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So, ich bin dran mit Toxic_Violences Sampler, dem er kreativerweise auch einen Namen verpasst hat:
Weltuntergangsfeier mit Gratisballons
Playlist:
01: Yellowcard – For You And Your Denial (3:34)
02: Of Monsters and Men – Little Talks (4:24)
03: Stoned Jesus – Drunk and Horny (2:17)
04: Red Fang – Throw Up (6:33)
05: Ganglians – Faster (3:02)
06: Wizard Smoke – Growing (10:49)
07: Mogwai – How to be a Werewolf (6:23)
08: The Earth is a Man – Dymaxion (4:52)
09: This Will Destroy You – Communal Blood (8:14)
10: Stangala – Doom Rock Glazik (3:10)
11: Orchid – Cosmonaut of Three (5:44)
12: Skeleton Gong – Old Man Gong (12:27)
13: Uncle Acid & The Deadbeats – 13 Candles (7:05)
14: sleepmakeswaves – …and so we destroyed everything (12:20)
15: Bohren & Der Club Of Gore – Beileid (14:23)
Gesamt: 1:45:10
Yellowcard – For You And Your Denial
Die versprochene Apokalypse startet mit einem neuen Song der Band, die ich von allen wohl mit Abstand am längsten kenne und mit der ich so nicht gerechnet habe. Ich habe Yellowcards Karriere nicht mitverfolgt und wusste nichts von einem neuen Album, aber wirklich neu klingt das nicht: Rein aus meinen Erinnerungen heraus könnte ich den Song auch genauso in Ocean Avenue packen. Geboten wird demnach poppiger Punkrock mit Violine – dem Trademark der Band. Ich mag den Song schon irgendwie, aber wirklich besonders ist das Ganze nicht, Album-of-the-year-Material noch weniger. Ist halt eine eingängige Nummer nach Schema F, die schon Spaß macht, aber bei mir mehr durch Nostalgie-Faktor punktet als durch den Song an sich, aber gerade dort umso mehr trifft. Nicht umsonst höre ich heute noch gelegentlich WIZO oder Offspring ^^.
6/10
Of Monsters And Men – Little Talks
Bei diesem Song muss ich am ehesten an die quietschbunten Luftballons aus dem Samplertitel denken. „Little Talks“ ist fröhlicher Indie Pop/Folk mit Bläsern und Akkordeon. Eine markante Frauen- und eine recht zurückhaltende Männerstimme wechseln sich in den Strophen ab und lassen sich dabei beide nicht anmerken, dass sie aus Island kommen – normal merkt man das ja recht schnell am Akzent. Für „Indiekram“ finde ich das Gebotene außergewöhnlich hörbar, nur die männlichen Vocals haben im direkten Vergleich zur Frau keine Chance; Solange sie nicht zugleich singen fällt das doch sehr auf.
7/10
Stoned Jesus – Drunk and Horny
Nun die erste der recht vielen Stoner-Nummern auf dem Sampler. Kurz und knackig fliegen einem flotte Riffs entgegen und schon hört man den Sänger rauh „Got a hard-on, babyyyy“ ins Mikro gröhlen, der mich zum Glück nur in dieser Zeile nach einem heiseren Volbeat-Fronter erinnert. Unterhaltsame 2 ½ Minuten, nicht mehr und bestimmt auch nicht weniger.
5/10
Red Fang – Throw Up
Hier werden die Riffs schon schleppender und die Untergangspartystimmung lässt kurz nach (oder nimmt zu, wie man’s sieht). Die erste Hälfte der 6 Minuten kommt schon recht groovy daher, aber insgeheim ist das schon fast zu schleppend und langweilt mich eher. Zum Glück ändert sich das in der zweiten Hälfte schlagartig. Dort fällt es mir schon recht schwer, Kopf und Fuß stillzuhalten. Das todgeweihte Volk kann wieder abfeiern. Wäre die erste Hälfte außer dem Groove nicht so schrecklich ereignislos hätten wir hier den ersten Treffer. So ist’s halt Überdurchschnitt, wie bis jetzt eh alles.
6/10
Ganglians – Faster
Dieser Track stellt sich als kurze Verschnaufpause innerhalb der ersten Stoner-Attacke des Samplers heraus. Nach kurzem Plätschern von Fieldrecordings ertönt eine recht lo-fi mäßig produzierte Nummer, was für mich als Wavves-Fan schon mal sehr gut ist. Der Sound, speziell bei den Gitarren, erinnert mich irgendwie an „Bohemian like you“. Der Song macht schon irgendwo Laune, aber auf Albumlänge kann ich mir das gerade nicht vorstellen. Mal sehn, vielleicht findet sich ja irgendwann die Zeit dafür. Fürs Zeigen bin ich auf jeden Fall dankbar.
