aber Tits von Dead ist einfach nur eine gewaltige Arschbombe. Vom Namen her war mir die Band ein Begriff, ich hatte mir das Ganze aber etwas anders, vor allem besser vorgestellt. Grindcore soll das wohl sein, ich sehe es eher als schlechten Kompromiss zwischen Porngrind und Debauchery mäßigem Prollo Death Metal, wobei ich aber zugegebenermaßen auch gerade nicht wüsste, wie da ein guter Kompromiss klingen müsste. Über einem mehr als wackeligen Schlagzeugfundament bauen sich stellenweise nicht weniger wackelige, rockinspirierte, einfach gehaltene Gitarrenriffs auf, während der verzerrte Bass im Hintergrund vor sich hinbrummt und die in der Lautstärke seltsam variierenden, anscheinend etwas zu stark mit Effekten nachbearbeiteten Klospülungsvocals im Vordergrund herumröhren. Wovon der Text ganz genau handelt, will ich nicht wissen, mir reicht das plakativ in den Break gegrunzte „TÖÖÖÖÖTS!!!“ völlig aus. Natürlich habe ich (leider) auch schon schlimmeren Grind dieser Machart gehört, aber dennoch lösen Dead hiermit Fremdscham bei mir aus, zumal ich auch nicht genau weiß, wie ich den einerseits offenbar vorhandenen, andererseits aber nur selten klar durchschimmernden und auch eher forciert und plump wirkenden Humor hierbei einordnen soll.
Wolves in the Throne Room habe ich erst in den letzten paar Wochen für mich entdeckt, nachdem mich die Band live sehr überzeugt hatte – dass ich durch den Besuch des Konzerts das Hinspiel von Dortmund gegen Piräus verpasst habe, war im Nachhinein betrachtet noch eine zusätzliche Aufwertung des Abends. Das aktuelle Album kenne ich bisher aber nicht, insofern bietet Astral Blood hier eine willkommene Gelegenheit, mal kurz in dieses hineinzuhorchen. Mir bekannt sind das Debütalbum sowie die Malevolent Grain EP und im direkten Vergleich zu diesen erscheint mir vor allem der Sound verändert: Die Wirkung ist sehr wuchtig, der Bass grollt stets bedrohlich, während dennoch alle Instrumente und der Gesang sehr schön zu einem einzigen Klangeindruck verschmelzen, insgesamt habe ich das Gefühl, die Musik müsse sich durch einen dichten Nebelschleier zu meinen Ohren durchkämpfen. Beim Akustikpart wird ein ähnlicher Effekt durch die ätherischen Synthies und Windeffekte erzeugt, die Atmosphäre wird dadurch fast greifbar. Das Lied selbst hat mehr den Charakter eines Klagegesangs als einer majestätischen Hymne über die Natur, wie ich es bisher von der Band kannte, doch auch das können Wolves in the Throne Room offenbar ziemlich gut. Gefällt mir definitiv sehr gut und so werde ich wohl das ohnehin bereits gefasste Vorhaben, mich weiter mit der Diskographie auseinanderzusetzen, erst recht in absehbarer Zukunft in die Tat umsetzen.
Von der Stimmung her macht Carry me Home von 40 Watt Sun an genau derselben Stelle weiter, auch wenn die musikalischen Mittel andere sind. Angeführt vom ehemaligen Warning Frontmann Patrick Walker spielt die Bande, über die ich schon sehr viel Positives gelesen, aber noch nie reingehört hatte, vorhersehbarerweise modern angehauchten Doom Metal der melancholischen Sorte – wenn ich hier einfach mal ganz gewagt von einem Lied auf den Sound der Band schließe. Die sehr stark verzerrten Gitarren erzeugen zusammen mit dem mit (fast schon etwas zu) viel Hall belegten Schlagzeug und dem warm und breit klingenden Bass einen träumerischen Klangteppich, auf dem der Gesang sich losgelöst entfalten darf. Beim ersten Hören war ich bei dessen Einsatz etwas überrascht, intuitiv hatte ich in diesem Moment ein rauheres Organ erwartet, doch Walkers sehr klare und trotz der vorhandenen Kraft vor dem Hintergrund der instrumentalen Wucht fast schon ein wenig zerbrechlich anmutende Stimme fügt sich nach der spontanen Verwunderung doch perfekt in das Lied ein. Das hypnotische instrumentale Finale mit minimalistischen Gitarrenleads und einem in seiner Monotonie doch ungeheuer dynamischen Schlagzeugeinsatz setzt der Melancholie die Krone auf und ist für mein Empfinden sogar fast schon etwas zu kurz – etwas früh werde ich aus der Trance geweckt, in die er mich verfallen ließ. Doom Metal ist ja sonst – eigentlich ja auch häufig wegen der Monotonie und Repetitivität – so gar nicht meine Baustelle, aber das hier gefällt mir wirklich super. Auf diesem Niveau dürfte der Sampler gern bleiben.
