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Such a Surgedrummer

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Abschied von einer Punk-Legende

2009-04-27T22:00:00+0200 Peter Teumer gründete mit Daily Terror eine der ersten deutschen Punkbands – Er wurde 53 Jahre alt
Florian Arnold

Gäste nach der Trauerfeier für Daily-Terror-Sänger Peter „Pedder“ Teumer auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof.
Foto: Arnold

zoom

Harte Typen mit zerfurchten Gesichtern füllen die Kapelle des Braunschweiger Hauptfriedhofs fast bis auf den letzten Platz. Einige mit Irokesenschnitt, nicht wenige kahlgeschoren, manche mit tätowierten Spinnennetzen um den Ellbogen. Ein paar Frauen. Und ein zwölfjähriges Mädchen in der ersten Reihe, das jämmerlich schluchzt, so dass selbst die vierschrötigsten Kerle eine kratzige Kehle kriegen.

Aus der Musikanlage tönt die raue Stimme Pedders, wie ihn alle nannten, auch seine Ex-Frau Tina Bastius und sein tapferes Töchterchen Charley-Li da vorne im Daily-Terror-T-Shirt: „Gib niemals auf“.
Eine Nummer, die Teumer um 1990 ungewohnt ruhig einsang zur Akustikgitarre von Helge Preuß, seinem damaligen Gitarristen. Die drei anderen Gründungsmitglieder hatten Daily Terror schon lange verlassen.
Das Quartett war 1979/80 die erste Punkband Braunschweigs und eine der ersten in Deutschland. „Pedder kam als Austauschschüler aus London zurück – und war Punk. Er war der erste in Braunschweig, der so rumlief, in Leder und mit Stachelfrisur“, erinnert sich der damalige Gitarrist Ebbi Hild. Schnell bildete sich um ihn eine Szene von zunächst etwa 30 Lederjacken- und Stiefelträgern, die sich in Läden wie „Bambule“ und „Golem“ traf.
Daily Terror waren bald bundesweit eine Szenegröße, gaben Konzerte mit den Toten Hosen. Die Alben „Schmutzige Zeiten“ von 1982 und „Aufrecht“ (1984) verkauften sich mehr als 50 000 mal. „Sind so kleine Biere“ heißt eine der bekanntesten Nummern.
Sänger, Kopf und Texter war Pedder. Kein einfacher Mensch. „Er war kantig, aufrecht und konsequent“, sagt Ebbi Hild. „Was er anfing, hat er bedingungslos durchgezogen.“
Pedders zweite Leidenschaft war Fußball, konkret Eintracht Braunschweig. Er knüpfte Freundschaften mit allen, die ähnlich radikal auf Bier, Straße, Härte standen wie er. Darunter waren zunehmend auch rechte Skins. Er schor sich selbst eine Glatze, wohl ohne jemals selbst rechts zu denken, eher aus einer trotzigen Solidarität.
Ebbi Hild meint: „Punk war ihm wohl auch nicht mehr provokant genug, als Skin schocktest du mehr.“ Mit den beiden anderen Gründungsmitgliedern stieg er nach einem ausverkauften Abschiedskonzert 1984 im Jolly Joker aus.
Pedder machte weiter. Die Bandmitglieder wechselten eine Zeitlang, ab den 90er Jahren spielten Daily Terror bis 2006 in relativ fester Besetzung um Pedder und den Gitarristen Uwe Golz. Pedder distanzierte sich nun von seinen Nazi-Flirts. Es gibt einen Konzertmitschnitt im Internet auf youtube, da kündigt er mit schwerer Zunge den Song „Verstörte Kids“ an: „Wer immer noch behauptet, wir wären rechts, der hat se nicht mehr alle.“
Das Punk-Sein zog Teumer konsequent durch, getränkt mit reichlich Wolters-Bier. Musikalisch blieb er beim Deutschpunk der ersten Stunde: rumpelig, energisch, grölig, eingängig-parolig. Über die Punkszene konnte und wollte Pedder wohl auch nicht hinaus.
2006 kam es zum Bruch mit der langjährigen Band-Besetzung, die seitdem unter dem Namen Daily Terroristen weitermacht. Pedder blieb Daily Terror. Der frühere Such-a-Surge-Schlagzeuger Daniel Laudan stieg ein, Moiterei-Gitarrist Ecki Vemmer und Jenny Simic am Bass. Bis zuletzt spielten sie Konzerte. Nach einem Auftritt in Dresden am 14. März musste Pedder wegen einer Verletzung ins Klinikum. Die Ärzte stellten einen Hirntumor fest. Dann ging es schnell zuende.
Seine Ex-Frau Tina und Tochter Charley-Li waren am Sterbebett. Er muss auf seine Art ein ganz guter Vater gewesen sein. Und er arbeitete fleißig, 18 Jahre als Dekorateur, nach einer Umschulung als Kaufmann, zuletzt auf 1 Euro-Basis mit Senioren. „Er hat immer Bewerbungen geschrieben“, sagt Charley.
Nach der Trauerfeier geht sie zum Sarg, der hinter einem Herz aus Kerzen, Kränzen und Eintracht-Schals aufgebahrt ist. Da steht auch ein Porträt des verlebten, entschlossenen Gesichts ihres Vaters. Charley drückt einen Kuss auf ihre Finger und die auf sein Foto. Dann geht sie raus ins Sonnenlicht. Daily Terror steht auf ihrem T-Shirt. Und „Lebenswut“.

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