Re: Paula Pantoffeltierchens Drogentrip mit Nikki dem Clown, Schachtmenschen, Mördern und einer Aberratio Mentalis Partialis

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Nik

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Three Mile Pilot. – x. Miner
http://www.youtube.com/watch?v=v7UeBxHFhK4
Three Mile Pilot. Von denen hab ich am Freitag erst ne 7“ in der Hand gehalten. Leider hatte ich kein Geld dafür, sie mir noch mitzunehmen. Aber es gibt immer ein nächstes Mal, und so werde ich sie dann eben mitnehmen, und weiß schon, was mich erwartet. Der Wundertüteneffekt geht dann zwar verloren, aber dafür können sich ja vielleicht einige an einer neuen Geschichte und einem neuen Lied erfreuen. Wieder Amerikaner, und wieder Mitglieder verschiedener Bands die ich kein bisschen kenne. Mit San Diego kommen sie aber aus einer ganz anderen Ecke des großen Sam, als Kiss it Goodbye es taten. Und auch musikalisch zeigt sich mir, trotz etwa gleicher Zeit, etwas ganz anderes. Und vor allem etwas, das mir viel mehr zusagt. Eine angenehme Mischung, dominiert von einem leicht verzweifelten Noise Rock-Acker, wird mit einer gehörigen Prise frühem Post Hardcores, einigen Samen Indie- und Post Punks und vor allem riesigen Mengen Dünger purer Depression verfeinert.
Und ja, die Metapher war unfassbar beschissen, dafür ist der Gesang hier umso überragender.
An sich ein ausdrucksstarkes Lied, das mitzureissen weiß. Gefällt mir sehr, sehr gut. Und, verzeihe mir meine jugendliche Unwissenheit, erinnert mich in Teilen an die jungen And you will know us by the trail of dead (welche sich interessanterweise im Erscheinungsjahr von The chief assassin to the sinister gegründet haben).

Die Welt pulsierte. Nicht wirklich. Aber für ihn. Bilder verzogen sich, streckten sich. Zumindest versuchten sie das. Doch etwas hielt ihn in der Realität. Und die Realität ist starr, unbeweglich. Sie kann nicht einfach verformt werden. Sie ist, und wird immer sein. Und somit ist sie vor allem einsam. Wie er. Und so riss seine Wahrnehmung im Kampf zwischen Sollen und Wollen wie ein klassisches Drama. Große Wölfe umkreisten ihn. Sie waren nur Schemen, verschwommen. In kleinen Intervallen löste sich ihr Nebel, und er konnte sie in aller Klarheit erkennen. Ihr dickes Fell lag eng an ihrem Körper an, und hüllte sie in einen grauen Mantel langer Linien. Ihre Muskeln bewegten sich gut deutlich unter dem Fell, es lag ihm an wie Wellen einem entsättigten Ozean. Sie waren fast schwarz, und stachen so stark aus dem klaren, weißen Schnee heraus, welcher zentimeterhoch die gefrorene Erde bedeckte. Ihre Lefzen waren hochgezogen und entblössten teernes Fleisch und scharfe Zähne, die wie ein höhnisches Grinsen zu verlaufen schienen. Fragile Wolken nebligen Kondenswassers verloren sich in der Luft, während ihre ausdruckslosen Augen in fixierten. Sie ließen keinen Zweifel an ihrer Absicht. Und so ließen sie ihm keine Hoffnung. In immer kleiner werdenden Kreisen umzingelten sie ihn, hinterließen eine Spirale im Schnee. Bald würden sie die weiße Leinwand mit einem expressionistischen Gemäde in rot einfärben. This is the torture king calling it quits. Spotlight! Let’s smoke them out of the cabin and leave, if the snow don’t kill them the wolves will…

Knochen splitterten, Haut riss. Zähne auf Knochen, Hass auf Isolation. Er saß alleine im dunkeln. Die Welt hatte ihn verlassen, und er sie. Er war in einem dunklen Raum, ohne Geruch, ohne Geräusch. Sensorische Deprivation. Er wusste nicht, wie lange er nun hier war. Die Wände erdrückten ihn.
Am Anfang war er ängstlich. Verzweifelt. Nun war er einfach nur… leer… leer… leer…
Früher hatte er die Leere gefüllt. Reizüberflutung, Konsum, Überschwang, Dekadenz. Aber nun, gefangen in seinem ganz eigenen Tartarus aus Beton, konnte er nichts mehr tun. Nur eines. Sich ganz langsam von der Leere verzehren lassen, verschwinden, nichts werden, sich auflösen, Nibbāna.
Langsam zog er das Feuerzeug aus seiner Tasche. Nun, wenn es sich eben so ergab. Dann ließ er sich eben verschlingen. Lotussitz. Dies wäre dann sein zehnter Juni. Nur war sein Opfer leer, wie er es war. Und so würde es auch nie jemand erfahren. Das ganze Leben für nichts gestanden. Und so auch für nichts gefallen. Das war sein… Schicksal? This hunger is curved only for moments till the
heart is empty and we are ready to fill again, just like home, just a little more meat on
the bone. The marrow of depression eradicates movement- infinity – it’s all for me. And the fire burns on. Infinity.

Er sank zusammen und blieb bis zum Morgengrauen dort sitzen, um dann durch den Wald zu streifen und den nächsten Bus nach Hause zu nehmen. Der kleine Wald erschien beunruhigend. Nebel raubte ihm die Sicht. Aber er kannte den Weg ja. Links zur großen Eiche, dreihundert Meter geradeaus, rechts und etwas schräg. In vielleicht zehn Minuten kam er an der Bushaltestelle an. Keinen Gedanken verschwendete er mehr an den Mann in dem Bunker. Der würd‘ ja eh verrecken, also. Ob er nun verhungert, erstickt, dehydriert oder sich seine hässliche Fratze an den scharfen Kanten der ehemaligen Messeinheiten blutig schlagen, bis sie nur noch ein feuchter Klumpen ist. Das war nun alles nicht mehr sein Problem. Nun wollte er sich seinen letzten Auftrag geben. Den habe er sich ja verdient. Aber schon der Anfang legte das Ende ja offen. Seinen letzten Auftrag gab er sich nicht selbst. Ein leises Knacken war hinter ihm zu hören. Blendender Schmerz in seinem Nacken. Rote Schwader vor seinen Augen. Ein verzweifeltes Röcheln. Der intensive Geschmack von Salz in seinem Mund. Ein sinnloses Ringen nach Luft. Dunkelheit. This is the torture king calling it quits.

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