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Und da ich eh schon dabei bin, ein kurzer Kommentar zu meiner Auswahl:
Lunar Aurora waren eine der Bands, die mich in die Untiefen des Schwarzmetalls haben eintauchen lassen und definitiv die Prägendste dieser Gruppen. Ars Moriendi und besonders sein Quasi-Opener „Dämonentreiber“ warfen mit ihrem Kontrast aus eiskalten Gitarrenwänden und mystischen Keyboards mein musikalisches Weltbild durcheinander, Elixir Of Sorrow stellte mich durch sein Songwriting vor ungekannte Herausforderungen und Zyklus, eines der einflussreichsten Alben meines Lebens, lehrte mich mit seinen vier langen Songs, Monotonie als effektives Stilmittel anzuerkennen und erhabene Momente nicht immer nur an der Oberfläche zu suchen.
Mit Skepticism und dem Genre des Doom-Metals, das sie für mich repräsentieren, kam die Abkehr vom Black Metal als einziger Musikrichtung der vergangenen Jahre. Da ich insbesondere damals nach trauriger Musik suchte, fand ich in der erhabenen Tragik, welche die Finne wie keine weitere Band zu transportieren vermögen, ein seelisches Lebenselexier. Einen besonderen Status hatte für mich dabei schon immer das Album Farmakon, das die Schwermut des Genres in eine Dunkelheit überführt, die in ihrer Absolutheit etwas Bizarres hat; ein vielschichtiges Meisterwerk, wie ich im Doom Metal nur wenige kenne.
Portishead brachten eine weitere, noch radikalere Öffnung meines Musikgeschmacks, da ich zum ersten Mal erkannte, das Emotionen in ähnlicher Intensität durch gänzlich andere (musikalische) Mittel transportiert werden können; da war der junge DMG ganz schön überrascht, dass er plötzlich Musik ganz ohne Gitarrenlärm und Geschrei im Innersten fühlen konnte. Die Songs „Strangers“ und „Wandering Star“ erleichterten mir dabei den Zugang, da sie durch ihr monotones Grundgerüst nur minimalen Pop-Appeal hatten, der mich damals noch immer abschreckte; „Wandering Star“ hat sich dank seiner vielen atmosphärischen Details dann zum Alltime-Fave entwickelt. „Cowboys“ deckt sowohl das zweite Album als auch die besondere Ausstrahlung ihrer Live-Aufnahmen ab und schlägt damit (hoffentlich) zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Auswahl von „Machine Gun“ ist mir dagegen nicht ganz leicht gefallen, weil er nicht besonders gut repräsentiert, was das Album Third zu bieten hat; letzten Endes konnte es jedoch keine andere Wahl geben, da dieses repetetive, sperrige Monster mich nicht nur am meisten umgehauen hat, sondern die Band nach elfjähriger Auszeit, in der Trip-Hop quasi vollständig von der Bildfläche verschwunden war, schlagartig wieder relevant gemacht hat.
Meine Auswahl bei Fields Of The Nephilim unterscheidet sich etwas von den anderen Bands, weil es mir hier nicht darum ging, das musikalische Spektrum der Band weitestgehend abzudecken, sondern den Hörer in der dunklen Schönheit des Albums Elizium zu ertränken. Zwar mag ich eigentlich alles von der Band, doch verkörpert dieses Album für mich die Anziehung von Gothic Rock einfach perfekt und insbesondere sein Rausschmeißer, „And There Will Your Heart Be Also“, hat meine Melancholie schon öfter in brennende Euphorie verwandelt, als ich zählen kann.
Dälek schließlich konnten mir ein Genre schmackhaft machen, das jahrelang eine No-Go-Area für mich gewesen war. Sie schafften das, indem sie Hip-Hop von seinen Klischees, seinen Oberflächlichkeiten und Mainstream-Ambitionen befreiten, ohne dabei seine Grundprinzipien zu negieren. Eklektisch bedient sich Producer Oktopus an diversen Geräuschquellen, an allen Genres und Sounds, die ihn inspirieren, eignet sie sich an und erschafft daraus umwerfende Tracks. Rapper Dälek dagegen verzichtet auf jedes Dicke-Hose-Gelaber und besinnt sich auf sozialkritische Inhalte, die im Kampf um eine kulturelle Identität einst so wichtig waren. Die Lieder stammen von drei verschiedenen Alben und sollen die Entwicklung im Sound, vor allem die Zunahme von Ambient-Elementen ab Abandoned Language skizzieren.
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[indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]