Re: Paula Pantoffeltierchens Drogentrip mit Nikki dem Clown, Schachtmenschen, Mördern und einer Aberratio Mentalis Partialis

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Nik

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Munly & The Lee Lewis Harlots- River Forktine Tippecanoe

http://www.youtube.com/watch?v=l69WZhjxs_g
Jay Munly & the Lee Lewis Harlots. Ein weiterer Name, den ich durch diesen Sampler lieben lernen durfte, oder konnte. Mit den Lee Lewis Harlots hat Munly seine eigene Band gegründet, war er vorher doch Solo tätig. Und so reisst River Forktine Tippecanoe mich weg, in eine verzweifelte Beziehung, die zum scheitern verurteilt ist. Die Musik ist wohl ziemlich düsterer Country/ Folk. Verstörend und kalt erzählt sie tragische Geschichten, und schafft ein dynamisches, deprimirendes Gesamtbild. Munlys großartige Stimme, mit diesem gewissen, verzweifelten Wahnsinn, die hohen Streicher, das dunkle Banjo. Das archaische Trommeln. Vor allem ab der sechsten Minute ein absolut überwältigendes Erlebnis.
Verzeihe mir, palez, aber da es mich musikalisch so unfassbar an Where the wild roses grow erinnert, hat sich die eigentliche Geschichte des Liedes etwas abgewandelt. Aber so ist das eben, künstlerische Freiheit, und im Grunde geht es ja nur darum, zu schreiben, was man denkt und fühlt. Und ich glaube, die Drastik des Liedes habe ich auch so ganz akzeptabel eingefallen, auch wenn das Schreiben teils schwer fiel. Nicht, weil das Lied es schwer machte. Sondern eher, da es dies mit einer verstörenden Leichtigkeit zu einem solch schwierigen Thema geschehen liess…

Als er aufwachte, wurde ihm kalt. Sein Hemd war nass, vom Schweiß und den Tränen. Er zitterte.
Er richtete sich auf, nicht ganz, nicht halb. Ein Schweben, zwischen Liegen und Sitzen, die Hände in die Dielen gekrallt, so hart, dass die Fingernägel mit einem Knacken splitterten. Normalerweise ein leises, unauffälliges Geräusch, dröhnte es in der unendlichen Stille seines Zimmers wie das Grollen eines Gewitters. Langsam stand er auf, es schien, dass jeder Knochen in seinem fragilen Skelett brach.
Erschöpft fiel er in den Schaukelstuhl, das Holz knarzte. Ein letztes Mal würde er also die Geschichte erzählen. Doch dieses eine Mal die wahre Geschichte.

Der junge Mann saß auf dem dreckigen Bett, das Stroh stach in seinen empfindlichen Rücken. Er sah auf den vergilbten Wandkalender, die Ziffern leicht verlaufen, die Druckerschwärze schwärzer als die Nacht.
Neuer Monat, neuer Donnerstag. Wie immer, alles gleich, ans Ufer, da sah er sie.
Ihr Körper war weiß, rein und unschuldig. Sie war vollkommen nackt, dachte er schliefe noch, die Wellen leicht gegen ihre kleinen Brüste schlagend. Vom feinen Film benetzt, leuchteten sie in allen Farben des Regenbogens. Begierig betrachtete er sie. Er wusste, er müsste leise sein, dass wusste er. Wenn sie ihn bemerkte, sei alles vorbei, für immer, so sagte er sich. Denn was hatte er schon, außer dem Haus, und dem Fluß. Dem Fluß, in dem sie sich jeden ersten Donnerstag des neuen Monats räkelte. Ihren Körper mit Wasser benetzte. Ihren Körper, ihren Körper ihren Körper ihren Körper… Körper. Körper. Körper. Körper. Körper. Körper. Er keuchte laut auf.
Sie war in seinem Fluß, in seinem, so war sie in ihm. Seine Augen glitzerten vor Freude. Es überkam ihn, und so ging er langsam aus seinem Versteck unter den Brettern des Steges hervor.
Als sie ihn sah, schrie sie erschrocken auf. Ein leichtes, scheues Kreischen, welches ungehört in den großen Bergen verhallte. Nur die schier unendliche Stille empfang es.
Sie rannte, unbeholfen stolpernd, wühlte das Wasser auf. In hohen Wellen schlug es aus, und so wog auch sein Blut immer hektischer durch seinen drängenden Körper. Schnell holte er sie ein, riss sie herab. Der Schlamm wirbelte in Wolken durch das Wasser, als ihr reiner, weißer Körper in den klebrigen braunen Untergrund einschlug. Die Wogen erfüllten ihre Nase, raubten ihr den Atem, der Fluß erstickte ihre Schreie, die Tränen vermischten sich mit dem schnellen Strom, während sich sein Hirn voll Glück wand wie die Mäander. Er liess sie liegen, dort, im Schlamm, die bleiche, makelose Haut von dickem Matsch bedeckt und verunreinigt. Er ging in das Haus, und legte sich in sein Bett.
Der nächste Donnerstag des neuen Monats kam, doch sie tat es nicht. Natürlich wusste er das.
Der einzige Ort, den sie noch aufsuchte, lag sechs Fuss tiefer. Er ging zum Fluß, seine Füße zerbrachen das gefrorene Gras, wie er sie gebrochen hatte. Der Winter war schnell gekommen dieses Jahr. Nackt stieg er in das Wasser, das seine Muskeln brennen liess.
Die roten Schildkröten umschwommen ihn wie Blutspritzer. Er liess sich tief fallen, und wurde eins mit seinem Fluss. Deep in my house, I am … giggling, knowing that I had emptied my river of the last turtle. That’s when I heard you come up for air from hunting my river, and I think, aw Christ come next month, there’ll be a first Thursday, what would I like to watch you chase with your fingerless body. Body body, body…

Langsam stand er aus dem Schaukelstuhl auf. Das war die Geschichte also. Der Mann war kein Held, der sich am Fluß um seinen hilflosen Bruder kümmerte. Es gab kein Idyll, keine Freude, kein glückliches, frohes Ende. Nie hatte es sie gegeben, er kannte die Geschichte doch. Und doch hatte er sie ihm immer so erzählt, naiv, verblendet, so wie er eben war. Er nahm eine Zigarette aus seiner Brusttasche, mit einem leichten Knistern entzündete die Flamme des Streichholzes den trockenen Tabak. Er liess es fallen, und die schweflige Spitze verband sich liebevoll mit der kleinen Wiege.
Er sah zu, wie die Wiege anfing zu brennen, dann der Teppich und die Vorhänge. Sie verbrannten und wurden schwarz, so wie seine Seele es geworden war. Brennen. Kleine Flammen. Flammen. Flammen.

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