Re: Musikvideos im Metal

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David

Registriert seit: 26.04.2004

Beiträge: 1,766

Ich bin mit Musikvideos aufgewachsen, von daher stelle ich das Format nicht in Frage. Es ist aber in der Tat so, dass sich Videos zunehmend ähneln und inhaltlich ins belanglose abdriften. Das hat was mit Budgets und der damit verbundenen Anforderung zu tun, dass immer mehr D.I.Y. gemacht werden muss. Wer mal selbst an einer Film- oder Videoproduktion beteiligt war, weiss wieviel Kosten und Arbeit selbst in so einem banalen Industriehallen-Clip stecken. Kameras, Licht, Maske, Schauspieler, Location, Bandequipment und vieles mehr muss organisiert, bezahlt und professionell eingesetzt werden. Als die Musikbranche noch Geld hatte, war das alles kein Problem. Heute ist das oft learning by doing unter Zeitdruck. Kreativ kann man da mit all dem Halbwissen nicht sein. Man ist eher froh, wenn das Ergebnis halbwegs gewohnten Standards entspricht. Das gilt für die kleinen Indie-Bands, aber auch etablierte Künstler können die Dollars nicht mehr so verbraten. Björk hat bspw. auch schon mal faszinierendere Clips am Start gehabt. Oder wenn ich noch an „November Rain“ von Guns ‚N Roses oder die Aerosmith Dinger aus den 90er denke – das sind kleine Filme mit eigenem Charakter gewesen. Mit echten Regisseuren, echten Schauspielern, tollen Bildern, nachvollziehbaren Geschichten usw..

Dazu muss man sich überlegen für wen oder warum man solche Clips überhaupt noch macht. Musikfernsehen ist irrelevant geworden und Statistiken zeigen, dass Tracks auf Youtube, die nur ein Coverartwork zeigen, genauso viel (wenn nicht mehr) Clicks haben, als Bewegtbilder jeglicher Art.

Vielleicht liegt es ja nicht nur an Budgets, Do-it-yourself und Irrelevanz. Auch der Pathos von Videoclips mag nicht so sehr zum Zeitgeist passen. Aber nicht jede Musik eignet sich zur Visualisierung mittels Ironie oder Understatement. Das können Wir Sind Helden machen, aber nicht Epica. Die brauchen halt Windmaschine, Flatterhaare und große Posen. Aber vielleicht sind die Leute auch nur Fake-Pathos von der Stange leid.

Naja – kein grosses Kino ohne Zuschauer und keine Zuschauer ohne grosses Kino.

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