6/10
Wizard Smoke – Growing
Mit Western-Wüsten-Feeling startet der Song mit einer Gitarrenmelodie, die mich in den kommenden 10 Minuten noch öfter erwarten sollte. Jetzt gibt’s Stoner Doom, dementsprechend bereitet mir der Subwoofer auch eine schöne Fußmassage und meine Ohren bekommen auch was ab. Doom – beziehungsweise langsame Musik generell – ist halt so eine Musik, die nur in gewissen Gefühlslagen, „Zuständen“ und Momenten zieht, dann dafür umso mehr. Der Song gefällt mir aber doch sehr, der Hauptriff bleibt schön im Ohr hängen und ist auch sonst ein guter roter Faden, der zuverlässig durch die Groovewalzen führt. Da werd ich mal nachbohren.
8/10
Mogwai – How to be a Werewolf
Vor diesem Sampler hatte ich noch das Gefühl, viel Musik zu kennen. Auch wenn Google mir tröstend verraten hat, dass viele Sachen auf dem Sampler doch sehr undergroundig sind, hat sich dieses Gefühl dennoch ein wenig verzogen.
Jetzt endlich wieder eine Band, die ich kenne. Auch wenn ich beim letzten User-Battle schon die Erkenntnis gewonnen hatte, dass ich hier unbedingt mehr brauche, bin ich Mogwai-technisch immer noch so schlau wie vorher. „How to be a Werewolf“ ist nun der zweite Appell, diese Bildungslücke zu füllen. Der Song baut sich Stück für Stück auf und hinterlässt in mir nichts anderes als ein gutes Gefühl. Ein wirklich gutes Gefühl, wie ich es nach einem einzelnen Song selten habe. Super!
9/10
The Earth is a Man – Dymaxion
Und nochmal Post-Rock, diesmal mit Math-Attitüde. Der Song (kann man das Wort bei instrumentalen Stücken überhaupt benutzen? :D) hat durchwegs nette Ideen und ist auch technisch einwandfrei umgesetzt. Wie bei Mogwai herrscht auch hier eine überaus positive Grundstimmung vor. Langsam wird’s für eine Weltuntergangsparty fast schon zu glücklich und ausgelassen, muss wohl am steigenden Alkoholpegel liegen. Oder an den paar Luftballons, die immer noch heil sind. Dochdoch, das gefällt, da bin ich mir recht sicher.
7,5/10
This Will Destroy You – Communal Blood
Jetzt komme ich zum ersten und einzigen Song des Samplers, den ich schon kannte. This Will Destroy You kannte ich schon seit dem Debüt, bloß spielten sie damals noch den typischen, zu oft kopierten 3rd Wave Post-Rock a la Explosions in the Sky, God is an Astronaut, If these Trees Could Talk, etc. Aber auf dem neuen Album wurde es schlagartig sperrig und düster. Drone und Ambient ersetzten den ehemaligen „Crescendo-core“, Genrebezeichnungen wie Doomgaze tauchten plötzlich auf. Der Song selbst nimmt sich sehr viel zeit, die Grundstimmung aufzubauen. Sehr langsam und fließend nimmt das Schwergewicht Form an. Ich habe dem Album mehrere Chancen gegeben, der Funke ist bis jetzt aber noch nicht übergesprungen. Zu zäh und widerspenstig ist das ganze. Die Atmosphäre in diesem Track passt aber auf jeden Fall.
7/10
Stangala – Doom Rock Glazik
Stoner/Doom-Parade Teil 2. Eine sehr seltsame, vorher noch nicht gehörte Kombination ist es, die Stangala aus Frankreich hier bieten. Zu den Stoner-Riffs gesellen sich nämlich keltische Instrumente und Melodien. Die Mischung klingt in der Theorie interessant, aber zumindest dieser Song gibt mir gar nichts. Der Song auf dem Sampler, der mir am wenigsten zusagt. Immerhin ist er in sich schlüssig, nicht unnötig lang und hat seinen Groove. Bloß nützt das im Endeffekt nichts, das Gedudel (ich bin normal schon Folk Rock/Metal Fan) geht gar nicht.