Doch so wirklich können Taake das hohe Niveau nicht halten. Bei dieser Band hatte ich schon mehrfach reingehört und sie als potentiell interessant einsortiert, allerdings ist es noch nicht dazu gekommen, dass ich mich einmal wirklich näher mit einem Album auseinandersetzen konnte oder wollte. Das hier gebotene Myr legt mit einem typischen schnellen melodischen Black Metal Riff los, die fette Produktion kommt mir zunächst vor allem beim Schlagzeug etwas unpassend vor, wirklich störend finde ich sie aber nicht. Nach einem langsamen Part mit Sprachsamples wird dann wieder gerast, diesmal etwas verspielter und mit Gesang. Bis hier klingt das ja alles ganz nett, aber irgendwie wirkt es auch lustlos zusammengewürfelt, eine Richtung und ein Ziel habe ich noch nicht erkannt und so sind die ersten drei der fünf einhalb Minuten dann letztlich doch einfach nur unspektakulär: Nichts wird aufgebaut, nichts bleibt hängen, das Lied plätschert ohne herausstechende Momente vor sich hin. Zumindest letzteres ändert sich dann radikal mit dem plötzlich ertönenden Banjo. Diese zunächst ausgeprochen überraschende und absurd anmutende Stelle habe ich mir immer wieder angehört und zu einem finalen Schluss bin ich immer noch nicht gekommen, was genau ich davon halten soll. Ist das auf eine originelle Art experimentell und interessant umgesetzt? Oder eher krampfhaft erzwungen, unpassend und dilettantisch? Ich neige zu Letzterem. Das Geklimper, welches eine Verfolgungsjagd in einem B Western untermalen könnte, wirkt eher lächerlich als spannend und einen Zweck im ohnehin kaum vorhandenen Songgefüge erfüllt dieser Part absolut gar nicht: anschließend geht das Lied, ohne sich mit einer geschickten Verwebung oder ähnlichem aufzuhalten, mit einem wenig erwähnenswerten Metalriff zu Ende. Das Fehlen von Konsequenz im Songwriting sowie eines schlüssigen Spannungsbogens sind die ganz, ganz großen Schwächen dieses Liedes, da wirkt das durchaus Aufmerksamkeit auf sich ziehende Banjo wie kaschierende Effekthascherei. Myr ist kein Rohrkrepierer, aber ein in meinen Augen zwar prinzipiell nicht unspannendes, aber wegen der wenig ambitionierten Ausführung gescheitertes Experiment.
Den anscheinend obligatorischen Non-Metal Track stellt Hugh Laurie. You Don’t Know My Mind ist ein ganz klassischer Blues mit Gitarre und leicht humoristischem Text – nicht mehr und nicht weniger. Ist sicher ganz unterhaltsam, da ich aber mit Blues allgemein und dabei speziell dieser locker-chilligen Spielart auch nur in den seltensten Fällen viel anfangen kann, fällt mir hierzu auch weiter schon nichts mehr ein.
Als Ulcerate 2007 beim damals noch aktiveren und bei mir seinerzeit sehr beliebten Label Neurotic Records ihr Debüt Of Fracture and Failure herausbrachten und für ihre eigenständige düstere Interpretation von technisch angehauchtem Death Metal mit gehobenem Knüppelfaktor mit Lob von allen Seiten überschüttet wurden, war mir klar, dass ich da unbedingt reinhören, wenn nicht sogar blind zuschlagen sollte. Aus nicht geklärten Gründen ist das nie passiert (dasselbe Schicksal erlitten übrigens auch Sickening Horror) und so war dann The Destroyers of All dieses Jahr tatsächlich das erste Album der Neuseeländer, das ich mir komplett angehört habe – mit dem Ergebnis, dass ich mir erst noch ein Bild von den anderen beiden Full Length Platten machen wollte, bevor ich eine erwerbe. Keine Ahnung, wieso mein Verhältnis zu der Band so kompliziert und von Zögerlichkeit geprägt ist. An der Sperrigkeit, für die der hier zur Diskussion stehende zehnminütige Titeltrack der aktuellen Scheibe ein Paradebeispiel darstellt, sollte es eigentlich nicht liegen, diese sehe ich bei der offensichtlich dahinter versteckten Qualität im Songwriting nicht als Hindernis, sondern als Herausforderung. Ein bisschen anstrengend ist der in diesem Genre seltene Mix aus brachialer Brutalität und erdrückender Stimmung ja schon, aber dieser Song zeigt mir wieder einmal, dass ich Ulcerate endlich einmal in dem Maß eine Chance geben sollte, wie sie es verdienen. Sonst verpasse ich anscheinend einiges.
Cut up, Depressed and Alone ist einer der negativsten Songtitel, die ich je gehört habe, und als dann auch noch die ersten Takte erklingen und die stilistische Ausrichtung als schwermütigen Funeral Doom erkennen lassen, befürchte ich bereits zehn quälende Minuten, die meine Geduld auf eine harte Probe stellen könnten. Wer mein Battle mit Nezyrael verfolgt hat, weiß, wie schwer ich mich mit diesem Genre tue, für welches ich vielleicht einfach zu hyperaktiv bin. Das Intro ist keine Offenbarung, kostet mich aber auch noch keine Nerven, der bei dieser Musik anscheinend übliche hintergründige Grummelgesang schockt mich zwar nicht mehr, aber auch hier bleiben Begeisterungsstürme erwartungsgemäß erst einmal aus. Interessant wird es, wenn es nach etwa drei Minuten ganz ruhig wird und nur eine einsame cleane Gitarre ertönt. Ab hier baut sich die Intensität sehr langsam immer stärker auf, bis man das Gefühl hat, von den wiedereinsetzenden verzerrten Gitarren an die Wand gedrückt und erschlagen zu werden. Der Rest des Liedes klingt tatsächlich dem Genrenamen gerecht werdend wie ein melancholischer Trauermarsch und fließt wundervoll aus. Ja, so kann man mir diesen Stil offenbar schmackhaft machen. Komplett umhauen kann der Song mich nicht, aber mehr als hier hat mich im Funeral Doom bisher noch nichts angesprochen. Den Namen Loss werde ich einmal im Hinterkopf behalten.
The Hollow ist nun die zweite Band des Samplers, die ich nicht einmal vom Namen her kannte. Invisible I erinnert mich stellenweise recht stark an Disillusion in ihren Alternative Rock lastigeren Momenten, der Gesang lässt mich wie auch bei diesen immer mal wieder an System of a Down denken. Ein wenig irritiert bin ich selbst von der Assoziation mit Metallicas St. Anger, welche allerdings auch von der gefühlt zu repetitiven Struktur und unnötig langen Spielzeit kommen kann. Die Verweise sind jetzt ja grundsätzlich nicht die allerschlechtesten, aber irgendetwas fehlt mir hier einfach noch. Handwerklich gibt es nichts zu meckern und gute Ansätze finden sich auch reichlich, aber es macht halt nicht Klick. Für ein achtminütiges Lied, das in der Anlage eher eingängig und nicht übermäßig komplex ist, bleibt außer dem Chorus auch sehr wenig hängen, ich würde fast sagen, es hat nicht viel Inhalt. Hier ist auf jeden Fall eine ganz große Menge Potential vorhanden und ich werde mir mal bei Gelegenheit auf Myspace den Rest der EP anhören, aber letztlich empfinde ich das hier noch als sehr unausgereift.
Über den Namen Omega Massif bin ich in den letzten ein bis zwei Jahren recht oft gestolpert. Viel Gutes hat man über die Band gelesen und obwohl ich sie schon länger auf meiner imaginären Reinhörliste stehen hatte, wusste ich ehrlich gesagt bis zu diesem Sampler nicht einmal genau, welchem Genre sie überhaupt zugeordnet werden kann. Wie sich nun also herausstellt, spielen die Würzburger eine dynamische Mischung aus modernem Sludge und Post Rock, die zwischendurch anscheinend auch gerne mal etwas düsterer wird. Beim ersten Durchlauf des Samplers wurde ich bei Im Karst sofort hellhörig, es gefiel mir auf Anhieb sehr gut und machte einen interessanten Eindruck – seitdem aber hat sich nichts mehr getan. Woran genau diese Stagnation liegt, kann ich nicht sagen. Beim Hören habe ich stets das Gefühl, dass mich die spannend aufgezogene Mischung eigentlich mehr mitreißen müsste, doch am Ende warte ich immer noch auf den Höhepunkt, auf den Moment, der mich richtig kickt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Musik von Omega Massif auf Albumlänge besser wirkt und werde die Band daher trotz zwiespältigem Eindruck auf dem Schirm behalten.