3/10
Orchid – Cosmonaut of Three
Da klingt das schon besser. Allerdings erinnert mich „Cosmonaut of Three“ vom Aufbau her stark an den Song von Red Fang. Langsamer Auftakt, Strophe-Refrain-Schema bis zur Hälfte, danach wird’s schneller. Bloß gefällt mir die erste Hälfte hier wesentlich besser als bei Red Fang und die Zweite nicht ganz so sehr wie bei der „Konkurrenz“. Ausgleich quasi.
6/10
Skeleton Gong – Old Man Gong
Der Untergang rückt näher, die Partylaune unter den Gäste ist endgültig vorüber. So scheint es zumindest, wenn sich dieses 12 ½ Minuten lange Ungetüm bedrohlich und langsam einleitet. Langsam bleibt es auch den ganzen Song über. Doomig-düster ebenfalls, wenn man von einigen melodischen Riffs absieht, 3:04 ist ein super Beispiel. Im Großen und Ganzen passiert mir hier aber in mehr als 12 Minuten Zeit zu wenig und das Drumming nervt stellenweise fast schon. Auch nach dem ca 10. Hörgang plätschern Teile des Songs an mir vorbei.
4,5/10
Uncle Acid & The Deadbeats – 13 Candles
Yeah! Die Neuentdeckung dieses Samplers ist ganz klar dieser Onkel hier. 13 Candles ist einfach eine super retro-Nummer irgendwo zwischen Black Sabbath und Stoner-Kapellen. Der Sänger säuselt herrlich vor sich hin, speziell der Refrain ist ein einziger Ohrwurm. Diese ganzen Dinge hätte man ohne Einbußen zwar auch in weniger als 7 Minuten untergebracht, man merkt dem Song seine Länge aber nicht an.
Danke dafür 😉
8,5/10
sleepmakeswaves – …and so we destroyed everything
Die Party neigt sich dem Ende zu. Der Song ist eine schöne, instrumentale Post-Rock Nummer in XL. Dafür ist der Track aber auch schön abwechslungsreich, hinter jeder Ecke lauern neue oder abgeänderte Parts. Insgesamt hat der Song aber eine recht positive und locker-leichte Grundatmosphäre. Der Song schwebt regelrecht, von ein paar „härteren“ Stellen mal abgesehen. Deshalb kann ich das Gehörte nicht wirklich mit dem Songtitel in Verbindung bringen, das spielt aber auch nicht wirklich eine Rolle.
Vom Songwriting her wird zeitgemäßer Post-Rock Standard geboten: Lockere Parts bauen sich zu einem Crescendo auf und kollabieren daraufhin wieder. Gelungene elektronische Soundspielereien gibt es auch manchmal, eine recht bunte Wundertüte also. Gefällt!
8/10
Bohren & Der Club Of Gore – Beileid
Hier finden sowohl der Sampler als auch jegliche Fröhlichkeit ihr Ende. „Beileid“ ist einfach nur eine viertel Stunde lange, (sehr!) langsame, düstere Doom(-Jazz)-Walze. Ich kenne ja ein paar Stücke von Bohren, aber keines davon war so langsam und minimalistisch wie das hier. Der Bass dröhnt durchs Zimmer, begleitet von sphärischen Ambient-Soundflächen, Orgel und gelegentlich Percussion. Und das in einer „Vielfalt“, die andere in 30 Sekunden aufbringen. Dass es darum auch gar nicht geht ist mir schon klar.
Auch wenn die bedrückende Atmosphäre durchaus ankommt: Das waren sehr lange Viertelstunden. Derart minimalistische Musik gibt mir wohl wirklich nur dann etwas, wenn ich wirklich down bin und Beileid *badum-tss* nötig habe.
6/10, bei richtiger Stimmung bestimmt 8 oder 9.
Fazit:
Ein sehr interessanter Sampler, der – bis auf 2 Songs – immer über dem Durchschnitt und in manchen Momenten sogar verdammt super war.
Ich habe bei weitem mehr neue Bands kennengelernt als ich es mir vor dem Battle jemals erträumt habe. Wie schon gesagt, ich war mir eigentlich sicher, 2011 im Metal und Indie-Sektor gut mitbekommen zu haben, da ich viel im Forum, auf /mu/ und bei Anthony Fantano unterwegs war. Dass man sich immer täuschen kann wurde mir hier sehr schön bewiesen.
Bis zum nächsten Jahr, gerne wieder! :haha:
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I know there's no other world: ॐॐॐ [/COLOR][COLOR=#f0f8ff]mountains[/COLOR] and [COLOR=#f0ffff]websites[/COLOR] ॐॐॐ[/COLOR]