Mit IIII waren Farsot in aller Munde, da ich aber bisher keinen nennenswerten Draht zum Black Metal hatte, ging das bis auf diese oberflächliche Feststellung und einige Schlagworte auch weitestgehend an mir vorbei. Empyrean vom aktuellen Werk Insects ist folglich das erste Lied der Deutschen, welches mir zu Ohren kommt, und ohne den erwähnten Vorgänger zu kennen, der oft als besonders intensiv bezeichnet wurde, wundert mich nicht, dass anscheinend viele von der neuen Scheibe enttäuscht sind. Nicht, dass mir das Lied gar nicht gefallen würde, aber als intensiv nehme ich es überhaupt nicht wahr, es berührt mich kaum und viel Atmosphäre irgendeiner Art kommt bei mir auch nicht auf. Die zehn Minuten ziehen sich auch etwas und obwohl der Song ganz gut fließt und einige interessante Stellen hat, werde ich noch nicht so richtig warm damit. Vielleicht entfaltet sich auch hier die Wirkung erst auf Albumlänge, ich weiß es nicht. Um das heauszufinden, werde ich mir aber in Anbetracht der allgemein euphorischen Resonanz vermutlich eher einmal IIII ganz anhören.
Ein zugleich schneller und epischer melodischer Riff, getrieben von wilden und rohen Blast Beats, leitet An Unbroken Moment von Woods of Desolation ein. Hymnische und irgendwie dick aufgetragene (was hier nicht unbedingt negativ zu verstehen ist) Melodien und Arrangements dominieren auch das weitere Bild des Liedes: Nachdem knapp vier Minuten lang simpel aber effektiv mit nur zwei verschiedenen Riffs gearbeitet wurde, bricht es vollkommen ein und sphärische Keyboards übernehmen zeitweise das Kommando, zum Schluss entlädt sich die aufgebaute Spannung aber dann doch wieder in epischem Melodic Black Metal. Das Lied ist zwar wohl sehr simpel gestrickt, dabei aber äußerst kurzweilig und unterhaltsam. Wenn Woods of Desolation in anderen Liedern bei konstantem Niveau noch etwas Abwechslung bieten, könnte ein Album interessant sein.
Zum Abschluss wird es dann noch einmal anstrengend, und zwar verdammt anstrengend. Mournful Congregation kenne ich noch von meinem Battle mit Nezyrael, da waren sie die Funeral Doom Band, die mir tendentiell noch am besten gefallen hat. Zwar ging es da um ein anderes Lied, aber im Prinzip könnte ich hier auch wieder genau dasselbe schreiben. Als Hintergrundmusik an einem einsamen und kalten Winterabend funktioniert die Musik wirklich gut, aber um sie sich konzentriert anzuhören und dann auch noch etwas dazu zu schreiben, ist sie zumindest für mich absolut nicht geeignet. Wenn ich auf Play drücke und mich an die Tastatur setze, um meine Gedanken dazu aufzuschreiben, werde ich einfach nur extrem ungeduldig, zucke mit dem Mauszeiger genervt in Richtung Vorlauftaste und verliere jegliche Lust, mich richtig auf das Lied einzulassen – keine guten Voraussetzungen für ein schönes Review. Das ist einfach nicht die Sorte Musik, von der man sich mal eben ein Bild machen kann, dafür muss ich in der richtigen Stimmung sein und darf sozusagen nicht unter dem Druck stehen, die Musik ganz bewusst komplett aufnehmen zu müssen. In den wenigen (aber mehr werdenden) Situationen, in denen ich für sie aufnahmefähig bin, kann die Wirkung aber doch sehr schön sein.
Ein paar abschließende Worte noch: Ich hatte dieses Jahr das Glück, einen Sampler zu erwischen, auf dem ich kaum etwas näher kannte, auf dem sich aber umso mehr Musik fand, die mich momentan grundsätzlich interessiert. Insofern hat sich die Sache definitiv sehr für mich gelohnt und ich hoffe, es hat auch irgendjemandem (in erster Linie Tripp) so etwas wie Spaß gemacht, sich mein Gelaber durchzulesen. Als ich gerade eben wegen des Verweises im Review von Mournful Congregation noch einmal in meine Kritiken beim Battle mit Nezyrael hineingeschaut habe, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass diese wesentlich schöner und inspirierter geschrieben waren als das, was ich hier abgeliefert habe. Von der Musik kommt das nicht, muss wohl eher am Jahresabschlussburnout liegen. 😉 Wie auch immer, bis zum Jahressampler 2012!